Koenigsbrunner Zeitung

Es gibt sie noch: arbeitslos­e Fachkräfte

Firmen klagen über Personalma­ngel. Zwei Männer erzählen, wie schwer ihnen dennoch die Jobsuche fiel

- VON CHRISTINA HELLER

Augsburg

In Zeiten wie diesen ist es für Markus Kreuzer und Theo Wittke besonders hart. Von überall dröhnt es: „Vollbeschä­ftigung.“„Die geringste Arbeitslos­enquote.“„Wieder ein Beschäftig­ungsrekord.“Wenn die beiden Männer das hören, fühlen sie sich ausgeschlo­ssen, gar stigmatisi­ert. Ein Jahr lang war der 50-jährige Kreuzer auf der Suche nach einer neuen Stelle. Er hat etwa 80 Bewerbunge­n geschriebe­n und war zu zig Vorstellun­gsgespräch­en eingeladen. Geklappt hat es lange nicht. Bei Wittke, 49, war es ähnlich. Auch er suchte lange, bis er wieder eine feste Anstellung fand – fast eineinhalb Jahre. Weil die beiden Männer merken, dass bei Bekannten und Arbeitgebe­rn das Verständni­s für ihre Situation fehlt, erzählen sie ihre Geschichte­n lieber nicht unter ihren echten Namen. Für beide ist vor allem ein Begriff ein Reizwort: Fachkräfte­mangel.

Davon sprechen Unternehme­nschefs und Wirtschaft­sforscher gerade werber, da dachte ich, bei denen klappt es sofort.“Doch er lag falsch. In vielen Fällen erlebt er die Situation aber anders: „Menschen, die jetzt keinen Job haben, haben meistens eine gravierend­e Einschränk­ung.“Und meint etwa Lücken in Lebensläuf­en. Oder Menschen, die nicht in Schicht arbeiten wollen, oder nicht an entfernter­e Orte pendeln möchten. All das mache es für ihn schwer, Bewerber zu vermitteln. Doch Kreuzer und Wittke haben das alles schon gemacht.

Die Statistike­n der Bundesagen­tur zeigen noch etwas: Nicht in allen Berufen werden Fachkräfte dringend gesucht. „Es zeigt sich nach der Analyse kein flächendec­kender Fachkräfte­mangel in Deutschlan­d. Allerdings gibt es Engpässe in einzelnen technische­n Berufsfeld­ern, in Bauberufen sowie in einigen Gesundheit­sund Pflegeberu­fen“, heißt es in einer Auswertung. In der Unternehme­nsbefragun­g des IAB gaben die Betriebe an, dass sie bei 36 Prozent der Stellen Schwierigk­eiten hatten, passendes Personal zu finden.

111 Tage dauert es im Schnitt, eine Stelle zu besetzen

Arbeitgebe­r verhalten sich bei der Suche zu passiv

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Foto: Jan Woitas, dpa Fachkräfte werden dringend gesucht. Das sagen viele offizielle Stellen und Unternehme­n. Und dennoch dauert es auch bei gut aus gebildeten Menschen manchmal lange, bis sie eine Stelle finden.

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