Ein Paukenschlag am Piano
Wie die Weltklassepianistin Evgenia Rubinova in Bobingen die Zuhörer mit ihrer virtuosen Beherrschung des Flügels in ihren Bann zieht. Es gibt nur einen kleinen Wermutstropfen
Bobingen
Peking, New York, Washington, Berlin, Paris und dazwischen Bobingen. So liest sich die Liste der Spielorte von Evgenia Rubinova. Nun ist Bobingen normalerweise ja keine Hauptstadt. Aber eben eine Kulturstadt.
Am Sonntag jedenfalls wurde es zu einem musikalischen Zentrum – durch den Auftritt der in Usbekistan geborenen Weltklassepianistin Evgenia Rubinova. Den guten Kontakten in der klassischen Musikszene von Lukas Schmalhofer und Wilhelm F. Walz – Violinist und Dirigent an diesem Abend – sei es zu verdanken, dass Rubinova einen Abstecher nach Bobingen machte. So fanden denn auch 270 Klassikfreunde den Weg in die Singoldhalle.
Sie erwartete ein Paukenschlag im Konzertjahr. Den Beginn machte das „Klavierquartett Nr. 2 in g-Moll“von Gabriel Fauré. In der Besetzung Evgenia Rubinova (Klavier), Wilhelm F. Walz (Violine), Ludwig Schmalhofer (Viola) und Assia Chappot (Violoncello), wurde das Klavierquartett zu einem über weite Strecken sehr eingängigen Tongeflecht. Bedarf es bei den meisten Stücken Faurés schon eher eines „Expertenohrs“, um die subtile Differenziertheit seiner Kompositionen zu erkennen, zeichnet sich das „Klavierkonzert Nr. 2“dagegen durch einen warmen und mitreißenden Charakter aus, der es den Musikern, vor allem auch der Pianistin, ermöglicht, offenherzig und mit viel Spielfreude zu agieren.
So wurde aus dem ersten Teil des Konzerts ein richtiger „Wohlfühlmoment“. Sowohl für die Zuhörer als auch für die Musiker. Nach der Pause stand dann der Höhepunkt auf dem Programm. Begleitet von den Global Players – in diesem Orchester spielen Mitglieder der Augsburger Philharmoniker zusammen mit Musikstudenten verschiedener Musikhochschulen – wurde das „Klavierkonzert Nr. 9 in Es-Dur, von Wolfgang Amadeus Mozart gespielt.
Unter der Leitung von Wilhelm F. Walz, dessen künstlerisches Schaffen sehr vielseitig daherkommt, wurde das gesamte Ensemble zu einer musikalischen Einheit. Mit großem Einfühlungsvermögen und hintergründiger Präsenz, entlockte Walz dem Orchester wunderbar harmonische Klangbilder.
Im Solopart für Klavier schlug dann natürlich die Stunde von Evge- nia Rubinova. Mit grandioser Technik und einem sicheren Instinkt für die richtige Klangfarbe brachte sie den Flügel regelrecht zum Singen. Viele der Besucher lauschten der Darbietung weit zurückgelehnt mit geschlossenen Augen. Im mittleren Andantino-Satz glaubt man der Virtuosin beinahe, dass sie improvisiert und nicht nach Noten spielt, so gekonnt und beseelt entwirft sie die Tonfolgen des Spiels, um dann im Finale noch einmal heiter und beJeunehomme“ schwingt zu vollenden. Die Klassikfreunde im Saal waren nahezu aus dem Häuschen. Langer und rhythmischer Applaus veranlassten Rubinova denn auch zu mehreren Zugaben. Die einhellige Meinung der von uns befragten Zuhörer nach dem Konzert war, dass sie Zeugen eines bemerkenswerten Konzerts geworden seien.
Eine großartige Solistin wurde begleitet von einem ebenfalls starken Lukas Schmalhofer und einem beseelten Dirigenten Wilhelm F. Walz. Allenfalls als kleinen Wermutstropfen am Rande empfanden die Besucher zum einen die nicht vorhandene Bühnendekoration und zum anderen, dass die Pianistin im ersten Teil des Konzerts von vielen Plätzen aus kaum zu sehen war. Ansonsten könne man sich beim Kulturamt der Stadt Bobingen, vor allem bei dessen Leiterin, Elisabeth Morhard, nur bedanken, so Publikumsstimmen.