Der zweite Anlauf für den Süchtigentreff
Nach dem Aus der Dinglerstraße wirbt die Stadt jetzt bei den Anwohnern für die Branderstraße. Was die Unterzeichnung des Mietvertrags anbelangt, gibt es einen festgelegten Kurs
Der Oberhauser Bahnhof gilt seit Jahren als Treffpunkt der Drogenund Alkoholikerszene. Um diesen Menschen ein Hilfs- und Beratungsangebot zu verschaffen, möchte die Stadt in der Nähe des Helmut-Haller-Platzes einen Süchtigentreff einrichten, der bei der Stadt als „Betreuter Treff Oberhausen“firmiert.
Ursprünglich sollte der Treff in einem ehemaligen Lokal in der Dinglerstraße einziehen. Dieser Standort liegt inmitten eines Wohngebiets und ist 550 Meter vom Bahnhof entfernt. Nicht zuletzt wegen des Protests der Anwohner machte die Stadt einen Rückzieher; auch, da für die Dinglerstraße keine politische Mehrheit zu finden war. Alternative ist nun die Branderstraße 60. Hier soll in einer ehemaligen Apotheke der Treff einziehen. Zum Bahnhof sind es gerade mal 50 Meter Luftlinie.
Auch im Umfeld der Branderstraße regt sich der Unmut von Anwoh- nern. Wenn der Treff tatsächlich hier einziehen sollte, wird sich das Geschehen noch stärker auf den Bahnhofsvorplatz konzentrieren, heißt es. Bereits jetzt würden Anwohner, die unmittelbar am Bahnhof leben, immer wieder mit den Schattenseiten der Drogen- und Alkoholsucht konfrontiert. Spritzen lägen herum, regelmäßig gebe es Einsätze der Rettungssanitäter, mitunter gerieten sich die Süchtigen in die Haare. Ordnungsreferent Dirk Wurm (SPD) weiß um die Sorgen der Anwohner. Dafür habe er Verständnis. Er ist aber überzeugt, dass mit einem funktionierenden Konzept eines Süchtigentreffs sich die Probleme rund am Bahnhof entschärfen ließen. „Wir sollten es einfach testen“, sagt er.
Bei den Anwohnern wirbt die Stadt am morgigen Freitag um Akzeptanz für die soziale Einrichtung, in der Sozialpädagogen von der Drogenhilfe und des katholischen Verbands SKM die Süchtigen beraten und betreuen wollen. Menschen Suchterkrankungen sollen hier in der Branderstraße eine Anlaufstelle vorfinden, in der sie auch willkommen seien. Geplant ist ein Cafébetrieb, in dem kein Alkohol ausgeschenkt wird. Die Süchtigen dürfen allerdings Bier und Wein mitbringen. Dies sei notwendig, heißt es, weil ohne diese Möglichkeit die Süchtigen erst gar nicht kommen würden. Um den Lärm vor dem Gebäude zu reduzieren, soll es im Haus einen abgetrennten Raucherbereich geben. Details, wie der Betrieb letztlich ablaufen soll, müssten aber erst noch geklärt werden.
Der Mietvertrag für die Räume in der Branderstraße ist gegenwärtig auch noch nicht unterzeichnet. Seitens des Immobilienbesitzers besteht die Bereitschaft, dies zu tun. Nach Stand der Dinge will die Stadt den betreuten Treff als zweijährigen Versuch starten. Zuletzt war aber auch bereits geäußert worden, dass im Fall, dass die Dinge aus dem Ruder laufen könnten, der Test schon früher enden könnte. Daran glauben Wurm und die beteiligten Instanzen jedoch nicht. Sie glauben, dass die Kontrollen so gut funktionieren, dass es keinen großen Ärger gibt.
Einen politischen Schnellschuss, was die Standortfrage anbelangt, wird es jedoch nicht geben. Richard Goerlich, Pressesprecher der Stadt, sagt zum weiteren Vorgehen: „Zunächst will die Stadt in den direkten Dialog mit den Bürgern treten. Dann folgt alles Weitere.“Deshalb sei es auch verfrüht zu sagen, wann der betreute Treff in die Räume einziehen werde. „Ein möglicher Einzugstermin steht erst dann zur Debatte, wenn die Stadt mit den Bürgern vor Ort gesprochen hat. Der Infoabend am Freitag im Pfarrheim St. Thaddäus ist ja dazu da, ein Stimmungsbild zu bekommen und die Argumente der Bürger anzuhören. Erst dann werden Entscheidunmit gen gefällt“, erläutert Goerlich. Die Räume haben eine Gesamtfläche von 130 Quadratmetern. In diesem Bereich gibt es einen offenen Raum mit 60 Quadratmetern, die restliche Fläche beinhaltet Büros für Mitarbeiter zur Beratung sowie Aufenthaltsmöglichkeit und Toiletten.
Der Süchtigentreff gilt als wesentlicher Baustein, um die Situation rund um den Oberhauser Bahnhof insgesamt zu verbessern. Viele Passanten meiden gegenwärtig den Platz wegen der Drogen- und Alkoholikerszene. Die Stadt will nun den Platz attraktiver gestalten, um damit auch die Aufenthaltsqualität zu erhöhen.
Bier und Wein darf man mitbringen
O
Infoabend
Der städtische Informati onsabend findet am Freitag, 19. Janu ar, um 18 Uhr im Pfarrheim St. Thaddäus am Kobelweg 1 statt. Die Stadt stellt sich den Fragen der Anwohner. Angekün digt sind Bürgermeisterin Eva Weber, Baureferent Gerd Merkle, Umweltreferent Reiner Erben und Ordnungsreferent Dirk Wurm.