Ein Hirte wechselt die Herde
Mit einem festlichen Gottesdienst wird Leander Sünkel als neuer Pfarrer der evangelisch-lutherischen Kirchengemeinde Lechfeld in sein Amt eingeführt. Was die Ökumene mit einem Doppelhaus gemeinsam hat
Nebel hüllte die leicht im Wind wehenden evangelischen Kirchenfahnen am Eingang der Versöhnungskirche ein. Im gut gefüllten Kirchenraum erwarteten die Gemeindeglieder der evangelisch-lutherischen Kirchengemeinde Lechfeld sowie Vertreter des politischen Lebens ihren neuen Pfarrer. Begleitet vom Kirchenvorstand, mehreren geistlichen Würdenträgern, den Assistenten der Einsegnung sowie der Dekanin der Region Süd-Ost des evangelisch-lutherischer Dekanatsbezirks Augsburg, Doris SperberHartmann an seiner Seite, betrat Pfarrer Leander Sünkel das Gotteshaus.
Bevor die Einsegnung des neuen Pfarrers vollzogen wurde, ließ Sperber-Hartmann ihre Gedanken um das Bibelzitat „Gott stellt deine Füße in weitem Raum“ranken. Dieser weite Raum sei im Lechfeld gegeben; der Wirkungskreis Sünkels umfasse nun die politischen Gemeinden Graben, Kleinaitingen, Klosterlechfeld, Untermeitingen und Schwabstadl.
Jeder Ort habe seine eigene Dynamik, sodass Sünkel nicht nur fest stehen, sondern auch in den Knien beweglich sein solle, sagte die Dekanin.
Demütig und in sich gekehrt kniete Pfarrer Sünkel vor dem Altar, als die Dekanin die Assistenten der Einsegnung zu sich rief. Militärdekan Gerhard Kern, Pfarrer Heinrich Eber, Sonja Werner, Pfarrer im Ruhestand Friedrich Aschoff und Ricarda Ruckdeschel sowie die Dekanin legten die Hand auf Sünkel und sprachen die Segensworte. „Es war ein bewegender Moment. Die Verbindung aus Bruder und Pfarrer ist schon einmalig. Bei der Einsegnung spürte ich, wie der Geist Gottes durch mich hindurch zu meinem Bruder floss“, sagte Ricarda Ruckdeschel nach der Segenshandlung beim anschließenden Kirchenkaffee im Gemeindezentrum. Die Schwester des neuen Pfarrers war mit ihrer Familie aus Beilngries zur Amtseinführung angereist.
Sünkel stellte in seiner ersten Predigt als Lechfeld-Pfarrer Worte des Apostels Paulus in den Vordergrund, wonach eine christliche Gemeinde nur dann lebensfähig sei, wenn viele mitwirkten. „Ein neuer Pfarrer ist nicht allein die Steuerzentrale. Der Kopf ist immer Jesus. Er ist die Mitte und muss die Mitte bleiben“, lautete sein Credo.
„Leander Sünkel bleibt Hüter im gleichen Stall, nur die Herde ist eine andere“, leitete Lothar Hlinka, Vertrauensmann des Kirchenvorstandes, die Grußworte ein und erinnerte an Sünkels Tätigkeit als evangelischer Militärpfarrer, in dessen Funktion er sehr oft in der Versöhnungskirche zu Gast war.
Als Willkommensgruß überreichte Vertrauensfrau Sonja Werner Brot und Salz. Pfarrer Thomas Demel begrüßte seinen neuen Amtskollegen im Namen aller katholischen Lechfeldgemeinden und legte in seinen Worten großen Wert auf die gelebte Ökumene. „Die Ökumene ist wie ein Doppelhaus. Jeder hat seinen eigenen Eingang, seine Küche und sein Esszimmer, der Garten bietet jedoch den gemeinsamen Lebensraum“, beschrieb er die Situation.
„Es ist ein wunderschöner Tag“, äußerte Klosterlechfelds Bürgermeister Rudolf Schneider, der für die politischen Gemeinden des Lechfelds den neuen Pfarrer begrüßte. Besonderer Dank ging an Pfarrer Thomas Huber, der in der eineinhalbjährigen Vakanz der Pfarrstelle im Lechfeld für die Gemeinde seelsorgerisch tätig war. Nach den offiziellen Vertretern ließ es sich die Jugend der Kirchengemeinde nicht nehmen, ihren neuen Pfarrer zu begrüßen. Ein Kuchen, der stetig durch kleine Wunschfahnen an Farbe und Leben gewann, sollte Pfarrer Sünkel an seine Einführung in die neue Gemeinde erinnern.
Organist Wolfgang Reiber und die Standortkapelle unter der Leitung von Wolfgang Forster bildeten einen imposanten Klangkörper, in dem sie die tonale Basis für den mit zahlreichen Liedern versehenen Gottesdienst legten.