Fluffig, fluffiger, am fluffigsten
Neue Worte schleichen sich über Jahrzehnte in unseren Sprachschatz ein. Sie überwinden dank Fernsehen und Internet Grenzen und werden in fremden Regionen heimisch. Eine an sich erfreuliche, weil den Wortschatz bereichernde, also kreative Form verbaler Immigration. Doch durch inflationären und damit monotonen Gebrauch verdrängen neue Vokabeln alteingesessene Worte. So widerfuhr es Bayern mit dem hyperinflationären „lecker“. Wo ein Essen früher „guad“oder „g’schmackig“war, wie der Schuhbeck Alfons sagen würde, ist es heute immer nur noch eines: lecker. Worte wie schmackhaft, vorzüglich, wohlschmeckend, deliziös oder köstlich hungern in der verbalen Abstellkammer. Deutschland ist ein einig Leckerland, viel mehr noch als ein Meckerland.
Und längst sind wir auch ein Fluffy-Country, in dem alles, was leicht, locker und luftig ist, fortwährend in Eindeutschung des Englischen „fluffy“nur noch als fluffig beschrieben wird. Auf der sprachlich-kulinarischen MonotonieRangliste hat das Wort Sichtkontakt zum Tabellenführer „lecker“aufgenommen. Dass das kochende Nordlicht Tim Mälzer seine Hackbällchen als „besonders fluffig“anpreist, weil er sie mit viel Sahne und Brot verwöhnt, mag noch angehen. Aber nun wirbt auch der Schuhbeck Alfons für seinen Millirahmstrudel als „fluffig-leichte“Köstlichkeit, wobei „fluffigleicht“ein Fall von Wortreichtum ohne Informationsgewinn ist. Fluffige Dinge sind stets leicht. Aber der Schuhbeck versteht eben mehr von Chili und Ingwer als von sprachlichen Würzfinessen.
Längst hat „fluffig“die GastroTheke überschritten. Selbst das Fußballer-Haupthaar kann, wenn einer Analyse der
zu glauben ist, Inbegriff von Fluffigkeit sein. Als Beleg wird eine bestimmte Haarphase des Kickers Marco Reus angeführt. Im Gegensatz zu kratzbürstigen Haudraufs besteche er durch einen seitlich kurzen, in der Mitte längeren, dank etwas Gels griffigen und vor allem luftig-lockeren Schnitt.
Fluffig, fluffiger, am fluffigsten. Die Lecker-fluffig-Invasion ist nicht zu stoppen. Am Ende werden flauschig-niedliche Hunde Fluffi, Fluffelchen oder Fluffilein heißen. Eltern sind irgendwann aller Vornamen mit möglichst vielen „A’s“leid. Dann heißt die Kleine eben nicht Vanessa oder Lara, sondern Fluffi-Lecker Mayer-Schulze.