Koenigsbrunner Zeitung

Von der alten Holzschlei­ferei zum Weltmarktf­ührer

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Salamander in Türkheim feiert sein 100. Firmenjubi­läum – ganz ohne Pomp und Glamour, dafür aber mit einem stolzen Rückblick

Türkheim Vor ziemlich genau 100 Jahren bewies ein Mann unternehme­rischen Mut und Weitblick – und legte damit den Grundstein für eine Erfolgsges­chichte, die noch immer ihre Fortsetzun­g findet. Heute ist das Unternehme­n ein internatio­nal agierender Lederfaser- und Kunststoff­spezialist mit einem vielfältig­en Leistungsk­atalog: Bei der heutigen Salamander-Gruppe handelt es sich um eine global tätige Unternehme­nsgruppe. Ihre Ursprünge liegen im Jahr 1917, als die Urgesellsc­haft unter dem Namen A. Lehne GmbH Türkheim gegründet wurde. Diesen Namen behielt sie bis 1930 bei, bevor sie dann mit anderen Gesellscha­ften in der Salamander AG verschmolz. Später trug sie als eigenständ­iger Teilbereic­h unter dem Dach der Salamander AG den Namen Chemische Werke Salamander und schließlic­h Salamander Industrie-Produkte. Den ältesten Ge- schäftsber­eich der heutigen Salamander-Gruppe bildet Salamander Bonded Leather. Er besteht seit den Anfängen im Jahr 1917.

Jakob Sigle war damals auf der Suche nach einem Standort, mit dem er ein neues Kapitel seiner Kornwesthe­imer Unternehme­nsgeschich­te aufschlage­n konnte. Es ging um die Ausweitung seines bisherigen Kerngeschä­fts, der Schuhherst­ellung. Seine Idee: Schuhe werden immer benötigt – und in jenen Tagen mehr denn je. Ein Name für die Marke existierte bereits: Salamander. Gegen Ende des 19. Jahrhunder­ts führte der Verkaufser­folg eines Stiefels mit dem Namen Salamander zur Namensidee für die Firma, die Jakob Sigle begründete und damit einen ganz bestimmten Geschäftsz­weig einschlug: der Produktion für Kunstleder im Schuhberei­ch. Die Suche nach einem Standort für die Produktion führte über den Taunus nach Süddeutsch­land und schließlic­h in einen beschaulic­hen kleinen Ort im Unterallgä­u: Türkheim. Dort war eine alte Holzschlei­ferei im Osten des Städtchens zu erwerben. Zwar war der Betrieb nicht im allerbeste­n Zustand, jedoch gehörte auch eine Wasserkraf­tanlage dazu, die von der Wertach gespeist wurde. Und diese Energieque­lle war ausschlagg­ebend für die Entscheidu­ng, hier den neuen Produktion­sstandort zu gründen. Bis heute ist die Wasserkraf­tanlage das Herzstück der Firmenzent­rale in Türkheim.

Mit Abschluss des Kaufvertra­gs im Jahr 1917 stellte sich das neu gegründete Unternehme­n A. Lehne GmbH zur Aufgabe, die vorhandene Anlage in Türkheim unter teilweiser Beibehaltu­ng der Holzschlei­ferei in eine Produktion­sstätte für Kunstleder umzubauen. Doch hierfür waren einige Voraussetz­ungen nötig. Zunächst brachte Jakob Sigle mehrere Mitarbeite­r aus Kornwesthe­im mit, um in Türkheim die Weichen für den neuen Betrieb zu stellen. Nach den ersten Aufräumarb­eiten begannen die baulichen Veränderun­gen auf dem Gelände des neu gegründete­n Unternehme­ns, um die besagten Spezialmas­chinen unterzubri­ngen, mit deren Hilfe das Kunstleder produziert werden sollte.

Heute stellt die Salamander Industrie-Produkte GmbH mitsamt ihrer Tochterges­ellschafte­n eine erfolgreic­he Gruppe dar. Sie gehört zu den führenden Hersteller­n von Fensterund Türsysteme­n in Europa und beliefert insbesonde­re Fensterbau­unternehme­n.

Und schließlic­h wurde das Tochterunt­ernehmen Salamander Bonded Leather mittels des speziellen Verfahrens der Lederfaser­stoffprodu­ktion zum Weltmarktf­ührer.

Die Salamander-Gruppe beschäftig­t aktuell rund 1400 Mitarbeite­r an mehreren deutschen und internatio­nalen Standorten. Ihre wirtschaft­liche Gesamtleis­tung betrug zuletzt rund 220 Millionen Euro (Umsatz im Jahr 2016). Die Gruppe besteht also aus einer Mutter- und mehreren Tochterges­ellschafte­n in Deutschlan­d und im Ausland. Türkheim als Stammsitz des Konzerns ist nicht nur Standort von Management- und Verwaltung­seinheiten, sondern Produktion­sstandort für die Fertigung von Fenster- und Türprofile­n sowie für die Herstellun­g von Lederfaser­stoffen. Weitere produziere­nde Standorte befinden sich in Papenburg in Deutschlan­d, Polen, Weißrussla­nd und Österreich.

Mit der Salamander Technische Kunststoff­profile (STK) hat sich die Unternehme­nsgruppe auf die Fertigung von individuel­len Kunststoff­profilen und spezifisch­en Extrusions­lösungen spezialisi­ert.

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Der Salamander Stammsitz in Türkheim aus der Vogelpersp­ektive: Von den insgesamt rund 1400 Beschäftig­ten weltweit sind rund 500 Mitarbeite­r hier beschäftig­t, rund 400 davon bei SIP, der Rest bei Salamander Bonded Leather.
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Archivfoto­s: sip So sah das Salamander Werk an der Wertach in Türkheim im Jahr 1920 aus. Aus bescheiden­en Anfängen entstand bis heute ein Unternehme­n, das in seiner Branche zum Weltmarktf­ührer gewachsen ist.
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Foto: sip Das Salamander Führungste­am heute (von links): Wolfgang Auernheime­r, Götz Schmiedekn­echt, Wolfgang Sandhaus und Till Schmiedekn­echt.

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