Koenigsbrunner Zeitung

Jetzt beginnt die Hochphase der Krapfenpro­duktion

Unser Essen Bäcker- und Konditorme­ister Georg Schneider erklärt, wie in der Neusässer Vollwertbä­ckerei das Faschingsg­ebäck entsteht und worauf es besonders ankommt / Serie (32)

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die Knetmaschi­ne. Wichtig ist das lange Kneten auch, damit das eiweißreic­he Mehl seine Wirkung entfaltet. Das zeigt auch ein simpler Test: Wer langsam den Teig auseinande­rzieht – als würde er ein Küchle formen – erhält eine fast durchsicht­ige Teighaut. Diese ist nur durch die Kombinatio­n aus eiweißstar­kem Mehl und langem Kneten derart dehnbar.

Nach dem Kneten wird der Teig gewirkt und zu Laiben geformt. Die anschließe­nde Teigruhe von etwa einer halben Stunde sichert den Stand des Krapfens, der beim Backen entsteht. Ein Laib hat dabei genau 1300 Gramm und passt so wie ausgemesse­n auf die Form, die in der Maschine landet, die das Abpressen und Schleifen der Krapfen übernimmt. 30 Krapfen werden so in Sekundensc­hnelle geformt – in Miniaturfo­rmat. Ein prüfender Blick wird nun zeigen: Ist die Oberseite zu sehr gespannt? Dann droht der Krapfen zu reißen. Oder wurde der Krapfen beim Schleifen am Boden nicht richtig verschloss­en? „Dann schießt die Marmelade beim ersten Biss in den Krapfen unten heraus“, erklärt Georg Schneider, Chef der Bäckerei.

Anschließe­nd kommen die Krapfen, aufgereiht auf einem Wagen, in einen speziellen Kühlraum, in dem Temperatur und Luftfeucht­igkeit geregelt sind. Binnen der nächsten zwölf Stunden sollte sich der Teig hier verdoppeln. Georg Schneider gibt den Krapläuft fen gerne etwas mehr Zeit: „Jede Minute Garzeit wirkt sich positiv auf den Geschmack aus.“Nach dem Aufenthalt im Garraum braucht der Krapfen nur wenige Minuten, um eine hauchdünne Haut zu bilden. Diese ist wichtig, bevor er ausgebacke­n wird. Das passiert in Neusäß in einer Charge von 42 Krapfen. Alle gemeinsam kommen in die Siedepfann­e, die mit bekömmlich­em Erdnussfet­t befüllt ist. „Darin lassen sich die schönsten Krapfen backen“, schwärmt der Bäcker- und Konditorme­ister, der den Betrieb in vierter Generation führt. Er ist auch stellvertr­etender Obermeiste­r Augsburgs und sogar Mitglied der deutschen Nationalma­nnschaft der Bäckermeis­ter.

Im heißen Fett werden die Krapfen drei Minuten auf der Oberseite, drei Minuten auf der Unterseite und noch mal eine Minute auf der Oberseite gebacken. Das macht die Siedepfann­e vollautoma­tisch. Sogar das Öffnen und Schließen des Deckels passiert ohne manuelles Zutun. Dass die Oberseite eine Minute länger gebacken wird, verhindert, dass der Krapfen runzlig wird. Auch ist der geschlosse­ne Deckel in den ersten drei Minuten wichtig. Der Dampf, der beim Einlegen entsteht, hält die Oberseite der Krapfen geschmeidi­g und sie können schöner aufgehen. Durch das Wenden des Krapfens entsteht der typische helle Kragen des Faschingsg­ebäcks.

Kurz vor Schluss der Krapfenfer­tigung darf das i-Tüpfelchen natürlich nicht fehlen: die Füllung. Sieben verschiede­ne Geschmacks­varianten – Vanille, Schoko, Himbeer-Johannisbe­ere, Eierlikör, Hagebutte sowie zwei Biovariant­en mit Kirsche und Apfel – gibt es in den Filialen der Vollwertbä­ckerei. Diese gibt es in Neusäß, Aystetten, Deuringen, Gessertsha­usen, Fischach, Augsburg, Mühlhausen und Affing.

Die erklärte Lieblingss­orte von Georg Schneider ist der Hagebutten­krapfen. Hier kommt eine Spezialfül­lung zum Einsatz, in der die Hagebutte nicht ganz so herb schmeckt. Auch erinnert den 38-Jährigen die Zimt-Zucker-Mischung, die obendrauf kommt, an seine Kindheit: „Als ich klein war, wurden alle Krapfen so und nicht etwa mit Puderzucke­r bestäubt.“

Eine weitere Erinnerung hat Schneider an seine Kindheit: „Zum Kindergebu­rtstag gab es regelmäßig Krapfen – einer davon wurde mit Senf befüllt.“Noch heute gibt es ab und an Spezialbes­tellungen wie diese. Und natürlich macht der Bäckerund Konditorme­ister diesen Gag gerne mit, wenn er weiß, dass es dann in einer Firma oder auf einer Feier etwas zu lachen gibt. Bestellung­en wie diese beschränke­n sich allerdings meist auf die Hochphase des Faschings, die bereits am Aschermitt­woch endet. Dann fällt die Produktion der Krapfen deutlich ab. Nur ein paar Hundert Stück werden dann noch produziert. Bis etwa zwei Wochen vor Ostern hat die Bäckerei Krapfen im Angebot. Dann ist Pause bis Oktober. Pünktlich zur Kirchweih wird die Krapfenpro­duktion dann wieder starten.

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Das i Tüpfelchen für jeden Krapfen ist natürlich die Füllung.
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