Hier sollen bald viele Blumen blühen
Zwischen Bergheim und Bannacker entsteht ein besonderes Biotop. Welche Rolle dabei Bauer Alois Höfle spielt
Einheimische kennen das Bild: Südlich von Bergheim, auf einer Wiese nah beim Weiler Bannacker, wühlen sich Bagger und Lkw durchs Erdreich. Aufgeworfene Erdhügel bestimmen das Bild. Noch sehe es nicht danach aus, aber hier gehe die Stadt eine ihrer größten Naturschutzmaßnahmen an, erklärt Umweltreferent Reiner Erben. Die 22 Hektar große Brachwiese erwarb die Stadt bereits 2001 für damals 2,4 Millionen D-Mark als ökologische Ausgleichsfläche für die Bodenversiegelung beim Bau der Abfallver- wertungsanlage (AVA). Jetzt lässt das Amt für Grünordnung in Zusammenarbeit mit dem Landschaftspflegeverband und dessen Projekt „Weidestadt Augsburg“die Wiese für 280 000 Euro zu einem naturnahen Biotop umbauen. Der Betrag stammt aus einem Topf für Ausgleichzahlungen, in den Stadt und Firmen bei der Neubebauung größerer Flächen wie für das Stadion oder das Postfrachtzentrum einzahlen müssen.
In Anlehnung an die frühere Moorlandschaft, die hier vor etwa 100 Jahren trockengelegt wurde, wollen Erben, Nicolas Liebig, Geschäftsführer des Landschaftspflegeverbandes, Gerhard Schmidt von der Unteren Naturschutzbehörde und Bauleiter Armin Baur vom Grünamt zwei größere Tümpel, Mager- und Fettwiesenareale im Wechsel einrichten. „Dieses ursprüngliche Zusammenspiel ist für die Artenvielfalt unglaublich wichtig. Auf einem kleinen Fleck Magerwiese herrschen im Sommer Wüstentemperaturen – ideal für besondere Schmetterlingsarten und ihre Raupen. Nur wenige Zentimeter nebenan, unter dem Graswuchs, ist tropisches Klima, das viele Vögel, Insekten und Amphibien als Lebensraum nutzen. Beide ergänzen sich“, sagt Liebig.
Um die ursprünglichen Biotopstrukturen wieder herzustellen, die früheren Fließrinnen wieder aufgedeckt. Das Rasensaatgut wird aus der Region stammen.
Der Clou jedoch: Wenn die Wiese angelegt ist, werden dort ab Frühsommer nächsten Jahres zwischen fünf und zehn Kühe des seltenen Roten Höhenviehs für die professionelle Pflege des Areals sorgen. Für die Zusammenarbeit mit der Landwirtschaft konnte der Bauer Alois Höfle aus dem nahen Inningen gewonnen werden, der eine Mutterkuhhaltung plant.
Demnach sollen die Kälber etwa zwei Jahre mit ihren Müttern auf der Wiese grasen, bevor sie geschlachtet und auf dem Höfle-Hof verkauft werden. Milchproduktion ist nicht vorgesehen. „Die Tiere gehören zu einer der ältesten Rinderrassen, sind sehr robust und ganzjährig draußen“, sagt Norbert Pantel, der das Projekt „Weidestadt Augsburg“des Landschaftspflegeverbandes betreut. Außerdem fressen sie insbesondere jenes Gras, das in der Region gerne überhandwerden nimmt und die Artenvielfalt beschränkt. Die Rinderrasse galt in den 1990er Jahren als beinah ausgestorben. Derzeit leben in ganz Deutschland wieder 1600 der Tiere mit dem rot glänzenden Fell und den markanten Hörnern.
Armin Baur ist von dem Projekt überzeugt: „Spätestens in einem Jahr werden die Spaziergänger hier von der großen neue Blütenvielfalt überrascht sein, die man ansonsten wegen des Ackerbaus kaum noch zu sehen bekommt.“