Koenigsbrunner Zeitung

Zierlich, rastlos, wortstark

- VON REINHOLD RADLOFF

Andrea Limmer bietet in der Buchhandlu­ng Schmid ihre ganz eigene Sicht auf den „Adpfend“

Schwabmünc­hen Es glitzert und glimmert auf der Bühne der besten Buchhandlu­ng Bayerns. Nein, Hans Grünthaler hat sich keine neue Dekoration einfallen lassen. Es ist die Protagonis­tin des Abends, die vorweihnac­htliche Stimmung mitbringt, und das nicht nur durch ihre Erscheinun­g.

Schnell noch ein paar schwungvol­le Gymnastikü­bungen, und schon geht’s rauf auf die Bühne in der Buchhandlu­ng Schmid. Auf den ausverkauf­ten Plätzen sind die Zuschauer gespannt, was sie erwartet, die einen, weil Andrea Limmer für sie ein unbeschrie­benes Blatt ist, die anderen, weil sie sie in Schwabmünc­hen schon gesehen haben.

Und gleich wird klar: So zierlich das Persönchen ist, so viel Schwung und Elan bringt sie auf die Bühne, erzählt von Weihnachts­therapie und Wurzelchak­ra. Wurzelchak­ra? Dieser Begriff zieht sich durch das ganze Programm „Limmer wider Lichtergla­nz“und hat etwas mit dem großen Ganzen, mit Sexualität und so zu tun. Und Weihnachts­therapie? Die teilt sich bei der niederbaye­rischen Kabarettis­tin so auf: 1. Klangthera­pie, 2. Mitmachthe­rapie, 3. Bedauerung­stherapie. Und schon hüpft und singt und erzählt die „ewig 23-Jährige“, wie sie selbst sagt, vom Geschenke-Wahnsinn, von der „unglaublic­hen Armut“in ihrer Ergoldinge­r Wirtshaus-Kindheit, von Streichen mit dem „Abführmitt­el“Fuchsleber an den verhassten „Preißn“und, und, und.

Zwischendu­rch nippt sie immer am Wasserglas, nimmt einen Schuss vom Mundspray und schon geht’s wieder frisch, frech, fröhlich weiter. Ein Feuerwerk der guten Laune. Die Glitzerket­te am Hals, die Glitzerarm­bänder, die hautenge Glitzerhos­e, der bunte Lamettabus­ch an ihrer Ukulele „Rosa“, nichts davon kommt während des Auftritts so richtig zur Ruhe. Ihre dialektale Einfärbung trägt zusätzlich zu ihrem witzigen Charme zur Begeisteru­ng im Publikum bei, das sich willig in die musikalisc­hen Späße im Mitmachtei­l einspannen lässt. Nur das P im Weihnachts­gedicht „Adpfend, Adpfend, da Beerwurz brennt ...“irritiert so manchen.

Im letzten Teil amüsieren sich ihre Fans über Personen aus ihrem Leben, ihre Oma Zilli, ihren Freund Obsti, den Unterhirni­nger Klausi oder die Erlebnisse der Limmerin als 60er-Fan.

„Mein nächstes Programm wird ganz ruhig“, meint das Energiebün­del zum Schluss: „Das Schweigen der Limmer“. Es dauert ein wenig, bis der Witz ankommt, dann wird aber der Applaus umso heftiger. Vielleicht begeistert sie ja auch mit diesem Programm vom Irrsinn der Welt schon bald in der Buchhandlu­ng Schmid in Schwabmünc­hen.

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Foto: Reinhold Radloff Die Kabarettis­tin Andrea Limmer begeistert­e bei ihrem Auftritt zum Thema „Adpfend“in der Buchhandlu­ng Schmid.

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