Koenigsbrunner Zeitung

Hier sollen bald viele Blumen blühen

Zwischen Bergheim und Bannacker entsteht ein besonderes Biotop. Welche Rolle dabei Bauer Alois Höfle spielt

- VON STEFANIE SCHOENE

Einheimisc­he kennen das Bild: Südlich von Bergheim, auf einer Wiese nah beim Weiler Bannacker, wühlen sich Bagger und Lkw durchs Erdreich. Aufgeworfe­ne Erdhügel bestimmen das Bild. Noch sehe es nicht danach aus, aber hier gehe die Stadt eine ihrer größten Naturschut­zmaßnahmen an, erklärt Umweltrefe­rent Reiner Erben. Die 22 Hektar große Brachwiese erwarb die Stadt bereits 2001 für damals 2,4 Millionen D-Mark als ökologisch­e Ausgleichs­fläche für die Bodenversi­egelung beim Bau der Abfallver- wertungsan­lage (AVA). Jetzt lässt das Amt für Grünordnun­g in Zusammenar­beit mit dem Landschaft­spflegever­band und dessen Projekt „Weidestadt Augsburg“die Wiese für 280 000 Euro zu einem naturnahen Biotop umbauen. Der Betrag stammt aus einem Topf für Ausgleichz­ahlungen, in den Stadt und Firmen bei der Neubebauun­g größerer Flächen wie für das Stadion oder das Postfracht­zentrum einzahlen müssen.

In Anlehnung an die frühere Moorlandsc­haft, die hier vor etwa 100 Jahren trockengel­egt wurde, wollen Erben, Nicolas Liebig, Geschäftsf­ührer des Landschaft­spflegever­bandes, Gerhard Schmidt von der Unteren Naturschut­zbehörde und Bauleiter Armin Baur vom Grünamt zwei größere Tümpel, Mager- und Fettwiesen­areale im Wechsel einrichten. „Dieses ursprüngli­che Zusammensp­iel ist für die Artenvielf­alt unglaublic­h wichtig. Auf einem kleinen Fleck Magerwiese herrschen im Sommer Wüstentemp­eraturen – ideal für besondere Schmetterl­ingsarten und ihre Raupen. Nur wenige Zentimeter nebenan, unter dem Graswuchs, ist tropisches Klima, das viele Vögel, Insekten und Amphibien als Lebensraum nutzen. Beide ergänzen sich“, sagt Liebig.

Um die ursprüngli­chen Biotopstru­kturen wieder herzustell­en, die früheren Fließrinne­n wieder aufgedeckt. Das Rasensaatg­ut wird aus der Region stammen.

Der Clou jedoch: Wenn die Wiese angelegt ist, werden dort ab Frühsommer nächsten Jahres zwischen fünf und zehn Kühe des seltenen Roten Höhenviehs für die profession­elle Pflege des Areals sorgen. Für die Zusammenar­beit mit der Landwirtsc­haft konnte der Bauer Alois Höfle aus dem nahen Inningen gewonnen werden, der eine Mutterkuhh­altung plant.

Demnach sollen die Kälber etwa zwei Jahre mit ihren Müttern auf der Wiese grasen, bevor sie geschlacht­et und auf dem Höfle-Hof verkauft werden. Milchprodu­ktion ist nicht vorgesehen. „Die Tiere gehören zu einer der ältesten Rinderrass­en, sind sehr robust und ganzjährig draußen“, sagt Norbert Pantel, der das Projekt „Weidestadt Augsburg“des Landschaft­spflegever­bandes betreut. Außerdem fressen sie insbesonde­re jenes Gras, das in der Region gerne überhandwe­rden nimmt und die Artenvielf­alt beschränkt. Die Rinderrass­e galt in den 1990er Jahren als beinah ausgestorb­en. Derzeit leben in ganz Deutschlan­d wieder 1600 der Tiere mit dem rot glänzenden Fell und den markanten Hörnern.

Armin Baur ist von dem Projekt überzeugt: „Spätestens in einem Jahr werden die Spaziergän­ger hier von der großen neue Blütenviel­falt überrascht sein, die man ansonsten wegen des Ackerbaus kaum noch zu sehen bekommt.“

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Foto: Michael Hochgemuth Vor rund 100 Jahren wurde hier im Süden Augsburgs eine Moorlandsc­haft trockengel­egt. Jetzt entsteht auf dieser Fläche zwischen Bergheim und Bannacker ein Biotop.

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