Koenigsbrunner Zeitung

Königsbrun­ner sind nicht kleinzukri­egen

- VON CLAUDIA DEENEY

Auf dem Weg nach Gambia begegnet das Team vom Verein Meilen-fuer-Kinder.de hartnäckig­en Zöllnern, fies platzierte­n Steinen und einem Autofahrer ohne Augenmaß. Am Ende bekommen sie aber noch einen besonderen Preis

Königsbrun­n Von Königsbrun­n nach Westafrika und zurück: Acht Brunnenstä­dter haben ihre Benefiz-Rallye-Reise gut überstande­n und jetzt einiges zu erzählen. Von Königsbrun­n ging es mit drei Autos und einem Lastwagen, alle voll beladen mit diversen Hilfsgüter­n, nach Banjul in Gambia. Anita Roser, Roland Krätschmer und ihre Mitstreite­r vom Verein Meilen-fuer-Kinder.de erreichten nach 7200 Kilometern in 16 Etappen ihren Zielort, genau wie geplant am 30. November gegen 2 Uhr, seit Kurzem sind sie wieder in der Heimat.

Am 11. November war die kleine Kolonne begleitet von Polizei und Freiwillig­er Feuerwehr aufgebroch­en (wir berichtete­n). Die Etappen durch Frankreich und Spanien verliefen sehr entspannt. Das änderte sich schlagarti­g an der Grenze zu Marokko. Dort war erst mal für 30 Stunden Schluss mit der Weiterfahr­t.

„Wir sind ja schon zum vierten Mal die Tour gefahren, hatten aber noch nie einen Lastwagen dabei“, erklärt Krätschmer, und genau der war dann das Problem. Dem marokkanis­chen Zoll war es total egal, ob Rallye oder Benefiz, er wollte Einreisepa­piere und Zollgebühr­en. Und ließ dann auch noch als zusätzlich­es Extra alle insgesamt vierzig Fahrzeuge der Rallyeteil­nehmer durch die Röntgengar­agen fahren und filzen. „Das war einfach nur Schikane“, findet Anita Roser. Vierzig Fahrzeuge, weil sich zu diesem Zeitpunkt der gesamte Konvoi der Rallye Dresden-Benjul bereits zusammenge­schlossen hatte.

Nachdem die Marokkaner ihre Zollgebühr­en und Genugtuung hatten, ging es endlich weiter. Aber Marokko erwies sich weiter als anstrengen­d für die Königsbrun­ner. Bei der Überquerun­g des Atlas-Gebirges kam es zu einem Unfall, der glückliche­rweise glimpflich ablief. Und wieder war der Lastwagen mit Fahrer Wolfgang Schimpfle und seiner Schwester Adelheid Wagner als Beifahreri­n involviert: „Zwischen dem Lkw und uns war ein marokkanis­cher Kleinwagen und der überholte in einer Rechtskurv­e. Auf einmal sahen wir nur noch Staub und Rauch“, erzählt Roser.

Der Fahrer hatte sich wohl verschätzt, scherte zu früh ein und erwischte den Lastwagen vorne an der Stoßstange. Dem deutschen Fahrzeug machte das nicht viel aus, aber das marokkanis­che Auto war ziemlich hinüber. „Drei Frauen und Baby mit drin, keiner angeschnal­lt“, sagt Roser. Glück im Unglück, keine Verletzten, keine Polizei und nach einigem Gefeilsche in französisc­her Sprache zahlte der Marokkaner 70 Euro und knöpfte dafür den Brunnenstä­dtern einen Sack Kuscheltie­re und weitere Werbemater­ialien ab.

In Mauretanie­ns Wüste erwischte es dann das Team Roser und Krätschmer selbst. „Sie ist an einem Felsen hängen geblieben“, lacht Krätschmer und sie kontert gleich: „Da war ich aber nicht die einzige, es war an der Stelle so eng und da hat es mehrere erwischt.“Dumm nur, dass der Tank aufgerisse­n war und man das herauströp­felnde Benzin notdürftig mit den mitgeführt­en Kochtöpfen auffing. Ein Spezialkle­ber der Dresdner Crew konnte die Plastikwan­ne wieder abdichten und der abgebroche­ne Auspuff konnte auch wieder befestigt werden. Bis die Schäden repariert waren, haben die Königsbrun­ner die komplette Rallye samt Polizeiesk­orte zu einem Zwangsstop­p verdonnert. „Einer für alle, alle für einen so ist das bei dieser Tour“, sagt Krätschmer.

Die Durchqueru­ng der Wüste brachte noch ganz eigene Herausford­erungen mit sich. Beispielsw­eise die Problemati­k die entsteht, wenn man in der Wüste sechs Liter Wasser täglich trinken muss, es aber keine Toiletten gibt. „Also Schamgefüh­l kann man sich da gleich mal komplett abschminke­n und auch die Windrichtu­ng sollte man immer im Auge behalten“, sagen Roser und Krätschmer. Der Rest bleibt der Fantasie überlassen.

Trotzdem wird es 2019 wieder eine Rallye mit Königsbrun­ner Teilnehmer­n geben. Nicht nur, weil es wirklich jedes Mal eine bemerkensw­erte Reise ist, sondern auch, weil sie auch außerorden­tlich erfolgreic­h ist. Auch dieses Mal brachten die Versteiger­ungen allein der vier Fahrzeuge aus dem Brunnenstä­dter Team 11 300 Euro. Mit den anderen Spenden konnten zusammen 16600 Euro für die verschiede­nen Hilfsproje­kte der Dresden-Banjul-Organisati­on (DBO) übergeben werden, die die Rallye organisier­t.

Für diese Leistung wurden Krätschmer und seine Mitstreite­r auch offiziell ausgezeich­net als erfolgreic­hstes deutsches Team. Und wie viel Gutes mit dem Geld bewirkt wird, hat sich das Team natürlich vor Ort ausführlic­h angeschaut und die zahlreiche­n Projekte besucht.

 ??  ?? Roland Krätschmer und Anita Roser präsentier­en die handgeschn­itzte „Urkunde“als Team mit den meisten verkauften Autos.
Roland Krätschmer und Anita Roser präsentier­en die handgeschn­itzte „Urkunde“als Team mit den meisten verkauften Autos.
 ?? Fotos: Roland Krätschmer ?? Die Nursery and Primary School in Kobisala ist eines der unterstütz­ten Projekte. Die Königsbrun­ner Jubiläumsf­ahne hat das Brun nenstädter Team als Geschenk mitgebrach­t. Diese wird zukünftig an Festtagen vor der Schule gehisst.
Fotos: Roland Krätschmer Die Nursery and Primary School in Kobisala ist eines der unterstütz­ten Projekte. Die Königsbrun­ner Jubiläumsf­ahne hat das Brun nenstädter Team als Geschenk mitgebrach­t. Diese wird zukünftig an Festtagen vor der Schule gehisst.
 ??  ?? So sehen die typischen Rallye Raststatio­nen in Mauretanie­n aus. Die Königsbrun­ner Fahne grüßte immer am Lastwagen.
So sehen die typischen Rallye Raststatio­nen in Mauretanie­n aus. Die Königsbrun­ner Fahne grüßte immer am Lastwagen.
 ??  ?? „Achtung! Dromedare kreuzen“– keine leere Ansage in der Westsahara.
„Achtung! Dromedare kreuzen“– keine leere Ansage in der Westsahara.

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