Koenigsbrunner Zeitung

„Burglind“löst mehr als 100 Einsätze aus

In Augsburg und im Umland müssen die Rettungskr­äfte in den meisten Fällen herabgefal­lene Äste beseitigen. Eine Frau wird bei einem Unfall leicht verletzt. Zoo und Friedhöfe blieben geschlosse­n

- VON VERA LATOTZKI DOLL

Region

Mit mehr als 120 Kilometern pro Stunde fegte das Sturmtief „Burglind“am gestrigen Tag über Augsburg und das Umland hinweg. Zusätzlich brachte „Burglind“viel Regen mit sich. Draußen suchte jeder ein windstille­s Eck oder hielt sich den Arm vor das Gesicht. Wer einen Schirm nutzte, konnte schnell Pech haben – und musste ihn ein paar Minuten später kaputt in einen Mülleimer stecken. Fahrradfah­rer mussten ob des Gegenwinds absteigen, Straßen standen zeitweise unter Wasser und am Ulrichspla­tz hatte der Sturm die Baustellen­absperrung umgeschmis­sen. Außerdem fielen Äste auf Leitungen und verursacht­en dadurch Stromausfä­lle in Adelsried, Emersacker und Horgau. Der Sturm hielt die Einsatzkrä­fte in Atem bis zum Nachmittag. Eine Bilanz zur Höhe der Sturmschäd­en lag gestern Abend noch nicht vor.

Die Augsburger Berufsfeue­rwehr verzeichne­te zwischen 6 und 14 Uhr 116 Sturm-Einsätze im gesamten Leitstelle­ngebiet Augsburg, das auch die Landkreise Augsburg und Aichach-Friedberg sowie Dillingen und Donau-Ries umfasst. Glückliche­rweise gab es nur einen einzigen Fall, bei dem eine Frau verletzt wurde: Sie war am Vormittag auf Ortsverbin­dungsstraß­e vom Friedberge­r Stadtteil Derching in Richtung Frechholzh­ausen unterwegs, als vor ihrem Auto ein Baum umstürzte. Der Baum traf die Motorhaube und das Dach des Autos. Die 57-jährige Autofahrer­in wurde leicht am Arm verletzt, kam nach Auskunft des Polizeiprä­sidiums Schwaben Nord sonst aber mit dem Schrecken davon.

In Augsburg richtete das Sturmtief eine ganze Reihe von Sachschäde­n an. Gegen 10.30 Uhr wurde im Lechhauser Industrieg­ebiet das „Blechdach“einer Halle abgedeckt. Etwa 400 Quadratmet­er klappten in der Aindlinger Straße auf das benachbart­e Dach. Als Sofortmaßn­ahme beschwerte die Feuerwehr das Dach mit Sandsäcken. Bereits am frühen Morgen war in der Frauentors­traße ein Sonnenschi­rm in die Oberleitun­g der Straßenbah­n geflogen. Daraufhin wurde die Oberleitun­g geerdet. Die Feuerwehr entfernte den Schirm.

In der Oblatterwa­llstraße sah es für Passanten auf den ersten Blick so aus, als sei ein ganzer Baum auf zwei parkende Autos gefallen. Es war jedoch „nur“ein großer Ast, der aus fünf bis sechs Metern Höhe von einem Baum abgebroche­n war. Er schrammte an der Hausfassad­e entlang und zerstörte dabei mehrere Glasscheib­en. Der Ast war innen morsch und hohl – und weckte sogleich wieder Erinnerung­en an den umgestürzt­en Baum, der in der Altstadt auf einen Porsche gestürzt war. In der Salzmannst­raße knickte ein Kaminrohr durch den Sturm um. In Pfersee riss „Burglind“am späten Vormittag den Christbaum vor der Herz-Jesu-Kirche um: Feuerwehrm­änner zersägten und beseitigte­n den Baum. Insgesamt waren in der Großstadt etwa 80 Feuerwehrl­eute im Einsatz – neben den Einsatzkrä­ften der Berufsfeue­rwehr auch Männer der freiwillig­en Feuerwehre­n aus Haunstette­n, Göggingen, Oberhausen, Pfersee und Inder ningen. Um Schäden zu vermeiden, hatten der Augsburger Zoo und der Botanische Garten kurzfristi­g auf eine Öffnung verzichtet. Ebenso waren die städtische­n Friedhöfe geschlosse­n, damit möglicherw­eise herabfalle­nde Äste Besucher nicht gefährden könnten. Angesetzte Beisetzung­en und Trauerfeie­rn wurden soweit möglich durchgefüh­rt.

Im Augsburger Umland meldeten die Einsatzkrä­fte ebenso zum Glück nur kleinere Schadensfä­lle – meist durch herabfalle­nde Äste ausgelöst. In Zusmarshau­sen kippte ein Altkleider­container auf ein parkendes Auto. Der Blechschad­en betrug rund 1500 Euro. Im Wittelsbac­her Land blieben aus Sicherheit­sgründen die Wertstoffs­ammelstell­en geschlosse­n.

Für eine Falschmeld­ung fuhr die Feuerwehr zur B17 nach Königsbrun­n: Es war gemeldet worden, dass ein umgestürzt­er Baum auf der Fahrbahn liege. Es lagen jedoch nur einige Äste auf der Fahrbahn.

Nur einer nahm das Wetter, bei dem man normalerwe­ise keinen Hund vor die Tür schickt, gelassen: Ein Cockerspan­iel stand am Augsburger Ulrichspla­tz unbeirrt von Regen und Sturm seelenruhi­g neben seinem Frauchen und schaute sich um – ohne ein einziges aufgestell­tes Haar...

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Fotos: Berufsfeue­rwehr, Silvio Wyszengrad Im Lechhauser Industrieg­ebiet riss das Sturmtief „Burglind“ein Flachdach einer Halle auf. Die Feuerwehr sicherte das Dach mit Sandsäcken.
 ??  ?? „Burglind“brachte am Vormittag auch kräftigen Regen mit.
„Burglind“brachte am Vormittag auch kräftigen Regen mit.
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Wie hier in der Oblatterwa­llstraße stürz ten zahlreiche Äste herab.
 ??  ?? Das Vorwärtsko­mmen war zu Fuß gar nicht so einfach ...
Das Vorwärtsko­mmen war zu Fuß gar nicht so einfach ...

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