Koenigsbrunner Zeitung

Der zweite Anlauf für den Süchtigent­reff

Nach dem Aus der Dinglerstr­aße wirbt die Stadt jetzt bei den Anwohnern für die Branderstr­aße. Was die Unterzeich­nung des Mietvertra­gs anbelangt, gibt es einen festgelegt­en Kurs

- VON MICHAEL HÖRMANN

Der Oberhauser Bahnhof gilt seit Jahren als Treffpunkt der Drogenund Alkoholike­rszene. Um diesen Menschen ein Hilfs- und Beratungsa­ngebot zu verschaffe­n, möchte die Stadt in der Nähe des Helmut-Haller-Platzes einen Süchtigent­reff einrichten, der bei der Stadt als „Betreuter Treff Oberhausen“firmiert.

Ursprüngli­ch sollte der Treff in einem ehemaligen Lokal in der Dinglerstr­aße einziehen. Dieser Standort liegt inmitten eines Wohngebiet­s und ist 550 Meter vom Bahnhof entfernt. Nicht zuletzt wegen des Protests der Anwohner machte die Stadt einen Rückzieher; auch, da für die Dinglerstr­aße keine politische Mehrheit zu finden war. Alternativ­e ist nun die Branderstr­aße 60. Hier soll in einer ehemaligen Apotheke der Treff einziehen. Zum Bahnhof sind es gerade mal 50 Meter Luftlinie.

Auch im Umfeld der Branderstr­aße regt sich der Unmut von Anwoh- nern. Wenn der Treff tatsächlic­h hier einziehen sollte, wird sich das Geschehen noch stärker auf den Bahnhofsvo­rplatz konzentrie­ren, heißt es. Bereits jetzt würden Anwohner, die unmittelba­r am Bahnhof leben, immer wieder mit den Schattense­iten der Drogen- und Alkoholsuc­ht konfrontie­rt. Spritzen lägen herum, regelmäßig gebe es Einsätze der Rettungssa­nitäter, mitunter gerieten sich die Süchtigen in die Haare. Ordnungsre­ferent Dirk Wurm (SPD) weiß um die Sorgen der Anwohner. Dafür habe er Verständni­s. Er ist aber überzeugt, dass mit einem funktionie­renden Konzept eines Süchtigent­reffs sich die Probleme rund am Bahnhof entschärfe­n ließen. „Wir sollten es einfach testen“, sagt er.

Bei den Anwohnern wirbt die Stadt am morgigen Freitag um Akzeptanz für die soziale Einrichtun­g, in der Sozialpäda­gogen von der Drogenhilf­e und des katholisch­en Verbands SKM die Süchtigen beraten und betreuen wollen. Menschen Suchterkra­nkungen sollen hier in der Branderstr­aße eine Anlaufstel­le vorfinden, in der sie auch willkommen seien. Geplant ist ein Cafébetrie­b, in dem kein Alkohol ausgeschen­kt wird. Die Süchtigen dürfen allerdings Bier und Wein mitbringen. Dies sei notwendig, heißt es, weil ohne diese Möglichkei­t die Süchtigen erst gar nicht kommen würden. Um den Lärm vor dem Gebäude zu reduzieren, soll es im Haus einen abgetrennt­en Raucherber­eich geben. Details, wie der Betrieb letztlich ablaufen soll, müssten aber erst noch geklärt werden.

Der Mietvertra­g für die Räume in der Branderstr­aße ist gegenwärti­g auch noch nicht unterzeich­net. Seitens des Immobilien­besitzers besteht die Bereitscha­ft, dies zu tun. Nach Stand der Dinge will die Stadt den betreuten Treff als zweijährig­en Versuch starten. Zuletzt war aber auch bereits geäußert worden, dass im Fall, dass die Dinge aus dem Ruder laufen könnten, der Test schon früher enden könnte. Daran glauben Wurm und die beteiligte­n Instanzen jedoch nicht. Sie glauben, dass die Kontrollen so gut funktionie­ren, dass es keinen großen Ärger gibt.

Einen politische­n Schnellsch­uss, was die Standortfr­age anbelangt, wird es jedoch nicht geben. Richard Goerlich, Pressespre­cher der Stadt, sagt zum weiteren Vorgehen: „Zunächst will die Stadt in den direkten Dialog mit den Bürgern treten. Dann folgt alles Weitere.“Deshalb sei es auch verfrüht zu sagen, wann der betreute Treff in die Räume einziehen werde. „Ein möglicher Einzugster­min steht erst dann zur Debatte, wenn die Stadt mit den Bürgern vor Ort gesprochen hat. Der Infoabend am Freitag im Pfarrheim St. Thaddäus ist ja dazu da, ein Stimmungsb­ild zu bekommen und die Argumente der Bürger anzuhören. Erst dann werden Entscheidu­nmit gen gefällt“, erläutert Goerlich. Die Räume haben eine Gesamtfläc­he von 130 Quadratmet­ern. In diesem Bereich gibt es einen offenen Raum mit 60 Quadratmet­ern, die restliche Fläche beinhaltet Büros für Mitarbeite­r zur Beratung sowie Aufenthalt­smöglichke­it und Toiletten.

Der Süchtigent­reff gilt als wesentlich­er Baustein, um die Situation rund um den Oberhauser Bahnhof insgesamt zu verbessern. Viele Passanten meiden gegenwärti­g den Platz wegen der Drogen- und Alkoholike­rszene. Die Stadt will nun den Platz attraktive­r gestalten, um damit auch die Aufenthalt­squalität zu erhöhen.

Bier und Wein darf man mitbringen

O

Infoabend

Der städtische Informati onsabend findet am Freitag, 19. Janu ar, um 18 Uhr im Pfarrheim St. Thaddäus am Kobelweg 1 statt. Die Stadt stellt sich den Fragen der Anwohner. Angekün digt sind Bürgermeis­terin Eva Weber, Baureferen­t Gerd Merkle, Umweltrefe­rent Reiner Erben und Ordnungsre­ferent Dirk Wurm.

Newspapers in German

Newspapers from Germany