Es begann in der freien Natur
Wie sich diese rasante und beliebte Sportart im Landkreissüden entwickelte
Bobingen/Königsbrunn/Schwabmün chen
100 Jahre Handball, so alt ist in Deutschland die Sportart, die eine spannende Entstehungs- und Entwicklungsgeschichte hinter sich hat. Viel kürzer ist deren Historie im Altlandkreis Augsburg. Dort gibt es nur drei Vereine, die dieses Ballspiel betreiben, und das erst seit wenigen Jahrzehnten und teilweise mit wechselndem Erfolg.
Mit den Frauen ging es los
Dass ausgerechnet ein Frauenturnwart als der Erfinder des Handballsports gilt, das würden auch nur die wenigsten vermuten. Max Heiser grübelte 1917 über Regeln für ein Spiel, das er „Torball“oder „Raffball“nannte. Rund 70 Zentimeter Umfang hatte das Spielgerät, war komplett aus Leder und wurde durch Schweiß und Feuchtigkeit schwer wie ein Stein. Denn Handball wurde zuerst nur draußen gespielt.
Die Entwicklung dieser Sportart in der Halle, Jahrzehnte später, wurde 1958 sogar durch ein Verbot unterbunden, wohl, weil die Deutschen im Feldhandball weltweit eine Klasse für sich waren. Es nützte aber nichts.
Feld- verlor gegen Hallenhandball immer mehr an Attraktivität. Die Weltmeisterschaft 1969 wurde sogar mangels Resonanz der Mannschaften abgesagt. Anfang der 70erJahre kam dann quasi das endgültige Aus für Handball im Freien.
Heute werden hierzulande nur noch selten Turniere im Freien gespielt, zum Beispiel beim BHC Königsbrunn.
Hallenhandball entwickelte sich rasant. Drei Weltmeistertitel in der Halle stehen für Deutschland bisher zu Buche, und zwar 1938, 1978 und
2007. Bekannter als diese Jahreszahlen dürfte der schreckliche Unfall von Joachim Deckarm von 1979 sein, an dessen Folgen er heute noch leidet.
Handball, das wird im Landkreissüden nur von drei Vereinen gespielt und gepflegt, allerdings mit wechselhafter Geschichte.
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TSV Bobingen
Interessant startete diese Sportart beim TSV Bobingen. Sie begann dank Horst Reif (Gründer und Trainer) mit einer Feldhandball-Mannschaft der Frauen. Gespielt wurde auf einem Wiesengelände entlang der Hochfeldstraße. Manchmal kamen zu den Spielen mehr als 500 Zuschauer. Das Team war bei den Gegnern ebenso gefürchtet wie er- folgreich, wurde 1951 sogar schwäbischer Bezirksvizemeister. Nur ein Jahr später wurden die Abteilung und sowohl das Frauen- als auch das Männerteam wegen Nachwuchsmangels aufgelöst.
Nach der Fertigstellung der Dreifachturnhalle der Realschule konnte der lang gehegte Wunsch nach dem Aufbau einer Handballabteilung 1975 wieder realisiert werden. Schon bald nahmen eine Männermannschaft um Trainer Gert Königsdorfer und eine Jugendmannschaft an der Verbandsrunde teil. Zu großer Blüte schafften es die Bobinger Handballer nie, denn es herrschte immer Nachwuchsmangel. Nachdem über Jahre eine starke Frauenmannschaft aufgebaut worden war (Bezirksoberliga), wechselten die wenigen verbliebenen Spielerinnen zur Saison 2017/18 zum BHC Königsbrunn. Die Männermannschaft kämpft häufig mit Abstiegsproblemen (Bezirksoberliga). Außerdem gibt es Herren II (Bezirksklasse), eine C- (ÜBL) und eine A-Jugend (ÜBOL), der weibliche Handballsport fehlt in Bobingen derzeit völlig.
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BHC Königsbrunn
Eigentlich begann der Handballsport in Königsbrunn beim dortigen TSV, und zwar im Jahre 1968. Wie in Bobingen ging alles mit Mädchenund Frauenmannschaften los, die anfangs auf Rasen- und Hartplätzen spielten. Ab Mitte der 70erJahre konzentrierte sich aber der dortige Handballsport auf die Hallen, trotz des Widerstands der Schulen, die die Abende und Wochenenden nicht für Vereine freigeben wollten. Neben der Gymnasiumshalle wurde auch in Augsburger Hallen gespielt. Mit der Dreifachhalle an der Karwendelstraße 1978 wuchs die Abteilung stark und blühte auf. Die A-Mädchen spielten
1984/85 sogar in der Bayernliga. Weil die Handballer sich im TSV immer benachteiligt fühlten und ihrer Meinung nach unter anderem zu wenig Hallenzeiten hatten, gründeten sie 2009 einen eigenen Verein, den Beach-Handball-Club Königsbrunn. Die 17 Mannschaften spielen zwar allesamt nicht höherklassig, die Frauen haben es bis zur Bezirksoberliga gebracht, aber inzwischen sind alle Altersklassen einfach oder doppelt besetzt. Der Verein hat 17 Mannschaften und rund 400 Mitglieder. Er mischt nicht nur in den Hallenligen kräftig mit, sondern ist auch dank eigener Beachanlage in der Beachszene sehr aktiv dabei. Seit Kurzem ist Andreas Fackler neuer Vorsitzender, der Elke Müller ablöste. ● TSV Schwabmünchen
Die jüngste Handballabteilung im Landkreissüden gibt es beim TSV Schwabmünchen. 1976 gründete sie Emil Schemel (gestorben 2010), leitete sie über Jahrzehnte und verhalf ihr zu einer hervorragenden Entwicklung. Auf seine Veranlassung gehen auch die so beliebten internationalen Osterturniere zurück, die heute nur noch im Jugendbereich ausgetragen werden.
Die Abteilung hat heute 18 Mannschaften und rund 320 Mitglieder. Die Frauen spielten (2001 und 2006) schon in der Bayernliga, die Herren hatten es vor Jahren bis in die Landesliga geschafft und knabbern seit Jahren am Wiederaufstieg dorthin. Auch im Jugendbereich gab es schon Bayernligateams, derzeit reicht das Spektrum aber nur bis zur Landesliga.
Eine Besonderheit beim TSV Schwabmünchen sind die Sportpiraten, die Jüngsten der Abteilung, die Abteilungsleiter Lars Lammich seit Jahren mit Begeisterung betreut.
Holger Hübenthal ist ebenso eine sehr große Stütze der Abteilung, ohne den der Handball in Schwabmünchen seit Jahrzehnten nicht vorstellbar ist. Derzeit ist er Frauentrainer und führt mit seinem Team die Tabelle der Bezirksoberliga an.