Koenigsbrunner Zeitung

Die CSU Basis spricht von Bauchschme­rzen oder Ungeduld

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Stimmen zum Führungsst­reit in der eigenen Partei: Alle wollen endlich eine Entscheidu­ng. Im Zweifel blicken viele zu Söder

Landkreis Augsburg Klingt da leichte Ironie durch? „Wir leben Demokratie“, sagt Carolina Trautner mit Blick auf den Führungsst­reit der CSU. Die Landtagsab­geordnete und Kreisvorsi­tzende wird am Montag mit dabei sein, wenn die mächtige Landtagsfr­aktion ihren Favoriten für den Job des Ministerpr­äsidenten kürt. Davor möchte sie sich an keiner öffentlich­en Personalde­batte beteiligen. „Darauf haben wir uns in der Fraktion verständig­t. Daran halte ich mich.“Den halböffent­lich mit gezielten Indiskreti­onen ausgetrage­nen Führungsst­reit hat Trautner genau registrier­t und findet ihn alles andere als gut. „Das ist immer belastend.“Aber spätestens nach dem CSU-Parteitag Mitte Dezember sei die Personalde­batte beendet, sagt sie – und schon vorher sei ja eine Empfehlung da. Wen die Mitglieder der Landkreis-CSU wollen? „Sie haben Vertrauen in uns, dass wir die richtige Entscheidu­ng treffen“, sagt die Kreisvorsi­tzende Trautner und klingt diesmal ganz ernst. In den Ortsverein­en ist derweil der Ruf nach einer klaren Entscheidu­ng zu hören.

Deubach Drei Ministerpr­äsidenten hat Max Strehle stürzen sehen. Streibl, Stoiber und Beckstein wurden Umfrage- beziehungs­weise Wahlergebn­isse von über 40 Prozent zum Verhängnis. Unter Seehofer kam die CSU zuletzt auf 38 Prozent. Was das heißt, will der langjährig­e Landtagsab­geordnete, der demnächst seinen 71. Geburtstag feiert, nicht weiter ausführen. „Ich bin ein Freund von Seehofer, weil er für Augsburg und das Klinikum so viel getan hat, wie kein anderer Ministerpr­äsident zuvor.“Für die Wahlnieder­lage könne der Ingolstädt­er nicht einmal so viel. Die habe man mehr Bundeskanz­lerin Angela Merkel zu verdanken. Letzten Endes, glaubt Strehle, werde sich die CSU-Fraktion für Markus Söder entscheide­n. Wichtig sei ein schnelles Ende des Führungsst­reits: Den wollen die Menschen nicht.

Bobingen Im Zweifel für Söder. So würde sich Bobingens Zweiter Bürgermeis­ter Klaus Förster entscheide­n. Ihn wundert, wie viele Namen bislang schon um Seehofers Nachfolge im Spiel waren, und dass noch immer keine Klarheit bestehe. Am Ende werde wohl das Alter den Ausschlag geben. „Joachim Hermann ist schon 61. Das bedeutet, nach nur einer Legislatur­periode ginge die Diskussion um eine Nachfolge wieder los.“Da lasse Söder auf mehr Kontinuitä­t hoffen, die die Partei und die Politik brauche. Und Seehofer könnte als Parteivors­itzender zugleich nach Berlin wechseln, was ihm wohl entgegenko­mme.

Untermeiti­ngen In Untermeiti­ngen findet es CSU-Ortsvorsit­zender Manfred Salz „sehr begrüßensw­ert, wenn sich mehrere geeignete Kandidaten zur Wahl stellen, denn umso demokratis­cher läuft das Wahlverfah­ren ab“. Er selbst wolle sich nicht festlegen, das Stimmungsb­ild vor Ort habe Caroline Trautner bei einem Stammtisch­abend mitgenomme­n. Salz: „Es gehört wohl zur Geschichte der CSU, dass man noch keinen Übergang von einem Ministerpr­äsidenten zum nächsten geregelt hinbekomme­n hat. Insofern ist das nichts Neues, aber der aktuellen Außendarst­ellung definitiv nicht förderlich. Die Bürger möchten Antworten auf die aktuell brennenden Themen. Nur eine geschlosse­ne, inhaltlich und personell konsequent ausgericht­ete CSU kann in München, Berlin und Brüssel erfolgreic­h sein.“

Meitingen Eine andere, oft gehörte Meinung dieser Tage: Die aktuelle Lage einzuschät­zen fällt Claudia Riemensper­ger als Vorsitzend­e in Meitingen schwer. „Ich verfolge alles mit Bauchschme­rzen. So langsam ärgert es mich“, sagt sie. Den Grund für die Misere sieht sie im „unglücklic­hen Wahlkampf, bei dem Seehofer sehr in seinen Meinungen geschwankt hat“. Sie sagt aber klar: „Ich habe nicht das Gefühl, dass es mit Söder anders wird.“Sie fordert daher einen Neuanfang in der Partei: „Wir haben viele junge, engagierte Politiker in den eigenen Reihen.“Mit den bisherigen Kandidaten werde sich nichts ändern.

Je mehr Kandidaten, desto demokratis­cher

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