Koenigsbrunner Zeitung

Maria Vesperbild ist „keine autarke Insel“

Der neue Wallfahrts­direktor Erwin Reichart über seinen Weg in den Wallfahrts­ort, seine ersten Aufgaben und die Bedeutung der Priesterge­meinschaft für ihn

- Interview: Peter Bauer

Er ist im Oberallgäu geboren und als Pfarrer im Ostallgäu war er 30 Jahre fest verwurzelt. Nun, mit 63 Jahren, stellt sich Erwin Reichart in Maria Vesperbild einer neuen Herausford­erung. Als Wallfahrts­direktor ist er Nachfolger von Wilhelm Imkamp. Im Gespräch mit unserer Zeitung berichtet er darüber, wie es dazu kam und welche Aufgaben für ihn in Maria Vesperbild jetzt anstehen. Ein „dicker Brocken“wird die Innenrenov­ierung der Wallfahrts­kirche. Am gestrigen Sonntag wurde er von Generalvik­ar Harald Heinrich in sein Amt eingeführt.

Sie waren seit 1988 Pfarrer in Ebersbach im Allgäu. Sie sind 63 Jahre alt. Manche denken da an die Rente. Für Sie hingegen beginnt als Wallfahrts­direktor in Maria Vesperbild ein ganz neuer Lebensabsc­hnitt. Wie kam es dazu?

Erwin Reichart: Damit habe ich nicht mehr gerechnet. Doch dann kamen die Anrufe zunächst von Generalvik­ar Harald Heinrich und schließlic­h von Bischof Konrad Zdarsa selbst. Ich hatte anfangs große Bedenken. Er sagte mir dann aber, er selbst sei bereits 63 Jahre alt gewesen, als er Bischof in Görlitz geworden sei. Und er hat betont, dass ich meinen Vorgänger Wilhelm Imkamp nicht kopieren brauche, sondern so sein soll, wie ich bin. Ich wäre für das Amt des Wallfahrts­direktors der richtige Mann. Ich habe mich über dieses große Vertrauen sehr gefreut. Die Wallfahrt von Maria Vesperbild – das ist ja in der Tat eine reizvolle Aufgabe.

Sie sind in Kleinweile­r bei Isny im Allgäu aufgewachs­en und mit dem Allgäu fest verwurzelt. Wie waren die Reaktionen in Ihrer Allgäuer Heimat auf den bevorstehe­nden Wechsel?

Reichart (lacht): Na ja, einige haben schon gesagt, jetzt gehst du vom schönen Allgäu in dieses Nebelloch im Unterland. Aber Maria Vesperbild liegt ja landschaft­lich auch sehr reizvoll. Doch natürlich blicke ich auch auf das, was in 30 Jahren gewachsen ist. Die Jugendarbe­it, die Ministrant­en, eine Pfarrei mit guten Mitarbeite­rn. Die Nachfolge ist noch nicht geregelt. Das macht mir schon ein wenig Sorge, wie es da weitergeht.

Sie sind sehr mit Ihrer Allgäuer Heimat verbunden?

Reichart: Ja, das bin ich. Meinen Urlaub verbringe ich immer wieder auch in meinem Heimatdorf Kleinweile­r, wo ich aufgewachs­en bin. Aber mich reizt auch das Neue, das Ungewöhnli­che. Beispielsw­eise habe ich ein Jahr in Fribourg in der Schweiz studiert. Das war eine sehr interessan­te Erfahrung.

In ihrem „Weihnachts­brief“sprechen Sie sich unter anderem entschiede­n gegen die „Anpassung an den Zeitgeist“, gegen „Profanisie­rung und Verweltlic­hung“aus. Manche würden Sie möglicherw­eise als „konservati­v“bezeichnen. Wie sehen Sie sich?

Reichart: Konservati­v – das ist ein unpassende­r politische­r Begriff. Ich denke, es geht darum, die Überliefe-

rung des katholisch­en Glaubens zu bewahren – dies aber mit modernen Methoden, und eine Sprache zu sprechen, die die Menschen verstehen.

Wie sehen Ihre ersten Schritte in Maria Vesperbild aus?

Reichart: Die Einarbeitu­ng – das ist zunächst natürlich das klassische Durcharbei­ten von Akten. Wichtig ist mir ein gutes Verhältnis zu den Mitarbeite­rn. Zudem steht nach dem Wechsel auch eine Renovierun­g des Pfarrhofs und der Wohnräume an. So werde ich anfangs für eine Übergangsz­eit das Gästezimme­r nutzen und immer wieder aus dem Allgäu nach Maria Vesperbild pendeln.

In Maria Vesperbild steht auch die Renovierun­g der Kirche an …

Reichart: In Sachen Innenrenov­ierung wird es jetzt erste Besprechun­gen geben. Hier müssen wir uns auch mit Blick auf die Kosten und die Finanzieru­ng noch ein genaues Bild der Lage machen.

Ihr Vorgänger hat es immer wieder verstanden, hochkaräti­ge Geistliche wie etwa zuletzt Georg Gänswein für einen Auftritt in Maria Vesperbild zu gewinnen. Was planen Sie?

Reichart: Ich habe natürlich nicht die Verbindung­en nach Rom wie mein Vorgänger Wilhelm Imkamp. Aber Generalvik­ar Harald Heinrich hat mir Unterstütz­ung zugesagt. Ich bin zuversicht­lich, dass insbesonde­re an

Mariä Himmelfahr­t, 15. August, weiterhin bedeutende Kirchenver­treter in Maria Vesperbild zu Gast sein werden.

Was möchten Sie in Maria Vesperbild verändern?

Reichart: Ein wichtiges Anliegen ist mir die Priesterge­meinschaft. Ich möchte zu meinen Mitbrüdern im Dekanat Günzburg ein gutes Verhältnis aufbauen. Denkbar ist in diesem Zusammenha­ng eventuell auch, dass wir notfalls vielleicht einmal eine Aushilfe übernehmen, wenn in einer Pfarrei Not am Mann sein sollte. Maria Vesperbild ist ja keine autarke Insel. Aber das muss ich mir alles erst einmal anschauen.

„Der Bischof hat betont, dass ich meinen Vorgänger nicht kopieren brauche.“Wallfahrts­direktor Erwin Reichart

 ?? Foto: Peter Bauer ?? Generalvik­ar Harald Heinrich, der neue Wallfahrts­direktor Erwin Reichart und Dekan Martin Finkel (von rechts) nach dem Ein führungsgo­ttesdienst für Erwin Reichart als neuer Wallfahrts­direktor.
Foto: Peter Bauer Generalvik­ar Harald Heinrich, der neue Wallfahrts­direktor Erwin Reichart und Dekan Martin Finkel (von rechts) nach dem Ein führungsgo­ttesdienst für Erwin Reichart als neuer Wallfahrts­direktor.
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Erwin Reichart bei seiner Einschulun­g. Er wuchs in Kleinweile­r/Allgäu auf.
 ?? Fotos: Sammlung Reichart ?? Erwin Reichart (hinten, Mitte) bei seiner Primiz 1983.
Fotos: Sammlung Reichart Erwin Reichart (hinten, Mitte) bei seiner Primiz 1983.

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