Was hinter dem Stern von Bethlehem steckt
Astronom Dieter Heinlein spricht in Klosterlechfeld über verschiedene Theorien
Sterndeuter zogen um die Zeit von Christi Geburt nach Jerusalem, um den neugeborenen König der Juden zu suchen. Dabei folgten sie einem Stern, der den Weg nach Bethlehem wies. Was könnte dieser Stern aus astronomischer Sicht gewesen sein? Ein heller Komet? Ein explodierender Stern? Oder eine Konjunktion; sprich die scheinbare Begegnung heller Planeten?
Um der Lösung näherzukommen, veranstaltete die Pfarrgemeinde einen Vortrag mit dem Augsburger Astronom Dieter Heinlein. Dieser beschäftigt sich seit mehr als 40 Jahren mit Meteoren, Asteoriden und Kometen und arbeitet als Technischer Leiter des Feuerkugelnetzes für das Deutsche Zentrum für Luftund Raumfahrt, Institut für Planetenforschung. Unbestritten ist die Herkunft der Weisen aus dem Morgenland. Die Babylonier betrieben zu dieser Zeit intensiv die Sternkunde. Die Sterndeuter dienten am babylonischen Königshof, sie beobachteten ständig den Sternenhimmel und leiteten daraus Weissagungen ab.
Was könnten sie nun entdeckt haben, das sie zu der Reise nach Jerusalem veranlasste? Heinlein schließt die Erscheinung einer Supernova durch explodierende Sterne aus, weil eine solche von keinem der zu dieser Zeit existierenden Astronomen aufgezeichnet wurde. Auch durch heutige Computerrückrechnungen lässt sich keine Supernova am babylonischen Sternenhimmel vor etwa 2000 Jahren feststellen.
Die zweite Möglichkeit eines Kometen klingt zunächst einleuchtend, da seit Beginn der Krippendarstellungen stets ein Stern mit einem Schweif über der Krippe abgebildet wird. Hierzu ist aber wissenswert, dass der seit 1705 als Halleyscher Komet bekannte Schweifstern etwa alle 78 Jahre wiederkehrt und im Jahr 1301 beobachtet werden konnte. Dieses Ereignis inspirierte offenbar den Maler Giotto di Bondone zur Darstellung dieses Kometen über der Krippe auf dem Kirchenfresko in Padua im Jahr 1304. Aus astronomischer Sicht hält es aber Heinlein für ausgeschlossen, dass babylonische Sterndeuter einen Kometen für das Zeichen der Geburt eines Königssohnes hielten. „Kometen galten bei denen als Unheilsboten“, sagt er und leitet auf die wahrscheinlichste Erklärung über.
Der Astronom Konradin Ferrari d’Occhieppo entdeckte die dreifache Konjunktion – sprich die scheinbare Begegnung der Planeten Jupiter und Saturn im Jahr sieben vor Christus. Diese beiden Wandelsterne tauchten im Fixsternbild der Fische neu auf und kamen sich innerhalb etwa eines halben Jahres dreimal sehr nahe. „Diese Erscheinung war von Babylon aus in der damaligen nicht lichtverschmutzten Zeit deutlich zu sehen und könnte die Sterndeuter so beeindruckt haben, dass sie sich auf den Weg nach Jerusalem machten“, erklärt Heinlein. Der Planet Jupiter galt als Königsstern und Saturn als Stern der Juden. Das Sternbild der Fische war das Symbol für Palästina. Daraus zogen sie den Schluss: Ein König wird geboren im Land der Juden. Deshalb zogen sie nach Jerusalem, dem Königssitz der Juden.
Die Reisedauer von etwa vier Monaten stimmt mit der Dauer der dreifachen Konjunktion überein, der Stern war also während der ganzen Reise sichtbar. In Jerusalem war König Herodes von der Nachricht überrascht und ließ die Propheten in den Schriften forschen. Sie entdeckten die Prophezeiung, dass der König der Juden in Bethlehem geboren werde.
Die dreifache Konjunktion der Planeten Jupiter und Saturn im gleichen Sternbild, die sich nur alle 800 Jahre wiederholt, von namhaften Planetarien weltweit als die wahrscheinlichste Erklärung des Sterns von Bethlehem angesehen.