Königsbrunn soll im Osten wachsen
Der Stadtrat bringt Bebauungspläne für das Gebiet östlich der Raber Straße und südlich der Aumühlstraße auf den Weg. Ob daraus etwas wird, hängt aber auch wieder von den Eigentümern ab. Nicht alle wollen Grund abgeben
Alwin Jung
Baugrund ist ein knappes Gut in Königsbrunn. Jetzt hat der Stadtrat eine Entscheidung gefällt, die diese Situation deutlich verbessern könnte: Es wurden zwei Aufstellungsbeschlüsse für neue Baugebiete an der Raber und der Aumühlstraße verabschiedet.
48 Hektar umfasst die komplette Fläche, die bei den Planungen erfasst wird. Sie erstreckt sich vom Gautschplatz zur Lechstraße und von der St. Johannes-Straße im Norden über die Aumühlstraße hinweg Richtung Süden wieder bis zur Lechstraße. In drei Feldern sollen dort einmal Wohnhäuser entstehen, Einfamilien-, Doppel- und Reihenhäuser ebenso wie mehrgeschossige Häuser mit Wohnungen. Bei der Anordnung der Häuser gibt es flexible Möglichkeiten. Südlich der Aumühlstraße soll mit dem Gebiet die Lücke zwischen der bisherigen Bebauung geschlossen werden. Im Norden soll der Bereich schrittweise entwickelt werden. Die bestehenden Gebäude am Wolfsweg sind in die Planungen einbezogen und können bleiben, wie sie sind.
Mit den Grundstückeigentümern wurden bereits Gespräche geführt, teilte Bürgermeister Franz Feigl (CSU) in der Sitzung am Dienstagabend mit. Die meiste Zustimmung habe sich für den Bereich direkt hinter der bisherigen Bebauung gezeigt. Auch für den Bereich südlich der Aumühlstraße wurde viel Zustimmung signalisiert. Die Stadt sei hierbei auf die Mitwirkung der Grundstücksbesitzer angewiesen, sagte der Bürgermeister: „Wir überplanen in diesem Fall eine Fläche,
„Das sind 165 Baugrundstücke, die auf einmal auf den Markt kommen. Ob es dafür genug Interessenten gibt?“
von der uns kein einziger Quadratmeter gehört.“Er plädierte deshalb dafür, sich im ersten Schritt auf das Gebiet am nächsten zur Raber Straße (in der Grafik Gebiet 1.1a) und den Streifen südlich der Aumühlstraße (1.2) zu beschränken, weil dies bestmöglich voranzubringen sei. Das Gebiet 1.1a hat eine Größe von 85100 Quadratmetern, beim Gebiet 1.2 sind es 82000 Quadratmeter.
Mit den grundsätzlichen Planungen für das Gebiet konnten sich die Vertreter aller Fraktionen anfreunden, über Details wie die Platzierung einer Kindertagesstätte für das Gebiet soll später noch gesprochen werden. Bei der Geschwindigkeit der Planungen gab es unterschiedliche Ansätze. Helmut Schuler (Freie Wähler) sprach sich dafür aus, auch gleich den zweiten Abschnitt an der Raber Straße (in der Grafik 1.1b) mit einzubeziehen. Man brauche schnell Bauplätze, damit Königsbrunner Familien am Ort bleiben könnten. Der Bedarf sei da: „Wenn wir das heute beschließen würden, stehen morgen die Baukräne da“, sagte Schuler. Die Grünen schlossen sich der Meinung des Bürgermeisters an. Alwin Jung wies auf hohe Erschließungskosten hin, auf denen die Stadt sitzen bleiben könnten, falls sich nicht schnell Käufer fänden: „Das sind 165 Baugrundstücke, die auf einmal auf den Markt kommen. Ob es dafür genug Interessenten gibt?“Christian Toth (FDP) sah dieses Interesse sehr wohl gegeben: „Ich denke, da werden keine 150, sondern gleich 300 Interessenten bei uns anklopfen.“
Franz Feigl erwiderte, er und Alwin Jung verträten lediglich die Interessen der Eigentümer: „Sie entscheiden eiskalt über deren Köpfe hinweg.“Es gebe Menschen, die gar kein Interesse an einer baulichen Entwicklung in diesem Gebiet hätten. Natürlich wäre es schön, alles überplanen zu können, doch das entspräche nicht der Realität.
Der Stadtrat entschied gegen die Stimmen der drei Bürgermeister und zwei Grüne-Stadträte, die Gebiete 1.1a und 1.1b zusammenzufassen und hierfür einen Bebauungsplan erstellen zu lassen. Auch für das Gebiet 1.2 wird ein Plan erstellt.
Neben den Bebauungsplänen wurde auch noch ein Rahmenplan für das Gebiet verabschiedet. Denn für das neue Baugebiet braucht es auch Verkehrsachsen. Der Plan sieht vor, einen Durchstich zum Kreisverkehr nach Mering zu bauen, damit die künftigen Bewohner dort ihre Ausfallstraße haben. Im Süden wird die Aumühlstraße direkt zur Lechstraße durchgezogen, die Bachstraße wird dann nur noch eine Zufahrt zu den dort anliegenden Grundstücken sein.
Diskussionsbedarf sah Florian Kubsch (SPD) bei der Rahmenplanung im derzeitigen Bestand am Gautschplatz und der Feuerwehr. Denn in den Planungen ist auch eine Verlegung des Gautschplatzes hinter das Feuerwehrhaus vorgesehen, zudem ist an der Straße ein Verbrauchermarkt eingezeichnet. Auf dem derzeitigen Gautschplatz wären demnach Seniorenwohnungen möglich. Kubsch kritisierte, dass der Verbrauchermarkt schon während der nicht-öffentlichen Diskussion im Bauausschuss auf wenig Gegenliebe stieß. Die Verlegung des Gautschplatzes sei emissionsrechtlich schwierig und man verbaue sich mit der Bebauung alle Möglichkeiten, den Bauhof, die Stadtwerke oder die Feuerwehr zu vergrößern. Kubsch äußerte die Befürchtung, dass eine Zustimmung zu einem Grobplan später so ausgelegt würde, dass die Planung abgesegnet sei.
Letztlich einigte man sich darauf, dass die derzeitigen Planungen für den Bestandsbereich als beliebig austauschbar angesehen werden. Rechtsverbindlich wäre ohnehin nur ein Bebauungsplan, sagte Bürgermeister Feigl. Die Detailarbeit hierfür wird die Räte in den nächsten Monaten noch beschäftigen.