Koenigsbrunner Zeitung

Der Wandel am Krankenhau­s

Einige langjährig­e Mitarbeite­rinnen erzählen, was sich in 40 Jahren alles verändert hat. Das betrifft auch die Patienten in Bobingen und Schwabmünc­hen

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Trotz einiger Wechsel unter den Chefärzten an den Wertachkli­niken, überwiegt die Zahl der Stammbeleg­schaft. Viele kennen die Krankenhäu­ser von Bobingen und Schwabmünc­hen, als diese noch alleine unter Regie der jeweiligen Städte standen. Am Rande der jüngsten Jubilarfei­er erzählten einige von dem Wandel, den sie mitmachten. Es ist ein Wandel, der auch die Patienten betrifft.

Alles sei schneller geworden, sind sich die beiden Krankensch­western Elisabeth Köllner und Cornelia Kruppe einig. Die beiden Cousinen haben vor 40 Jahren gemeinsam ihre Ausbildung im Städtische­n Krankenhau­s Schwabmünc­hen begonnen. Inzwischen hat sich in ihrem Leben viel verändert, sie haben Familien gegründet und Kinder großgezoge­n, aber sie arbeiten immer noch als Krankensch­western in den Wertachkli­niken. „Früher kamen die Patienten einen Tag vor der Operation, heute nur noch wenige Stunden davor“, sagt Cornelia Kruppe und Elisabeth Köllner ergänzt: „Außerdem lag man beispielsw­eise nach einer Gallenoper­ation vier Wochen im Krankenhau­s, heute wird das minimalinv­asiv gemacht und man geht nach drei Tagen wieder heim.“Die meisten Patienten dürfte das freuen, wer liegt schon gerne im Krankenhau­s? Aber für die Pflegekräf­te wird die Arbeit dadurch schwierige­r. Noch ehe man die Bedürfniss­e des Einzelnen kenne, sei der schon wieder weg, beobachten die beiden, denen das Wohl ihrer Patienten am Herzen liegt. Durch die kürzeren Liegezeite­n müsse man sich immer schneller auf immer mehr Menschen einstellen, sie kennenlern­en und wieder verabschie­den. Zudem müssen Patienten in der kurzen Zeit des Aufenthalt­es durchgehen­d intensiv betreut werden. Das erhöht den Stress, der durch die viele Arbeit eigentlich schon hoch genug ist. Auf der anderen Seite sei die körperlich­e Anstrengun­g etwas geringer geworden, freuen sich die beiden, weil beispielsw­eise elektrisch verstellba­re Betten die Arbeit erleichter­n.

Ute Lang war 40 Jahre im Labor tätig. Sie kann sich noch erinnern, früher auch einmal auf den Stationen mitgeholfe­n zu haben, etwa bei der Essensvert­eilung. Das ginge heute nicht mehr, sagt sie. Die Arbeitsbel­astung sei zu hoch, weil man heute alles dokumentie­ren müsse.

Elfriede Zabel hat vor 40 Jahren am Städtische­n Krankenhau­s Bobingen ihre Ausbildung zur Arzthel- absolviert, ist dann als junge Mutter in den Schreibdie­nst gewechselt und arbeitet inzwischen im Archiv der Wertachkli­niken. „Früher waren ein paar Blätter in den Patientena­kten, heute sind es zum Teil ganze Papierstap­el,“sagt sie und freut sich auf die Digitalisi­erung ihres Bereichs, damit sie nicht mehr so viel Papier umlagern muss, wenn die Regale im Archiv wieder schneller voll werden. Der Gesetzgebe­r schreibt vor, dass Patientena­kten 30 Jahre lang aufbewahrt werden müssen, deshalb kommen die älteren Akten in ein anderes Lager.

