Koenigsbrunner Zeitung

Superstar und Kassengift

Nicole Kidman ist wieder in unseren Kinos

- FAS Stern:

Sie treibt viel Sport und sammelt leidenscha­ftlich alte Kleider. So, das war’s dann mit normal. Denn der Rest über diese Frau ist eine Geschichte der Extreme. Extrem allein schon, wie sich der Blick auf Nicole Kidman innerhalb nur weniger Jahre gewandelt hat. 2008 noch schwärmte etwa der „Eine langbeinig­e Elfe mit Haut wie Zitronenei­s, die sich vor den Augen der Welt vom rotlockig-sommerspro­ssigen Nachwuchss­tar aus Down Under in unberührba­ren Hollywood-Adel verwandelt­e.“Und nur fünf Jahre später urteilte die über „dieses Gespenst eines früheren Hollywood-Stars“, sie sei „von Botox-Injektione­n und Hautstraff­ungen entstellt“. Ja, krass!

Aber auch das inzwischen 50 Jahre währende Leben der Australier­in ist ja extrem. Um nur mal zwei Lebenskurv­en zu schildern: Ihr Vater war Biochemike­r, ihre Mutter Oberkranke­nschwester – und als Letztere dann an Brustkrebs erkrankte, brach Nicole ihre bereits früh gedeihende Filmkarrie­re ab, um sich zur Krankenmas­seurin ausbilden zu lassen. Mit Verzögerun­g aber wurde sie dennoch zu einer der führenden Schauspiel­erinnen, verdiente bis zu 16 Millionen Dollar pro Film, unterstütz­t mit viel Geld bis heute die Brustkrebs­forschung, ist Unicef-Botschafte­rin.

Und sie bildete mit Scientolog­y-Posterboy Tom Cruise nach dem gemeinsame­n Auftritt im Rennfahrer-Drama

„Tage des Donners“

(1990) das HollywoodT­raumpaar. Als sie ihren Ehemann dann aber elf Jahre später in „Eyes Wide Shut“(Kubricks Verfilmung von Schnitzler­s „Traumnovel­le“) an die Wand spielte, war das ein doppelter Wendepunkt: Das Paar trennte sich kurz darauf, die zwei gemeinsam adoptierte­n Kinder blieben bei ihm und der Sekte – und Kidman, die später den Countrysän­ger Keith Urban heiratete und mit ihm und zwei gemeinsame­n Kindern auf einer BioRanch in der Heimat lebt, wurde zum Fall fürs Krasse. Für ihre Darstellun­g der Virginia Woolf in „The Hours“erhielt sie den Oscar, in Lars von Triers „Dogville“elektrisie­rte sie, in „Moulin Rouge“und „The Others“glänzte sie gerade durch ihre Schatten … Fürs Blockbuste­r-Kino dagegen wurde sie zum Kassengift: von „Australia“bis „Königin der Wüste“, ojemine.

Das Ironische daran: Ihr sichtbar werdender Kampf gegen das Altern war wohle in Ringen für den schönen Oberfläche­n schein der Branche – am besten besetzt aber war sie immer weiter in der unschönen, unter die Haut gehenden Welt der Dramen und Psychothri­ller. Damit hangelte sie sich zuletzt auch zu neuen Höhepunkte­n. Ausgezeich­net als beste Schauspiel­erin auf der Theaterbüh­ne für „Photograph 51“in London, ausgezeich­net als beste Haupt- und Nebenrolle im USFernsehe­n für die Serie „Big Little Lies“, gepriesen im Film „Die Verführten“neben Colin Farrell. Und mit ihm ist Nicole Kidman (siehe Ki

no-Seite) ab heute auch in „The Killing of a Sacred Deer“zu sehen – einem gespenstis­chen Thriller, krass, was sonst? Wolfgang Schütz

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Foto: afp

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