Der Oberarzt ist eine Sahneschnitte
Der Deutsche lebt bekanntlich, um zu arbeiten, und arbeitet nicht, um zu leben. Und wenn er denn lebt, schaut er Fernsehen. Da wundert es, dass das Fernsehen die deutsche Arbeitswirklichkeit in Betrieben in seinen Fernsehfilmen fast komplett ausblendet.
Vielleicht ist die Darstellung der Arbeitswirklichkeit ein zu niveauvolles Verlangen und das wollen zu wenige im Fernsehen betrachten. Mit einer Ausnahme: Krankenhausund Arztserien. In einem Trailer für eine dieser schrecklichen Serien sagt eine junge Frau: „Die Operation verlief super, das Essen war fabelhaft und der Oberarzt ist eine Sahneschnitte!“Da möchte man am liebsten seine Tasche packen und gleich ins nächste Krankenhaus fahren. Aber die Wirklichkeit in den Krankenhäusern sieht halt anders aus. Dort wird elendiglich gestorben, die Patienten haben Schmerzen und das Essen dort – na ja. Und ob die Oberärzte Zeit für einen Flirt haben, darf bezweifelt werden. Wer manipuliert da? Die Fernsehmacher die Zuschauer oder wir uns selbst? Oder gibt es gar – Achtung: Verschwörungstheorie! – zwischen Regierung und Fernsehen eine Allianz unter der Rubrik „POSITIVES DENKEN“?
Wo gibt es sonst noch Arbeitswelt in Fernsehserien? Vielleicht noch bei Polizei und Kriminalpolizei. Aber auch da wird ständig nur das Klischee genährt, dass Neid, Sexaffären und Missgunst unter Polizist(innen) zu Morden in der Belegschaft führen. Oder dass das BKA „normale“Polizisten traktiert und Ermittlungsergebnisse nicht weitergibt. Aber warum nicht mal ein Film/Serie über Verwaltungsgebäude und Landratsämter. Auch interessant, was dort hinter verschlossenen Türen geschieht. Aber die besten TV-Serien kommen derzeit nur aus Amerika. Ausgerechnet die Amis …
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An dieser Stelle blickt der Kabarettist Silvano Tuiach für uns auf das Geschehen in Augsburg und der Welt.