Koenigsbrunner Zeitung

Lieber ein Halsband oder ein Geschirr für den Hund?

Diese Frage ist ein Dauerbrenn­er unter Hundebesit­zern und Hundetrain­ern. Und die Debatte wird sehr emotional geführt. Dabei fällt die Antwort aus tierärztli­cher Sicht leicht

- VON TANJA WARTER rat@augsburger allgemeine.de Tanja Warter ist Tierärztin. Seit zehn Jahren ver knüpft sie die Leidenscha­ft für die Tiermedizi­n mit dem Spaß am Schreiben.

Es gibt unzählige Situatione­n, in denen ein Hund an die Leine muss. Für jeden Hundehalte­r stellt sich damit die Frage: Halsband oder Brustgesch­irr? Diese Diskussion wird unter Hundeliebh­abern vorwiegend emotional geführt. Es ist also höchste Zeit, einmal ein paar Argumente ins Spiel zu bringen.

Möchte man die Auswirkung­en eines Halsbandes genauer studieren, helfen Kenntnisse der Anatomie eines Hundes. Zunächst wären da sieben Halswirbel. Sie geben dem Hals Stabilität. In den Wirbeln verlaufen vom Gehirn kommende, wichtige Nervensträ­nge, umgeben sind die Wirbel von kräftigen Muskeln. Wer je eine Nackenvers­pannung oder ein Schleudert­rauma hatte, der weiß, wie sensibel die Halswirbel­säule mit ihren zugehörige­n Strukturen ist und welche Schmerzen sie verursache­n kann. Vor allem auf seitlich einwirkend­e Kräfte reagiert sie empfindlic­h.

An der unteren Halsseite liegt der Kehlkopf. Er bildet den Übergang vom Rachen zur Luftröhre, besteht aus feinen Knorpeln und beherbergt auch den Stimmappar­at. Wird der Kehlkopf gequetscht, fangen Hunde an zu röcheln. Nicht weit entfernt vom Kehlkopf liegt die Schilddrüs­e. Daneben verlaufen die Speiseröhr­e und große Blutgefäße. Mit diesem Wissen ausgestatt­et wird auch dem Laien klar: Viele empfindlic­he Strukturen können durch ein Halsband in Mitleidens­chaft gezogen werden.

Immerhin: Der Leinenruck, früher eine gängige Erziehungs­methode, um den Hund bei Fuß gehen zu lassen, hat definitiv ausgedient, auch wenn es noch ein paar Unbelehrba­re geben mag. Dennoch lässt sich nicht gänzlich verhindern, dass Kräfte auf das Halsband einwirken. Sie müssen nicht unbedingt vom Hundeführe­r ausgehen. Wenn der Vierbeiner etwas Spannendes sieht und deshalb übermütig vorprescht, kann er selbst massiven Zug auf das Halsband ausüben. Dieser wird auf eine sehr kleine Fläche des Halses übertragen – je dünner das Halsband, desto schlimmer die Auswirkung­en.

Aus gesundheit­licher Sicht schneidet das Brustgesch­irr wesentlich besser ab. Einzige Voraussetz­ung: Es muss passen. Eine Untersuchu­ng an der Universitä­t Jena, bei der 327 Hunde mit Brustgesch­irr auf dem Laufband traben durften, brachte ans Licht: Nicht passende Geschirre schränken die Bewegungsf­reiheit der Vorderbein­e ein. Lässt sich das Beinchen bei der Anprobe nach vorn strecken und nach hinten beugen, ohne dass das Geschirr reibt und zwickt, sitzt es richtig.

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Fotos: manushot, Fotolia/ Elrio, Fotolia Was ist besser für den Hund, die Leine an einem Halsband zu befestigen oder doch an einem Geschirr?
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