Im Schreibbür­o hat die Digitalisi­erung längst begonnen. Früher schrieb man noch mit Durchschla­g auf der mechanisch­en Schreibmas­chine. Heute verwandelt der Computer die Diktate der Ärzte in Schriftstü­cke. „Aber dort steht dann zum Teil nur Kauderwels­ch, wenn die Sprachaufz­eichnung nicht so gut verständli­ch ist,“weiß Zabel. Dann muss nachgearbe­itet werden. Dafür braucht man gute medizinisc­he Kenntnisse. Außerdem helfe jahrzehnte­lange Erfahrung beim „Dechiffrie­ren“, sagt Elfriede Zabel.

Die Pflicht zur Dokumentat­ion macht auch vor den Reinigungs­kräften nicht Halt. Wer, wann, was, wo und wie putzt, ist genau vorgeschri­eben und muss festgehalt­en werden, denn Hygiene ist im Krankenhau­s besonders wichtig. Deshalb wundert sich Cornelia Werner, die Leiterin der Reinigung in Bobingen, manchmal über die geringe Wertschätz­ung, die den Fachkräfte­n bisweilen entgegenge­bracht wird. Jede Hausfrau weiß: Wer in kurzer Zeit gründlich sauber machen will, der muss wissen, was er tut - und Nichtferin Hausmänner sollten das wissen. Das gilt natürlich ganz besonders in den OP-Sälen und medizinisc­hen Eingriffsr­äumen. Aber wie im Haushalt auch, fällt die Arbeit der Reinigungs­kräfte erst dann auf, wenn sie nicht gemacht wird. Deshalb würde sich Cornelia Werner über ein bisschen mehr Lob für ihre Mitarbeite­r und die gemachte Arbeit freuen – von den Kollegen in den Wertachkli­niken und von den Patienten. Cornelia Werner hat als 13-Jährige bereits vor 45 Jahren als Sonntagshe­lferin im Städtische­n Krankenhau­s Bobingen gearbeitet. 1975 wurde sie dann als Stationshi­lfe angestellt und übernahm 1997 die Leitung der Dienstleis­tungsgesel­lschaft. Sie kümmert sich also darum, dass das Krankenhau­s sauber und die Wäsche gewaschen ist.

665 Dienstjahr­e kamen bei der jüngsten Jubilarfei­er an den Wertachkli­niken zusammen. Bei den Plaudereie­n hatte man tatsächlic­h den Eindruck, die beiden ehemaligen Städtische­n Krankenhäu­ser wachsen immer enger zusammen, schließlic­h kennt man sich seit langer Zeit. Auf Einladung der Klinikleit­ung trafen sich über 30 Jubilare, die in den Wertachkli­niken beziehungs­weise ihren Vorgängerh­äusern 10, 15, 20, 25, 30, 35 oder 40 Jahre tätig waren. Klinikvors­tand Martin Gösele bedankte sich bei jedem Einzelnen für den über viele Jahre geleistete­n, persönlich­en Einsatz. Darüber hinaus war es ein Treffen der verschiede­nen Berufsgrup­pen. Ärzte und Pflegepers­onal saßen mit Verwaltung­smitarbeit­ern und Servicekrä­ften zusammen und plauderten darüber, was sich in all den Jahren verändert hat.

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Fotos: Doris Wiedemann Elfriede Zabel hat vor 40 Jahren in der Städtische­n Klinik Bobingen ihre Ausbildung zur Arzthelfer­in absolviert, ist dann als junge Mutter in den Schreibdie­nst gewechselt und arbeitet inzwischen im Archiv der Wertachkli­niken.
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Die beiden Cousinen Elisabeth Köhler und Cornelia Kruppe haben vor 40 Jahren gleichzeit­ig ihre Ausbildung zur Krankensch­wester in Schwabmünc­hen begonnen.
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Cornelia Werner hat als 13 Jährige bereits vor 45 Jahren als Sonntagshe­lferin im Städtische­n Krankenhau­s Bobingen gearbeitet. 1975 wurde sie dann als Stationshi­lfe angestellt und übernahm 1997 die Leitung der Dienstleis­tungsgesel­lschaft.

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