Königsbrunner sind nicht kleinzukriegen
Auf dem Weg nach Gambia begegnet das Team vom Verein Meilen-fuer-Kinder.de hartnäckigen Zöllnern, fies platzierten Steinen und einem Autofahrer ohne Augenmaß. Am Ende bekommen sie aber noch einen besonderen Preis
Königsbrunn Von Königsbrunn nach Westafrika und zurück: Acht Brunnenstädter haben ihre Benefiz-Rallye-Reise gut überstanden und jetzt einiges zu erzählen. Von Königsbrunn ging es mit drei Autos und einem Lastwagen, alle voll beladen mit diversen Hilfsgütern, nach Banjul in Gambia. Anita Roser, Roland Krätschmer und ihre Mitstreiter vom Verein Meilen-fuer-Kinder.de erreichten nach 7200 Kilometern in 16 Etappen ihren Zielort, genau wie geplant am 30. November gegen 2 Uhr, seit Kurzem sind sie wieder in der Heimat.
Am 11. November war die kleine Kolonne begleitet von Polizei und Freiwilliger Feuerwehr aufgebrochen (wir berichteten). Die Etappen durch Frankreich und Spanien verliefen sehr entspannt. Das änderte sich schlagartig an der Grenze zu Marokko. Dort war erst mal für 30 Stunden Schluss mit der Weiterfahrt.
„Wir sind ja schon zum vierten Mal die Tour gefahren, hatten aber noch nie einen Lastwagen dabei“, erklärt Krätschmer, und genau der war dann das Problem. Dem marokkanischen Zoll war es total egal, ob Rallye oder Benefiz, er wollte Einreisepapiere und Zollgebühren. Und ließ dann auch noch als zusätzliches Extra alle insgesamt vierzig Fahrzeuge der Rallyeteilnehmer durch die Röntgengaragen fahren und filzen. „Das war einfach nur Schikane“, findet Anita Roser. Vierzig Fahrzeuge, weil sich zu diesem Zeitpunkt der gesamte Konvoi der Rallye Dresden-Benjul bereits zusammengeschlossen hatte.
Nachdem die Marokkaner ihre Zollgebühren und Genugtuung hatten, ging es endlich weiter. Aber Marokko erwies sich weiter als anstrengend für die Königsbrunner. Bei der Überquerung des Atlas-Gebirges kam es zu einem Unfall, der glücklicherweise glimpflich ablief. Und wieder war der Lastwagen mit Fahrer Wolfgang Schimpfle und seiner Schwester Adelheid Wagner als Beifahrerin involviert: „Zwischen dem Lkw und uns war ein marokkanischer Kleinwagen und der überholte in einer Rechtskurve. Auf einmal sahen wir nur noch Staub und Rauch“, erzählt Roser.
Der Fahrer hatte sich wohl verschätzt, scherte zu früh ein und erwischte den Lastwagen vorne an der Stoßstange. Dem deutschen Fahrzeug machte das nicht viel aus, aber das marokkanische Auto war ziemlich hinüber. „Drei Frauen und Baby mit drin, keiner angeschnallt“, sagt Roser. Glück im Unglück, keine Verletzten, keine Polizei und nach einigem Gefeilsche in französischer Sprache zahlte der Marokkaner 70 Euro und knöpfte dafür den Brunnenstädtern einen Sack Kuscheltiere und weitere Werbematerialien ab.
In Mauretaniens Wüste erwischte es dann das Team Roser und Krätschmer selbst. „Sie ist an einem Felsen hängen geblieben“, lacht Krätschmer und sie kontert gleich: „Da war ich aber nicht die einzige, es war an der Stelle so eng und da hat es mehrere erwischt.“Dumm nur, dass der Tank aufgerissen war und man das herauströpfelnde Benzin notdürftig mit den mitgeführten Kochtöpfen auffing. Ein Spezialkleber der Dresdner Crew konnte die Plastikwanne wieder abdichten und der abgebrochene Auspuff konnte auch wieder befestigt werden. Bis die Schäden repariert waren, haben die Königsbrunner die komplette Rallye samt Polizeieskorte zu einem Zwangsstopp verdonnert. „Einer für alle, alle für einen so ist das bei dieser Tour“, sagt Krätschmer.
Die Durchquerung der Wüste brachte noch ganz eigene Herausforderungen mit sich. Beispielsweise die Problematik die entsteht, wenn man in der Wüste sechs Liter Wasser täglich trinken muss, es aber keine Toiletten gibt. „Also Schamgefühl kann man sich da gleich mal komplett abschminken und auch die Windrichtung sollte man immer im Auge behalten“, sagen Roser und Krätschmer. Der Rest bleibt der Fantasie überlassen.
Trotzdem wird es 2019 wieder eine Rallye mit Königsbrunner Teilnehmern geben. Nicht nur, weil es wirklich jedes Mal eine bemerkenswerte Reise ist, sondern auch, weil sie auch außerordentlich erfolgreich ist. Auch dieses Mal brachten die Versteigerungen allein der vier Fahrzeuge aus dem Brunnenstädter Team 11 300 Euro. Mit den anderen Spenden konnten zusammen 16600 Euro für die verschiedenen Hilfsprojekte der Dresden-Banjul-Organisation (DBO) übergeben werden, die die Rallye organisiert.
Für diese Leistung wurden Krätschmer und seine Mitstreiter auch offiziell ausgezeichnet als erfolgreichstes deutsches Team. Und wie viel Gutes mit dem Geld bewirkt wird, hat sich das Team natürlich vor Ort ausführlich angeschaut und die zahlreichen Projekte besucht.