Guter Geschmack ist (fast immer) teuer
Die Stiftung Warentest hat sich 27 Olivenöle genauer angeschaut – und dabei einen kleinen Fehler gemacht
Augsburg
Die gute Nachricht zuerst: Auch günstiges Olivenöl kann gut sein. Einer der beiden Sieger, die die Stiftung Warentest in der aktuellen Ausgabe des Magazins kürt, stammt auch in diesem Jahr vom Discounter. Das italienische Olivenöl der Eigenmarke Cucina von Aldi Süd erhielt die Bestnote 2,3. Mit zehn Euro pro Liter gehört es zur niedrigen Preisklasse.
Die schlechte Nachricht: Das Öl ist längst aus dem Handel verschwunden. Als die Warentester im vergangenen Sommer auf Einkaufstour waren, hatte der Discounter zwei Olivenöle mit demselben Namen und demselben Preis in den Regalen – eines davon war aber nur vorübergehend erhältlich. Die Experten griffen aus Versehen zur Aktionsware, wollen das Testergebnis des regulären Cucina-Öls nun aber so schnell wie möglich nachreichen.
Insgesamt hat die Stiftung Warentest 27 Olivenöle untersucht, die als „nativ extra“ausgezeichnet waren, also in die höchste Güteklasse gehören. Darunter sind oft verkaufte Eigenmarken der großen Supermärkte, Discounter und Drogerien sowie Bioprodukte und beliebte Marken wie Bertolli. Das Ergebnis: Im Vergleich zu früheren Tests schneiden die Öle insgesamt besser ab. Im vergangenen Jahr erhielt kein einziges Produkt das Qualitätsurteil „gut“, 2016 nur eines. In diesem Jahr stuften die Experten dagegen gleich vier Produkte als „gut“ein. Auch heuer waren zwei Öle für die Tester allerdings nur „mangelhaft“, unter anderem das der hauseigenen Bio-Marke von Rewe. Die Experten bemängeln, dass es nach Oliven schmecke, die Frostschäden erlitten haben.
Das beste Urteil fällen die Tester dabei neben dem AldiÖl über das Öl der spanischen Marke Castillo de Canena (Note 2,3), das DOP Chianti Classico des italienischen Traditions-Unternehmens Farchioni (Note
2,4) und das Bio-Öl der spanischen Marke Soler Romero (Note 2,5). Diesen drei Ölen attestieren die Tester „sensorische Spitzenqualität“, also einen besonders guten Geschmack und Geruch. Das schlägt sich allerdings auch im Preis nieder: Keines der Öle ist unter 24 Euro pro Liter zu haben. Das Produkt von Castillo de Canena kostet sogar 36 Euro pro Liter. Ein hoher Preis und eine konkrete Herkunftsangabe garantieren nach Angaben der Warentester aber nicht unbedingt eine herausragende Qualität. So schnitt etwa das griechische Öl der Marke Gaea, das immerhin einen Preis von 18,90 Euro pro Liter hat, nur mit „mangelhaft“ab. Es habe alt und stichig geschmeckt – und war somit auch noch falsch deklariert. Denn minderwertige Öle dürften laut EU-Verordnung nicht als Olivenöl „nativ extra“verkauft werden. Diesen Zusatz bekommen nur Öle der höchsten Güteklasse. Sensorische Fehler sind in dieser Kategorie verboten. Die günstigeren Öle im Test haben mit Ausnahme der Aldi-Ware nur die Qualitätsurteile „befriedigend“oder „ausreichend“erhalten. Das Öl der Edeka-Eigenmarke Gut & Günstig liegt mit einer Note von 2,7 noch relativ nah am Spitzenfeld, schmeckt und riecht für die Tester aber nur durchschnittlich. Ähnliches gilt für die Öle der Aldi-Marke Cantinelle und die Produkte der Bio-Eigenmarken von dm und Edeka (alle Note, 2,9). Schlecht schneiden diesmal zwei Produkte der bekannten Marke Bertolli ab. Die Sorten Gentile Olio extra vergine di Oliva für 9,50 Euro und Originale Olio extra vergine di Oliva für 9,90 Euro erhalten beide nur das Qualitäts urteil „ausreichend“. Das günstigere Öl ist nach Angaben der Tester deutlich mit Schadstoffen belastet, auf beiden Produkten seien Zutatenlisten oder auch Lagerungshinweise schlecht gekennzeichnet.
Anders als in früheren Tests fiel diesmal kein Produkt wegen einer zu hohen Schadstoffbelastung durch. Das heißt aber nicht, dass die Öle frei davon sind. In allen untersuchten Flaschen fanden die Experten Spuren von Mineralöl. Sechs Produkte seien sogar so deutlich belastet, sodass sie im Punkt „Schadstoffe“nur mit dem Qualitätsurteil „ausreichend“abschnitten.
Unter den getesteten Ölen waren sowohl solche mit konkreten Herkunftsangaben als auch die oft günstigeren Mischöle, also ein Mix von Olivenölen unterschiedlicher Produzenten aus verschiedenen Ländern. Letztere bewerten die Warentester in der Regel als solide, aber nicht als kulinarische Offenbarung. Wer Öl aber nur zum Braten nutzt, kann nach Ansicht der Tester auch auf diese Produkte zurückgreifen. Alle, die das Olivenöl in ihren Salat geben oder verwenden, um Pesto herzustellen, sollten der Stiftung Warentest zufolge aber lieber ein paar Euro mehr investieren.