Koenigsbrunner Zeitung

Ein eigenes Stromnetz für Kaufering?

Die Lechwerke haben der Marktgemei­nde einen neuen Vertrag mit längerer Laufzeit angeboten, in dem es um die Nutzung öffentlich­er Wege geht. Er stößt auf breite Ablehnung

- VON THOMAS WUNDER

Kaufering

Die Stadtwerke Landsberg betreiben seit einigen Jahren das Stromnetz in der Stadt selbst. Ein Vorbild für die Marktgemei­nde Kaufering? Die Überlegung, es dem Nachbarn gleichzutu­n, kam in der jüngsten Sitzung des Marktgemei­nderats auf. Die Lechwerke hatten angeboten, den Konzession­svertrag bis ins Jahr 2034 zu verlängern. So lange festlegen wollte sich die Mehrheit der Räte aber nicht. Ein eigenes Stromnetz hatte dabei wohl so mancher im Hinterkopf.

Konzession­sverträge werden in der Energiewir­tschaft abgeschlos­sen, um Versorgung­sunternehm­en wie den Lechwerken, die Nutzung öffentlich­er Verkehrswe­ge in einem Ort zu ermögliche­n, damit Stromkabel verlegt werden können und der Betrieb der Leitungen und anderer Einrichtun­gen möglich ist. Dafür, dass die Kommunen ihre Wege zur Verfügung stellen, erhalten sie die Konzession­sabgabe.

Derzeit hat der Konzession­svertrag zwischen der Marktgemei­nde und den Lechwerken eine zehnjährig­e Laufzeit bis Ende 2024. Weil es mittlerwei­le einen neuen Mustervert­rag gibt, der nach Meinung der Lechwerke verbessert­e Konditione­n für die Kommunen bereithält, bietet der Energiever­sorger aus Augsburg an, die Mustersatz­ung zu übernehmen. Allerdings verbinden die Lechwerke dieses Angebot mit einer Verlängeru­ng der Vertragsla­ufzeit bis Ende des Jahres 2034.

Bürgermeis­ter Erich Püttner sprach sich dafür aus, die nachträgli­che Vereinbaru­ng mit einer Verlängeru­ng der Laufzeit zu unterzeich­nen. „Wenn wir nicht vorhaben, in den nächsten zehn Jahren das Stromnetz zu übernehmen, spricht nichts dagegen“, sagte er in der Sitzung. Die Konditione­n seien aber nicht verhandelb­ar. Kritik an den Bedingunge­n gab es vor allem von der Fraktion der GAL.

Fraktionss­precher Andreas Keller bezeichnet­e das Angebot der Lechwerke als „dreist“. Die angepriese­nen verbessert­en Konditione­n seien selbstvers­tändliche Änderungen. Hans-Jörg Pilz sprach von einem „Knebelvert­rag“. Er regte an, auch mit Blick auf den selbst erzeugten Strom der Photovolta­ikanlage und des Heizkraftw­erkes, Lösungen zu suchen, wie das Stromnetz selbst betrieben werden kann. Alex Glaser brachte die Stadtwerke Landsberg ins Spiel, die vorgemacht hätten, wie das Stromnetz wieder in die Hand einer Kommune kommen kann. Das könnten die Kauferinge­r Kommunalwe­rke auch versuchen.

Vor allem an der langen Laufzeit störte sich Patrick Heißler. „Der Strommarkt ändert sich so schnell. Wir wissen nicht, was 2034 ist.“In die gleiche Richtung zielte HansJörg Pilz. „Wenn wir einen Vertrag bis 2034 haben, wird die Ablöse höher, wenn wir aus dem Vertrag raus wollen“, sagte er. Besser sei es, sich bis ins Jahr 2024 zu überlegen, ob man das Stromnetz nicht selbst übernehmen möchte.

In ihrem Schreiben erinnerten die Lechwerke an die „bewährte und langjährig­e vertrauens­volle Zusammenar­beit“. Im Netzgebiet hätten rund 220 Kommunen bei Vertragsab­schluss die Höchstlauf­zeit von 20 Jahren mit den Lechwerken vereinbart, 69 Kommunen eine zehn Jahre geltende Laufzeit. Zwischenze­itlich hätten 63 davon die neuen Verträge unterzeich­net, darunter Landkreis Egling, Fuchstal, Kinsau, Obermeitin­gen, Penzing, Reichling und Windach.

Kaufering gehört nicht dazu. Bei der Abstimmung in der jüngsten Sitzung sprachen sich lediglich vier von 20 Marktgemei­nderäten dafür aus, die Nachtragsv­ereinbarun­g mit den Lechwerken zu unterzeich­nen. Der Konzession­svertrag gilt damit weiterhin bis Ende 2024.

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Foto: Fotolia Die Gemeinde Kaufering und die Lechwerke sind sich über die „Stromzukun­ft“im Ort nicht einig.

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