Die rechte und die linke Hand des Pfarrers
Die Pfarrsekretärinnen von St. Felizitas sind Ansprechpartnerinnen für Menschen mit Anliegen und Nöten. Warum ihr Dienst auch eine seelsorgerische Bedeutung hat
Die Aufgabe der Kirche wird in der Öffentlichkeit differenziert betrachtet. Einig sind sich jedoch alle darin, dass die Kirche für den Menschen da sein müsse. Damit hat sie auch viel zu tun – mit Seelsorge und gemeinnützigen Diensten. Und die Pfarrsekretärinnen? „Wir sind die Visitenkarte der Pfarrei“, sagen Claudia Meilinger und Elisabeth Cilles.
Sie sind Pfarrsekretärinnen im Pfarramt von St. Felizitas. Elisabeth Cilles ist in ihrem Beruf bereits seit 35 Jahren tätig und vorwiegend für die Buchhaltung zuständig. Ihre Kollegin ist knapp sieben Jahre dabei und betreut in erster Linie den Besucherverkehr mit all seinen Anliegen im Haus an der Hochstraße, direkt gegenüber der Kirche. Sie begleiten und beraten Menschen auf deren Lebenswegen. Dies geschieht überwiegend in direktem Kontakt, persönlich oder telefonisch.
Das Pfarramt verstehen sie als zentrale Anlaufstelle der Pfarrei. Claudia Meilinger sieht es als Ort der Begegnung und vor allem der Kommunikation. Zuhören sei besonders wichtig. „Wir informieren, organisieren, verwalten und vermitteln“, fasst sie zusammen. „Manchmal geht es bei uns schon zu wie im Taubenschlag“, lächelt Claudia Meilinger.
„Wir begegnen hier Menschen aller Berufs- und Altersgruppen, aus allen sozialen Schichten“, so Elisabeth Cilles. Das Pfarramt sei auch ein Treffpunkt verschiedenster Lebenssituationen, ergänzt Stadtpfarrer Thomas Rauch. „Hier wickelt sich das Leben in seiner Gesamtbreite ab, von der Geburt bis zum Tod.“Dieses Spektrum benötige viel Fingerspitzengefühl und Kompetenz. Das sei Tag für Tag eine Herausforderung.
Der Geistliche nennt Beispiele. „Da sind schöne Momente wie die Anmeldungen zu Taufe, Kommunion und Firmung“, berichtet er. „Oder Paare, die heiraten wollen.“Auf der anderen Seite kämen aber auch Trauernde, die einen Sterbefall beklagen. Da spiele Emotionalität eine große Rolle, betont Elisabeth Cilles, nicht zuletzt wenn junge Menschen einen frühen Tod finden.
Alle diese Anliegen sind in der Bearbeitung meist zeitintensiv und erfordern Präsenz. Auch die Bestellung von Messen für verstorbene Familienmitglieder ist nicht auf die Schnelle zu machen.
Das Pfarramt ist aber auch Kontaktstelle für Menschen, die aus unterschiedlichen Gründen in eine Notlage geraten sind und Unterstützung erwarten. Als Beispiele nennen die Pfarrsekretärinnen Geldnot, Miet- und Familienprobleme. Das seien heikle Bereiche und verlangen viel Einfühlungsvermögen. „Hier können wir mit einer ganzen Palette von Beratungs- und Unterstützungsangeboten aufwarten“, resümiert Cilles.
Zudem sei die Zusammenarbeit mit dem Rathaus sehr gut. Aber auch direkte Hilfe ist machbar. „Von den Caritas-Sammlungen bleibt ein Drittel vor Ort, um Not von Menschen zu lindern“, macht Thomas Rauch aufmerksam. „Nicht alle Bürger können sich beispielsweise die Vorbereitungen zur Kommunion finanziell leisten.“
Es gibt aber auch anderes Klientel. Etwa Durchreisende aus osteuropäischen Staaten mit teils aggressiven Forderungen nach Geld. „Da hatten wir schon etliche bedrohliche Situationen zu bewältigen“, plaudert der Stadtpfarrer aus dem Nähkästchen. „Vor allem, wenn ein Pulk von sechs bis acht Personen auftaucht.“Dann komme es auch vor, dass die Polizei gerufen werde.
Das Pfarrbüro ist aber weit mehr als nur ein Ort der direkten Begegnungen. „Bei uns laufen auch alle verwaltungsmäßigen Arbeiten und Organisationen zusammen“, erzählt Claudia Meilinger. Darunter fallen Terminabsprachen, die Herstellung von Kontakten zum Pfarrer, Telefondienst, Posteingang und -ausgang, Einkauf von Bürobedarf und Teilnahme an Besprechungen. Hinzu kommen die Führung von Matrikelbüchern, die Ausstellung von Urkunden und Eintragungen in Stammbüchern. Weitere Aufgabepunkte sind die Bearbeitung des kirchlichen Meldewesens, die Anmeldungen von Ministranten, Wallfahrten und Einkehrtagen, der Vorverkauf von Veranstaltungskarten sowie die Erstellung von Spendenbescheinigungen und die Belegung und Vergabe von pfarreieigenen Räumen.
„Die Pfarrsekretärinnen sind die ersten Ansprechpartner der Pfarrei, sind Mittlerinnen zwischen Gläubigen und Pfarrer“, zieht Thomas Rauch Bilanz. So gewinne der Dienst im Pfarramt oft eine seelsorgerische Bedeutung. „Die Pfarrsekretärinnen sind die rechte und linke Hand des Pfarrers“, urteilt er. Und das ohne Wenn und Aber.