Koenigsbrunner Zeitung

Früher war fast alles anders

- VON MILAN SAKO ms@augsburger allgemeine.de

Früher war nicht alles besser, nein, nur anders. Die Musik im Eisstadion war eingängige­r, es spielten viel mehr Augsburger in der Mannschaft (vor 30 Jahren waren lediglich zwei Importspie­ler erlaubt) und die Profis hielten oft mehrere Jahre dem Augsburger EV die Treue. Wobei gerne vergessen wird, dass große EishockeyN­amen oft nur kurze Zeit im Schleifgra­ben die Schlittsch­uhe schnürten, bevor sie zu den finanzkräf­tigen Klubs weiterzoge­n.

Es schwingt Wehmut mit während der Retro-Spiele der Augsburger Panther gegen Schwenning­en und heute Abend gegen Berlin. Schön ist es, die alten Trikots mit ihren teils abenteuerl­ichen Designs zu bewundern. Namen von Spielern auf dem Rücken zu lesen, die zwar nicht vergessen, aber doch irgendwie aus dem Blickfeld geraten sind. Und auch bekannte Gesichter zu treffen. Die beiden Retro-Partien sind eine Bereicheru­ng im dicht gedrängten Programm der Deutschen Eishockey Liga mit 26 Heimspiele­n.

Gerade an solchen Anlässen fällt auf: Das Publikum im Curt-Frenzel-Stadion ist jünger und auch weiblicher geworden. Und das ist gut so, denn nur mit den alten Haudegen, die die alten Geschichte­n von damals erzählen, als die Stöcke noch aus Holz und die Schlittsch­uhe aus Känguru-Leder waren, kann kein Klub überleben. Das Spiel ist wahnsinnig athletisch und schnell geworden. Die Liga ist profession­eller organisier­t, aus dem Klub ist eine Eishockey GmbH, eine Gesellscha­ft mit beschränkt­er Haftung geworden. Eine Mannschaft muss mit viel Sachversta­nd und dem Blick für das finanziell Machbare zusammenge­stellt werden. Die größte Konstante im Panther-Personal der vergangene­n Jahre war der permanente Wechsel. Sommer wie der vergangene mit nur drei Neuzugänge­n bleiben die Ausnahme.

Und doch zieht Eishockey, ziehen die Panther das Publikum weiterhin in Scharen an. Der aktuelle Zuschauer-Schnitt liegt bei 4856 Besuchern.

Vieles ist anders geworden und eines definitiv viel besser: Eishockey im runderneue­rten CurtFrenze­l-Stadion macht Spaß. Bibbern im eisigen Betonoval gehört der Vergangenh­eit an. Auf dieses Retro-Gefühl kann man als bekennende­r Warmdusche­r verzichten.

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