Eine bittere Pille
Die erste Großaitinger Apotheke hat geschlossen. Warum nach knapp 40 Jahren Schluss ist für Inhaber Bernhard Sprang und welches Angebot für die Kunden bleibt
Großaitingen
Das war keine angenehme Überraschung zum Jahresbeginn: Die Sebastian-Apotheke in der Augsburger Straße hat nicht mehr geöffnet. Nein, nicht wegen Betriebsurlaubs, sondern dauerhaft geschlossen. Es war die erste Apotheke in Großaitingen mit einem Einzugsgebiet von Reinhartshofen im Westen bis Kleinaitingen im Osten. Über die Gründe der Geschäftsaufgabe sprachen wir mit dem Apotheker Bernhard Sprang, der die Apotheke im Ort aufgebaut und 38 Jahre lang geführt hat. „In erster Linie sind es Alters- und Gesundheitsgründe, ich wollte schon im Sommer aufhören, habe aber dann doch noch bis zum Jahresende weitergemacht“, sagt der 71-Jährige und räumt ein, dass ihm auch die Konkurrenzsituation und Probleme mit den Krankenkassen zu schaffen machten. „Ich habe einen Nachfolger für die Apotheke gesucht, aber keinen gefunden“, sagt Sprang und verweist darauf, dass sich in Wehringen kürzlich eine Apotheke neu angesiedelt hat. Der gebürtige Augsburger Bernhard Sprang eröffnete die erste Großaitinger Apotheke Anfang 1980, damals in der Lindauer Straße. Vorher hatte er eine Apotheke in Ichenhausen geführt. Im gleichen Haus eröffnete zum selben Zeitpunkt Dr. Streitberger seine Arztpraxis. Fast 20 Jahre später, im Mai 1999, verlagerte der „Platzhirsch“seine Apotheke in die Augsburger Straße in das Gebäude der ehemaligen Bäckerei Mutzel, weil der Mietvertrag am bisherigen Standort nicht verlängert worden war. In diesen Räumen wurde im Oktober 2001 die Marien-Apotheke eröffnet, die nun den Bedarf der Großaitinger alleine abdeckt.
Mit der Herstellung homöopathischer Präparate schuf sich Sprang ein zusätzliches Standbein, weil dieses Sortiment unabhängig vom Einfluss der Krankenkassen gut florierte. Für seine treuen und zufriedenen Kunden hat er dafür eine Nachfolgelösung gefunden, wo diese Eigenpräparate künftig hergestellt und versandt werden, nämlich die Arnika-Apotheke von Matthias und Peter Hoffmeister in Wegscheid.
Was macht der Apotheker, der sich auch im öffentlichen Leben Großaitingens, zum Beispiel im Elternbeirat, für die Erweiterung der Teil- zur Vollhauptschule mit qualifizierendem Abschluss oder für den Aufbau eines Adventsmarktes eingesetzt hat, in seinem Ruhestand? „Noch ist für mich nicht Schluss, ich werde Urlaubsvertretungen und Aushilfsdienste übernehmen und mich privat meinen Hobbies und meinem Enkelkind widmen“, sagt Bernhard Sprang und mit einem wehmütigen Lächeln fügt er hinzu: „Es war eine tolle Zeit, ich hatte tatkräftige und sehr kompetente Unterstützung für die ich mich bei meinen Mitarbeitern aufs Allerherzlichste bedanken möchte und natürlich bei meinen Kunden, denen ich alles Gute und vor allem beste Gesundheit wünsche.“
Die Geschäftsräume bleiben aber nicht lange leer. Nach dem Räumungsverkauf der Apotheke zieht dort nach Auskunft des Eigentümers Clemens Mutzel ein Büroservice ein, der Abrechnungen für Hebammen bearbeitet.