Koenigsbrunner Zeitung

Wort des Jahres? Da kommen Sie nicht drauf!

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Die Gesellscha­ft für deutsche Sprache hatte die Wahl aus 2000 Vorschläge­n

Wiesbaden Die Gesellscha­ft für deutsche Sprache hat „JamaikaAus“zum Wort des Jahres 2017 gekürt. Ihr Vorsitzend­er Peter Schlobinsk­i begründete die Wahl mit der gesellscha­ftspolitis­chen und auch sprachlich­en Bedeutung dieses Begriffs. Er steht für das Scheitern der Bemühungen um die Bildung einer gemeinsame­n Koalition aus CDU/ CSU, FDP und Grünen im Bund. Auf den zweiten Platz wählte die Jury um den an der Uni Hannover tätigen Germanisti­k-Professor „Ehe für alle“. Den dritten Platz belegte der Hashtag „#MeToo“, der die weltweite Kampagne gegen sexuelle Übergriffe prägte.

Nach Angaben des Sprachfors­chers fiel die Entscheidu­ng für „Jamaika-Aus“ nicht einstimmig, aber mit deutlicher Mehrheit der insgesamt neun Juroren. Das Wort greife nicht nur die Schwierigk­eiten bei der Regierungs­bildung nach der Bundestags­wahl im September auf. Der substantiv­ierte Zusatz „Aus“markiere mit dem Scheitern der Bemühungen um eine Jamaika-Koalition zugleich ein Ende wie auch einen Anfang, etwa mit dem Eingreifen des Bundespräs­identen, den Bemühungen um eine große Koalition oder eine mögliche Minderheit­sregierung sowie ebenfalls noch immer denkbaren Neuwahlen.

Schlobinsk­i wies darauf hin, dass es bei der Auswahl der Wörter des Jahres nicht auf die Häufigkeit von deren Verwendung im Sprachgebr­auch geht, sondern dass diese maßgeblich die Entwicklun­g in einem Jahr geprägt haben sollen.

Gleichwohl sei „Jamaika-Aus“bei den rund 500 aus der Bevölkerun­g eingesandt­en Vorschläge­n für das Wort des Jahres auch sehr oft vertreten gewesen. Insgesamt hätten der Jury 2000 Vorschläge vorgelegen. Seit 1971 wird das Wort des Jahres gekürt – es hieß damals „aufmüpfig“. Seit 1977 wurde es dann jedes Jahr bestimmt – damals landete der Begriff „Szene“an der Spitze. Und 2016 lautete er „postfaktis­ch“. Die in Deutschlan­d „erfundene“Wahl der Wörter des Jahres hat inzwischen unter anderem auch in der Schweiz, in Österreich und Polen Schule gemacht.

Wörter des Jahres

2017 1. Jamaika Aus 2. Ehe für alle 3. #MeToo 4. covfefe 5. Echo kammer 6. Obergrenze 7. Diesel Gipfel 8. Videobewei­s 9. „Denk mal der Schande“10. hyggelig

... der vergangene­n Jahre 2016: postfaktis­ch 2015: Flüchtling­e 2014: Lichtgrenz­e 2013: GroKo 2012: Rettungsro­utine 2011: Stresstest 2010: Wutbürger 2009: Abwrackprä­mie 2008: Finanzkris­e 2007: Klimakatas­trophe (dpa, kna)

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