Brexit: Besonders die Iren machen sich Sorgen
Auch die Briten in unserer Region sind weiterhin skeptisch. Einer ist sogar schon deutscher Staatsbürger geworden
unmöglich sein, auch nur die Hälfte aller ungeklärten Fragen bis zum Frühjahr zu regeln“, ist Ranson überzeugt. Großbritannien werde dann einen Status haben wie Ghana oder der Iran.
Es sei schlimm, wie der Brexit Großbritannien nun förmlich auseinanderreißt: Die Schotten und die Nordiren wollen in der EU bleiben, die Stadt London auch. „Das gibt eine innenpolitische Zerreißprobe für die Regierung“, sagt Ranson. Er sei gespannt, wie lange das Premierministerin Theresa May noch übersteht. Andrew Ranson hält die britische Haltung für arrogant und kurzsichtig: „Die sollten mal von ihrem hohen Ross absteigen.“
Einer der Punkte, auf die man sich nun geeinigt hat, ist die Verhinderung einer „harten“Grenze zwischen der EU-zugehörigen Republik Irland und Nordirland als Teil Großbritanniens. Dies betrifft auch den Täfertinger John Malcolmson, gebürtiger Nordire. Sein Bruder mit Verwandtschaft lebt in Nordirland. Auch sie hätten für den Brexit gestimmt – für den 63-Jährigen, der seit über 30 Jahren in Deutschland lebt, unverständlich. „Klar gibt es vieles in der EU, das nicht funktioniert, aber der Ausstieg ist keine gute Lösung“, findet er.
Malcolmson diente früher sogar als Soldat in der Armee und kann sich noch allzu gut an die Unruhen und die Gewalt im NordirlandKonflikt erinnern. Daher wäre er froh, wenn sich eine gute Lösung für die nordirisch-irische Grenze ergeben würde. „Irland lebt ja vom Import und Export – eine harte Grenzregelung wäre fatal.“Trotz allem hat Malcolmson immer noch einen britschen Pass, „den würde ich auch nie hergeben.“
So geht es auch Donald O’Riada aus Thierhaupten. „Ich liebe Deutschland und vor allem Bayern, aber ich bin stolz, Ire zu sein“, sagt der 52-jährige Betreiber einer Sprachenschule in Augsburg, der seit 22 Jahren in Deutschland lebt. Er stammt aus der Republik Irland, die in der EU bleiben will. Auch er verfolgt in diesen Tagen die Nachrichten und war gestern erleichtert, dass es keine „harte“Grenze zu Nordirland geben soll. „Ich bin in 90 Kilometer Entfernung von der Grenze aufgewachsen, mit den Bomben und der Gewalt“, erzählt er. Er erinnert sich gut daran, dass er als Kind oft Todesangst gehabt habe. Zu einer rigiden Trennung beider Länder zurückzukehren, wäre in seinen Augen „ein Albtraum“. Die Briten hätten mit ihrem Votum für den Ausstieg aus der EU nicht gewusst, was sie taten, meint O’Riada. Das Ganze sein eine echte Tragödie, die vermeidbar gewesen wäre.