Koenigsbrunner Zeitung

Es weihnachte­t in aller Welt

So erleben vier Jugendlich­e aus der Region die Weihnachts­zeit in Peru, Uganda, den USA und Deutschlan­d

- Foto:pixelcaos,Fotolia

Landkreis Augsburg Weihnachte­n im Schnee oder lieber 35 Grad am Heilig Abend? Besuche auf Christkind­lmärkten oder Geschenke an der Schule? Vier Jugendlich­e aus der Region erleben Weihnachte­n in vier verschiede­nen Ländern auf verschiede­nen Kontinente­n. Sie berichten von unterschie­dlichen Traditione­n, weniger Feiertagen und ungewöhnli­chen Festessen:

● Weihnachte­n in den USA Lisa Hagenbusch aus Walkertsho­fen ist seit Anfang August für ein Jahr als Austauschs­chülerin in Payson in den USA: „Die Weihnachts­zeit ist hier genauso stressig wie in Deutschlan­d. Das Weihnachts­fest planen, Geschenke einkaufen, auf Weihnachts­feiern gehen und viel mehr. Nach Thanksgivi­ng beginnt in den USA die Weihnachts­zeit und die Häuser werden wie verrückt geschmückt. Nach meinem Geschmack werden sie manchmal etwas zu übertriebe­n und zu kitschig dekoriert, aber es ist interessan­t, den Unterschie­d zu Deutschlan­d zu sehen.

Überall werden Weihnachts­lieder rauf und runter gespielt, selbst im Unterricht während einer Stillarbei­t. Jedoch backen die Familien hier keine Plätzchen, Stollen und Lebkuchen, was ich sehr schade finde. Das ist nämlich eine meiner Lieblingst­raditionen in Deutschlan­d. Die Plätzchen vermisse ich deshalb momentan sehr. Es gibt hier auch weder Weihnachts­märkte noch einen Adventskra­nz.

Hier in den USA kommt der Weihnachts­mann anstelle vom Christkind. Der Weihnachts­mann bringt auch Mandarinen, Nüsse, Orangen und Schokolade in der Nacht vom 24. auf den 25. Dezember und nicht wie in Deutschlan­d der Nikolaus am 6. Dezember.

An meiner Highschool gibt es in der Weihnachts­zeit einige Aktionen: Wir sammeln zum Beispiel Nahrungsmi­ttel, Schulsache­n und Kuscheltie­re. Daraus machen wir dann Pakete, die wir in ärmere Länder schicken. Außerdem verschenke­n im Dezember jeden Tag bis Weihnachte­n Schüler, die die Schulnachr­ichten machen, anderen Schülern eine Kleinigkei­t. Sie laufen durchs Schulhaus und verteilen zum Beispiel Donuts, Schokolade und Gummibärch­en und filmen die Aktion. Heute habe ich zum Beispiel einen Donut geschenkt bekommen.

In meine Gastfamili­e ist es eine Tradition, dass am Heiligen Abend jedes Kind von meiner Gastmutter einen Schlafanzu­g geschenkt bekommt, egal wie alt man ist. Am Weihnachts­morgen werden dann die Geschenke ausgepackt, die der Weihnachts­mann über Nacht gebracht hat. Danach haben wir ein großes Frühstück mit traditione­ller Weihnachts­kasserolle.

bin ganz gespannt Weihnachte­n in einem anderen Land zu feiern und neue Weihnachts­traditione­n kennenzule­rnen. Es ist hier so viel los, da hab ich gar keine Zeit, an Heimweh zu denken.“

● Weihnachte­n in Peru Lea Kaiser aus Oberottmar­shausen hat Weihnachte­n im vergangene­n Jahr in Huaura in Peru gefeiert. Sie hat dort einen Freiwillig­endienst absolviert und jeweils ein halbes Jahr lang in einer Grundschul­e und im angrenzend­en Kindergart­en gearbeitet. Die 19-Jährige hat Weihnachte­n zusammen mit ihren Gasteltern und den drei Gastgeschw­istern gefeiert. In dieser Zeit hat Lea ihre eigene Familie sehr vermisst. Sie erzählt, dass es in Peru nur einen Weihnachts­feiertag gibt, den 25. Dezember. Am 26. Dezember werde wieder ganz normal gearbeitet. Heilig Abend feiern die Peruaner in der Nacht vom 24. auf dem 25 Dezember um Mitternach­t. Lea erinnert sich, dass dann alle das Jesuskind in der Krippe geküsst haben. Die Krippe habe die Familie zuvor bunt geschmückt. Mitten in der Nacht gibt es in Peru dann traditione­ll ein Festmenü mit Meerschwei­nchen als Hauptspeis­e. Es werden außerdem Geschenke an die Kinder verteilt. Am nächsten Tag kommen dann weitere Familienmi­tglieder zu Besuch.

● Weihnachte­n in Deutschlan­d Katrin Steger feiert in Bobingen Weihnachte­n: „Wenn draußen der erste Schnee fällt, es nie richtig hell zu werden scheint und die Menschen die Dunkelheit mit Kerzen auf dem Adventskra­nz vertreiben, dann beginnt wieder die magischste Zeit des Jahres: die Weihnachts­zeit. Spätestens mit dem ersten Türchen des Adventskal­enders wird die Weihnachts­zeit hereingela­ssen und das ganze Haus duftet nach Punsch und frisch gebackenen Plätzchen. Doch dann geht das Warten erst richtig los.

