Autofahrer interpretiert Ampelanlage falsch
Ein 48-jähriger Autofahrer fuhr am Mittwoch gegen 5 Uhr morgens die Donauwörther Straße stadtauswärts. Zu diesem Zeitpunkt war dort die Ampelschaltung für den stadtauswärts führenden Fahrstreifen noch ausgeschaltet. Allerdings zeigte die Ampel für den Linksabbiegeverkehr in die Bleicherbreite Rotlicht. Davon irritiert führte der Opel-Fahrer unvermittelt eine Vollbremsung aus. Ein nachfolgender 44-jähriger Fahrer eines Kleintransporters erkannte das plötzliche Bremsmanöver zu spät und fuhr auf den Opel auf. Bei der Unfallaufnahme bemerkten Polizeibeamte beim Unfallverursacher eine Alkoholfahne. Ein Atemalkoholtest ergab einen Wert von über 0,6 Promille. Aus diesem Grund wurde eine Blutentnahme durchgeführt und der Führerschein sichergestellt. Der Sachschaden an den Fahrzeugen beläuft sich nach Polizeiangaben auf etwa 4000 Euro. ( Im Schrank mit den Backwaren erwartet man so etwas. Aber in einem Archiv? Dort, wo sonst historische Fotos und Dokumente lagern? Eigentlich nicht, und so waren die Mitarbeiter des Augsburger Stadtarchivs selbst etwas überrascht, als ihnen dieser Tage ein ziemlich altmodisch anmutendes Päckchen Vanillinzucker in die Hände fiel.
„Es fand sich durch Zufall in einem Magistratsakt der städtischen Marktinspektion“, erzählt Kerstin Lengger, Stellvertretende Leiterin des Archivs. Fein säuberlich war es sortiert: „Nummer 2183, Bestand 10: Sanitätspolizeiliche Beaufsichtigung und Untersuchung von Spezereien, Gewürzen etc. 1852-1921.“
Mario Felkl vom Stadtarchiv kann aus dieser behördlichen Bezeichnung einiges herauslesen: Die Marktinspektion, sagt er, hatte das Päckchen wohl zur Überprüfung der Inhaltsstoffe beschlagnahmt. Als es für den Dienstverkehr nicht mehr benötigt wurde, wurde die Akte samt Zuckerpäckchen dem Stadtarchiv übergeben. Nach vielen, vielen Jahren tauchte es nun wieder auf.
Zu Zeiten der Fugger und Welser war Vanille ein teures Produkt, das importiert wurde. Leisten konnte es sich nur die Oberschicht, in der „normalen“Bevölkerung kannte man es kaum. „Seit den 1850er Jahren gelang es Chemikern, das begehrte Aroma der Vanille mit dem Ersatzstoff Vanillin kostengünstig herzustellen“, erzählt Felkl. So sei schließlich auch die schwäbische Hausfrau auf den Geschmack ge- kommen. Vanillinzucker wurde zur beliebten Backzutat – nicht nur zur Weihnachtszeit. Im Laden von Georg Diel in der Augsburger Annastraße wurde es 1920 „zum Vanillieren von Kuchen, Pudding, Tunken Eis usw.“angeboten. 30 Pfennige kostete damals ein Päckchen der Größe, wie es jetzt im Augsburger Stadtarchiv auftauchte. Und warum wurde dieses „Corpus Delicti“nun konfisziert? Mario Felkl hat auch dafür eine Antwort: Die Augsburger hatten sich damals schnell über das Pulver beschwert. Es entfalte beim Backen nicht den gewünschten Geschmack und sei deshalb wertlos. „Die Marktinspektion konfiszierte folglich einige Päckchen der mangelhaften Waren. In der Überprüfung zeigte sich schnell: Statt echten Zucker hatte man getrocknete und zerkleinerte Zuckerrüben mit einer viel zu geringen Menge Vanillin versetzt.“Die Marktaufsicht zog das Produkt deshalb aus dem Verkehr.
Im Augsburger Stadtarchiv aber, erzählt Kerstin Lengger, entfaltete das Tütchen mit dem minderwertigen Vanillinzucker auch nach einem Jahrhundert noch einen leichten Duft von Vanille.