Ein Brett vor dem Kopf macht die Gaudi erst so richtig lustig
Es gibt aber auch viele andere Hilfsmittel, die eine super Stimmung in der närrischen Zeit ermöglichen. Gedanken beim Streifzug über den Menkinger Abendumzug
Menkingern ahoi
Endlich, endlich mal wieder. Nach den Wetterkapriolen der vergangenen Jahre: strahlend weiß-blauer Himmel beim Schwabmünchner Faschingsumzug, allerdings nur bis zum Einbruch der Nacht. Doch die heizte eher die Stimmung noch an. Das war auch bitter nötig, denn es war bitterkalt, und zwar umso kälter, je dunkler die Nacht.
Hey, da war ja richtig was los in Menkingen. Klar, daran hatten die Einpeitscher an der Neuen Mitte hoch in den Lüften großen Anteil. Trotzdem: Alles hüpfte, tanzte, sang, ob die Gardemädchen im Umzug oder die Abertausenden Zuschauer. Na ja gut, nicht alle, aber doch viele. Zumindest machten quasi alle ein freundliches Gesicht, bis auf die, die ihre Maskerade zum Gegenteil zwingt oder die, die ihre Gesichtszüge und ihre Gesinnung dazu nötigt. Sogar die Polizei lachte mit und hatte ihr Fahrzeug dekoriert: statt dem jetzt üblichen Blau in Grün, Histodeko heißt so etwas.
Apropos Maskerade: Da war der Einfallsreichtum doch ziemlich groß. Er reichte vom Cowboy und Indianer über den Bär in den unterschiedlichsten Ausprägungen bis zum Raumfahrer, alle warm eingepackt. Einer war dabei, der hatte ein Brett vor dem Kopf, von Berufs wegen, als ehemaliger Beamter, wie er sagte. Und die Wagen? Die waren erstens laut, zweitens schwankend, drittens qualmend, viertens gut angefüllt mit Alkoholisierten und teilweise sogar lustig, von ihrer Aussagekraft her, schon gar ihrer politischen, wie in anderen Bundesländern üblich, eher zurückhaltend.
Was ist eigentlich das Wichtigste an den Faschingswagen: Das sind die Hände der darauf Stehenden, die Bonbons und mehr unters Volk werfen. Wer nicht zufällig in die immer größer werdenenden Tragetaschen der Kinder trifft, hat Pech. Sein Geschenk wird überfahren, zertrampelt, bleibt unbeachtet auf dem Boden liegen. Warum? Weil das Ordnungspersonal, aus bekannten Gründen, das Sammeln nahe der Wagen unterbindet oder weil die Bonbons, wie die Erfahrung zeigt, geschmacklich nicht gerade der Hit sind.
Apropos Hits, die hatte so quasi jeder Wagen dabei, Faschingslieder zum Mitmachen, zum KreislaufAnregen, zum Stimmung-Aufhellen. Ohne sie geht es nicht. Sie sind das, was die jüngeren Jahrgänge quasi in Trance versetzt, auch ohne harten Alkohol, der heuer entlang der Strecke wieder verboten war. Nicht aber bei der die Menkinger Narretei mehr oder weniger beendenden Party auf dem Schrannenplatz, wo es so richtig hoch hergeht. Allerdings nicht bis Mitternacht. Wer den Fasching traditionell beerdigen will, muss sich danach schnell noch ein anderes Fest suchen.