Ab dem ersten Dezember scheint sich die Zeit bis Heilig Abend wie ein Kaugummi hinzuIch weitere Weihnachts­lieder zu singen.“

● Weihnachte­n in Uganda Francesca Cyris aus Neusäß absolviert einen Freiwillig­endienst in Alenga, Uganda: „Woran merkt man, dass Weihnachte­n ist, wenn es draußen 35 Grad hat und überall Palmen wachsen? Viel Weihnachts­stimmung ist bei Greta, meiner Mitfreiwil­ligen, und mir noch nicht aufgekomme­n, was wohl an der Hitze, dem fehlenden Schnee und Tannenbaum, den nicht vorhandene­n Weihnachts­märkten und an der fehlenden Dekoration liegt. Die Schwestern haben uns jedoch erzählt, dass die Kirche noch etwas geschmückt wird, wir bleiben also sehr gespannt. Eine große Veränderun­g gibt es allerdings im Feiern des Gottesdien­stes. Während der Messe wird außerhalb der Adventszei­t unheimlich viel getanzt, geklatscht, gesungen und gejubelt. Dazu werden traditione­lle Instrument­e, wie große Trommeln und Buschharfe­n benutzt. Die Weihnachts­zeit ist auch hier eine besinnlich­e Zeit, in der man zur Ruhe kommen soll und sich auf die Geburt von Jesus Christus vorbereite­t. Aus diesem Grund wird in dieser Zeit in der Kirche nicht getanzt.

In der Gemeinde spüre ich deutlich, dass sich alle auf Weihnachte­n, was hier am 25. Dezember gefeiert wird, vorbereite­n. Am 24. Dezember wird abends eine Messe stattfinde­n, für die wir im Chor auch schon fleißig Lieder üben. Greta und ich können jetzt schon einige Weihnachts­lieder singen und freuen uns über die Erfahrung, Weihnachte­n in einer anderen Kultur zu erleben und zu feiern.

Am 25. Dezember haben wir vor, unsere Freundin Mary und ihre Familie zu besuchen, um mit

ziehen, zumindest für die Kinder. Bei den meisten Erwachsene­n hält sich die Vorfreude auf Putzen und Geschenke besorgen eher in Grenzen. Trotzdem müssen auch sie schmunzeln, wenn endlich die vierte Kerze brennt, der Weihnachts­baum geschmückt ist und das Jesuskind friedlich in der Krippe schlummert. Vielleicht liegt das aber auch daran, dass zu diesem Zeitpunkt endlich alle Geschenke verpackt und alle Vorbereitu­ngen getroffen sind.

Als Kind war bei mir am 24. Dezember immer die Tür zum Wohnzimmer abgesperrt, sodass die Engelchen dahinter in aller Ruhe arbeiten konnten. Natürlich konnte ich nicht widerstehe­n, durch das Schlüssell­och zu spitzeln, zumindest dann, wenn ich gerade nicht damit beschäftig­t war Plätzchen zu stibitzen.

Am größten war die Aufregung immer, wenn die Engel mit der Glocke läuteten und damit das Zeichen gaben, mit den Vorbereitu­ngen fertig zu sein. Auch heute wird noch mit dieser Glocke geläutet, obwohl mir selbstvers­tändlich klar ist, dass meine Mutter dahinterst­eckt. Die ganze Familie versammelt sich dann vor dem Weihnachts­baum, singt zusammen „Stille Nacht, Heilige Nacht“und schließlic­h werden die Geschenke an alle verteilt. Um kurz vor elf Uhr machen wir uns jedes Jahr auf den Weg zur Christmett­e, um den Tag feierlich abzurunden und noch

An Heilig Abend bekommt jeder in der Familie einen Schlafanzu­g geschenkt

In der Adventszei­t wird in Uganda in der Kirche nicht getanzt

ihnen Weihnachte­n zu feiern. So bekommen wir wirklich mit, wie die Einwohner Alengas ihr Weihnachts­fest verbringen. Freunde aus Alenga haben uns schon berichtet und von ihrem Weihnachts­essen und der schönen gemeinsame­n Familienze­it an den Feiertagen geschwärmt. Ich bin unglaublic­h dankbar, dass ich die Chance habe die Kultur und das Leben in Uganda so hautnah miterleben zu dürfen. Ich erlebe diese Weihnachts­zeit ganz bewusst, genieße sie besonders und nutze sie, um mich auf die wahre Botschaft von Weihnachte­n zu konzentrie­ren: Diese liegt für mich in der Geburt Jesu Christi, im Zusammenle­ben, in der Nächstenli­ebe und in der Dankbarkei­t für dieses wunderbare Leben.“

Mehr zu Francescas Freiwillig­endienst und zu ihrem Projekt, einen Schlafsaal für Mädchen zu bauen, gibt es auf ihrem Blog: https://cosamaz.org/author/francesca-cyris/

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Die Walkertsho­ferin feiert dieses Jahr Weihnachte­n in Payson im Bundesstaa­t Utah in den USA. Lea Kaiser
Im vergangene­n Jahr war die Oberottmar­shauserin in der Weihnachts­zeit in Hu aura in Peru. Katrin Steger
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Lisa Hagenbusch Die Walkertsho­ferin feiert dieses Jahr Weihnachte­n in Payson im Bundesstaa­t Utah in den USA. Lea Kaiser Im vergangene­n Jahr war die Oberottmar­shauserin in der Weihnachts­zeit in Hu aura in Peru. Katrin Steger Katrin verbringt den...
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Foto: Kaiser Lea Kaiser aus Oberottmar­shausen hat im vergangene­n Jahr Weihnachte­n mit ihrer peruanisch­en Gastfa milie gefeiert.
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Foto: Michael Steger Adventskal­ender gehören für Katrin Steger zur Weihnachts­zeit. Hier steht sie vor dem Kalender ihres Va ters.
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Foto: Cyris Francesca Cyris wird auch über Weih nachten in Uganda sein.
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Foto: Hagenbusch Bei der Weihnachts­feier der Kirchenge meinde hat Lisa Hagenbusch den Weih nachtsmann getroffen.

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