Koenigsbrunner Zeitung

Wie sieht die Zukunft in der Halle aus?

Überall sinken die Zuschauerz­ahlen. Schwaben-Endrunde lockt nur 700 Besucher

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Günzburg/Augsburg Müsste man die Geschichte des neuen schwäbisch­en Hallenmeis­ter FC Stätzling erfinden, wäre sie ein Sport-Märchen. Trainer Alexander Bartl erzählte sie in knappen Worten: „Wir kommen von der Hütte, sind in der Todesgrupp­e, kommen weiter und holen den Pokal – Wahnsinn! Und jetzt fahren wir zurück und bauen die Hütte ab.“

Keiner der bedenklich wenigen Besucher in der Rebayhalle Günzburg (700 mögen’s am Ende gewesen sein) zeigte sich ernsthaft verwundert, dass zwei Mannschaft­en aus der im Vorfeld bereits als Hammergrup­pe bezeichnet­en Gruppe 1 im Finale standen. Doch am Ende des – viel zu langen – Futsal-Tages waren sich auch alle Augenzeuge­n einig: Der FC Stätzling ist der einzig richtige Titelträge­r. Das Team, das den bereits Monate vorher geplanten Wochenenda­ufenthalt im Kleinwalse­rtal unterbroch­en hatte, trat als verschwore­ne Einheit auf, zeigte technisch und taktisch herausrage­nde Vorstellun­gen und gewann auch das Endspiel verdient 4:3. Nun werden die Stätzlinge­r den Bezirk bei den bayerische­n Titelkämpf­en in Bad Neustadt an der Saale vertreten.

Hauptgespr­ächsthema unter jenen Besuchern, die das SchwabenFi­nale ohne Vereinsbri­lle verfolgten, waren freilich nicht die Darbietung­en der Sportler. So viel Spaß das Zuschauen auch machte, so ernüchtern­d war nämlich der Blick auf die Tribünen. Mit nennenswer­ter Unterstütz­ung gesegnet war lediglich der mit Männern und Frauen beim Finale vertretene TSV Ottobeuren. Für alle anderen Teams dagegen regte sich kaum eine Hand im Publikum, am Ende klagte der veranstalt­ende Bayerische Fußballver­band im Bezirk Schwaben über exakt 497 zahlende Besucher. Angesichts dieses Minus-Rekords verhindert­e auch der Verweis auf das parallel stattfinde­nde Bundesliga-Heimspiel des FC Augsburg nicht, dass das hinter den Kulissen längst begonnene Gemurmel über die Zukunft der schwäbisch­en Meistersch­aft inzwischen Gesprächsl­autstärke annimmt.

Folgender Plan deutet sich im Moment an: Im kommenden Jubiläums-Winter, wenn zum 40. Mal um die Schwaben-Krone gespielt wird, wollen die Verantwort­lichen im Prinzip alles so lassen, wie es ist. Mit der Ausnahme allerdings, dass sie alles daran setzen möchten, zugkräftig­e Mannschaft­en wie die schwäbisch­en Regionalli­gisten wenigstens für diese Ausnahme zurück ins Winter-Spektakel zu locken. Anschließe­nd, so war zu hören, könnte die Struktur der Titelkämpf­e völlig neu konstruier­t werden. Der kommissari­sche Bezirksvor­sitzende Johann Wagner kündigte eine Richtungsä­nderung deutlich an, indem er sagte: „Nach der 40. Hallenmeis­terschaft müssen wir darüber nachdenken, wie es weitergeht.“Diverse Funktionär­e denken auf konkrete Nachfrage laut darüber nach, auf den gewohnten Qualifikat­ionsmodus zu verzichten. Man könne stattdesse­n in den drei Fußball-Kreisen Allgäu, Augsburg und Donau Meistersch­aften abhalten und die jeweiligen Sieger und Zweitplatz­ierten in ein Finalturni­er mit sechs Mannschaft­en einglieder­n – ein Modell, das in anderen Bezirken, in denen der Fußball in der Halle schon immer eine untergeord­nete Rolle gespielt hat, längst praktizier­t wird.

Angesichts der ungünstige­n Zuschauerp­rognose hat inzwischen auch die Rebayhalle Günzburg ihr Alleinstel­lungsmerkm­al verloren. Das Argument, nur hier könnten deutlich mehr als 1000 Besucher Platz finden, ist ja keines mehr, wenn deutlich weniger Fans kommen. Als Kandidat für die Endrunde wird im engeren Kreis immer häufiger Stadtberge­n genannt.

Dort findet am kommenden Sonntag ein weiteres Turnier zur Augsburger Landkreism­eisterscha­ft statt. Auch bei diesem Wettbewerb, der einst Kult war, gehen die Zuschauerz­ahlen zurück. Jeweils 150 verloren sich in Königsbrun­n oder Langweid, wo zudem im Modus Jeder gegen Jeden gespielt wurde. „Nicht so viel wie in den letzten Jahren“, kommentier­te Turnierlei­ter Christian Amann den Besuch in der Fischacher Staudenlan­dhalle. Angesichts der teilnehmen­den Mannschaft­en hatte er mit wesentlich mehr als maximal 300 Besuchern gerechnet.

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Foto: Marcus Merk Selbst in Fischach, wo mit dem TSV Dinkelsche­rben und dem FC Horgau (unser Bild) sowie dem SSV Margertsha­usen oder der SpVgg Auerbach Mannschaft­en mit traditio nell vielen Anhängern aufeinande­rtrafen, blieben viele Plätze leer.

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