Der Appetit auf Schokolade ist riesig
Statistisch gesehen verzehren die Menschen im Augsburger Land pro Jahr 98 Sattelschlepper voll mit Riegeln und Pralinen. Und der Verzehr von Käse und Bier ist noch höher
Landkreis Augsburg
98 Sattelschlepper voll mit Schokolade: So groß ist der Hunger auf Süßes im Landkreis Augsburg pro Jahr. Umgerechnet sind dies nach Auskunft der Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG) 2340 Tonnen Schokolade, die in Form von klassischen Tafeln über die Praline bis zum Riegel verzehrt werden. In Relation zu der Einwohnerzahl wären dies pro Jahr – rein statistisch – gut 9,5 Kilo pro Kopf.
Wesentlich höher ist laut NGG der Verzehr von Käse. Hier hat die Gewerkschaft berechnet, dass insgesamt 6020 Tonnen konsumiert werden, was rund 24,5 Kilo pro Einwohner bedeuten würde. Und beim Bier wurden 256000 Hektoliter im Jahr getrunken – umgerechnet 104 Liter pro Kopf.
„Diese drei Beispiele zeigen, welche Bedeutung Lebensmittelindustrie und -handwerk haben“, heißt es in einer Pressemitteilung der Gewerkschaft. Rund 3280 Arbeitsplätze hängen im Kreis Augsburg laut Arbeitsagentur an der Herstellung und Verarbeitung von Lebensmitteln. Die Branche sei aber nicht nur regional ein Schwergewicht.
„Nimmt man den Umsatz, ist sie der drittgrößte Industriezweig in Deutschland – ein Großteil der Produktion geht in den Export und schafft es damit auf die internationalen Teller“, sagt Tim Lubecki von der NGG Schwaben. So seien Hersteller aus der Region auch regelmäßig auf der Grünen Woche, der weltgrößten Agrar- und Verbrauchermesse in Berlin, präsent.
Neue Food-Trends wie glutenoder laktosefreies Essen seien eine Herausforderung auch für die heimische Ernährungswirtschaft, so Lubecki. Die sei gut aufgestellt und belege bei Produktions- und Hygienestandards weltweit einen Spitzenplatz. „Kaum irgendwo ist die Lebensmittelsicherheit höher als bei uns“, sagt der Geschäftsführer der NGG Schwaben. Voraussetzung für gutes Essen und Trinken sei jedoch, dass dieses fair produziert werde – angefangen vom Anbau der Zutaten bis hin zu den Arbeitsbedingungen in der Verarbeitung. Dazu hat die NGG eine lebensmittelpolitische Initiative gestartet.
Tim Lubecki: „Gute Ernährung und gute Arbeit gehören zusammen.“Hygiene unter Zeitdruck könne zum Beispiel nicht gut gehen. Mit Sorge sieht die NGG den Trend zum „verramschen“: Gerade bei Getränken, Fleisch und Süßwaren gebe es regelrechte Rabattschlachten in den Supermärkten. „Damit werden Lebensmittel oft weit unter Wert verkauft“, kritisiert Lubecki.
Weniger als 70 Cent für eine Tafel Markenschokolade sei in einer fairen und umweltgerechten Produktion nicht machbar. „Gute Lebensmittel sollten den Menschen beim Einkauf etwas wert sein. Gleichzeitig können sie damit die heimische Wirtschaft stärken“, sagt er.