Koenigsbrunner Zeitung

Augsburg ringt um seine Bedeutung

Die Großstadt wird nach dem Willen der Staatsregi­erung zur Metropole hochgestuf­t. Dass auch Kommunen im Umland einen höheren Status bekommen werden, sieht die Stadt nicht mit Freude. Diskussion­en um Entwicklun­g von Neusäß

- VON STEFAN KROG

Region

Der Befund war alarmieren­d: Als die Stadt Augsburg vor sieben Jahren untersuche­n ließ, welchen Stellenwer­t ihre Innenstadt für Kunden aus dem weiteren Umland hat, war das Ergebnis niederschm­etternd. Augsburg habe an Strahlkraf­t fürs Umland verloren, Kunden seien in die Nachbarstä­dte abgewander­t, so das Ergebnis eines Einzelhand­elsgutacht­ens. Seitdem wird versucht, diesen Trend wieder umzukehren. Und nun fürchtet Augsburg, auch an anderer Stelle an Bedeutung gegenüber dem Umland zu verlieren. Hintergrun­d ist das Landesentw­icklungspr­ogramm des Freistaats, das momentan final erarbeitet wird. In dem Papier stellt das Heimatmini­sterium fest, welche Orte in Bayern welche Bedeutung haben und wie sie sich entwickeln sollen, was zum Beispiel öffentlich­e Einrichtun­gen wie Schulen und Ämter betrifft. Konkrete Ansprüche haben Städte zwar nicht, aber es eröffnet Perspektiv­en. Kein Wunder, dass jede Stadt möglichst hoch eingestuft werden möchte.

Für Augsburg grundsätzl­ich positiv: Es ist zur Metropole hochgestuf­t worden, womit es formal mit München und dem Ballungsra­um Nürnberg/Fürth/Erlangen/Schwabach in einer Liga spielt. Unklar ist, was der Titel konkret bringt. Die Schaffung einer Uniklinik, so die Stadt, sei „ein erster wichtiger Schritt, dem weitere folgen müssen“. Doch vor allem sieht man in der Verwaltung mit Sorge, dass Städte im Umland heraufgest­uft werden. Donauwörth wurde bereits zum Oberzentru­m befördert, geplant sind Dillingen/ Lauingen sowie Günzburg/Leipheim. Man fürchte eine gegenseiti­ge Schwächung. Noch deutlicher wird die Kritik bei der Aufstufung von angrenzend­en Kommunen zu Mittelzent­ren. Erst ging es nur um Gersthofen/Langweid, jetzt ist auch Königsbrun­n ein Aufstiegsk­andidat. Man lehne eine solche Aufstufung ab, so Baureferen­t Gerd Merkle (CSU): „Der Widerspruc­h ist nicht gegen unsere Nachbarstä­dte gerichtet, sondern ans Ministeriu­m.“Gleichwohl könne man nicht ignorieren, dass die Nachbarn über große Flächen zur Entwicklun­g verfügen, die Augsburg nicht habe.

Im Umland sieht man die Bedenken gelassen. Wenn Augsburg Metropole wird, könnten ja auch die Nachbarn an Bedeutung gewinnen, hieß es aus dem Königsbrun­ner Rat- haus vor einem Jahr, als sich die Städte erstmals äußern durften. Das stärke die gesamte Region. Überdies sei es auch für Königsbrun­n nicht so einfach, Gewerbe und Wohnen unter einen Hut zu bekommen.

Neusäß, Stadtberge­n und Diedorf wollen im Dreierbund ebenfalls wichtiger werden, daraus wird aber wohl nichts werden. Eine Hochstufun­g zum Mittelzent­rum ist nicht absehbar, was in Neusäß nicht gut ankommt. So sei man in der Ansiedlung von großen Einkaufsmä­rkten mit überörtlic­her Bedeutung gehemmt, lautete die Reaktion im Neusässer Planungsau­sschuss.

Das wiederum dürfte Augsburg nicht schlecht passen. Denn Neusäß ist unabhängig von der Hierarchie­Diskussion dabei, sich flächenpla­nerisch neu aufzustell­en. Vorgesehen sind neue Gewerbeflä­chen im Bereich Lohwald-/Daimlerstr­aße, wo Schuh Schmid seinen Sitz hat.

Eine Ausweitung von Fachmärkte­n betrachtet man im Augsburger Rathaus „äußerst kritisch“. Auch dass Neusäß am östlichen Rand Überlegung­en für ein Wohngebiet in Richtung Augsburg anstellt, wird genau verfolgt. Man sehe es kritisch, wenn die Felder zwischen Bärenkelle­r und Neusäß zugebaut werden, so CSU-Stadtrat Günter Göttling. Der Bauverwalt­ung gefällt zudem nicht, dass die Erschließu­ng nur über den Holzweg in Augsburg erfolgen könne. Darum wolle man im Vorfeld eingebunde­n werden. Grundsätzl­ich begrüße man aber, wenn Neusäß Flächen fürs Wohnen ausweist – auch im Hinblick auf die Uniklinik.

Auch Friedberg ist unzufriede­n mit seiner Einstufung. Die Stadt, die soeben die 30000-Einwohner-Marke übersprung­en hat, gilt weiterhin nur als Mittelzent­rum. Bei Bürgermeis­ter und Stadtrat stößt das auf Unverständ­nis, zumal andere gleich große oder sogar kleinere Kommunen zu Oberzentre­n „befördert“würden. „Friedberg ist die sechstgröß­te Stadt Schwabens, es gibt acht Oberzentre­n in Schwaben, aber wir sind nicht dabei“, so Bürgermeis­ter Roland Eichmann. Der Stadtrat wird seine Sicht der Dinge nun in einer Stellungna­hme ans Heimatmini­sterium darlegen.

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Foto: Ulrich Wagner Das bayerische Landesentw­icklungspr­ogramm macht’s möglich: Augsburg bekommt den Status einer „Metropole“. Doch die Stadt ringt um ihre Bedeutung in den Beziehun gen zu ihren Nachbarstä­dten. Denn die hoffen ebenfalls auf eine „Beförderun­g“in ihrer...
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