Humor hat es schwer – außer im Kabarett
Das Lachen hat im Kulturleben in Deutschland einen schweren Stand. Komödien stehen im Ruf, lediglich leichte Kost fürs Theaterpublikum zu sein; deutsche Literatur, die lustig und anspruchsvoll zugleich ist, muss mit der Lupe gesucht werden; und über den Witz in der klassischen Musik müssen vorab Erläuterungen ans geneigte Klassikpublikum verteilt werden, damit beim Konzertgenuss an der einen oder der anderen Stelle wenigstens der Hauch eines Lächelns zu sehen ist. Der Humor steht im deutschen Kulturleben im Ruf, ein Leichtfuß zu sein. Und die große Kunst muss Schwere und Tiefgang haben und von einem heiligen Ernst beseelt sein – um einmal mit Klischees zu jonglieren.
Natürlich – es gibt Ausnahmen, vor allem aber gibt es das Kabarett, in dem Humor und Erkenntnis Hand in Hand gehen dürfen. Der Kabarettist verpackt bittere Wahrheiten so, dass darüber gelacht werden kann. Und je lauter das Publikum wird, desto unsicherer muss der Kabarettist sein, ob das Lachen am Ende nicht die Botschaft verdeckt.
Früher war das Reich des Kabarettisten die Kleinkunstbühne. Jeder Auftritt dort war (und ist) ein Ritt auf einer Rasierklinge. Denn je kleiner das Publikum ist, desto schwieriger wird es, die Menschen zum Lachen zu verführen, sie in einen Zustand zu bringen, in dem sie außer sich sind und nicht mehr wissen, wie ihnen geschieht.
Wahrscheinlich erfreuen sich deshalb die Großveranstaltungen so großer Beliebtheit. Das merkt man auch in Augsburg. Denn Kabarett und seine überaus populäre Schwester Comedy gibt’s mittlerweile überall, im Parktheater, im Barbarasaal und im Spectrum. und wenn es noch größer sein soll, auch im Kongress am Park oder in der Schwabenhalle.
Dass es bei dieser Konkurrenz nicht leichter, sondern schwerer geworden ist, eine Kleinkunstbühne mit Leben zu füllen und am Leben zu erhalten, ist offensichtlich. Es verwundert also nicht, dass bewährte Formate wie Kabarettfrühling und Kabarettherbst in der Kresslesmühle nicht mehr funktionieren. Hoffentlich greift das neue Konzept. Der Humor hat es in diesen Breiten ja schon schwer genug.
* * * „Intermezzo“ist unsere KulturKolumne, in der Redakteure der Kultur- und Journal-Redaktion schreiben, was ihnen die Woche über aufgefallen ist.