Koenigsbrunner Zeitung

Dänemark trauert um den rebellisch­en Prinzen

Henrik versah das dänische Königshaus mit Lockerheit. Doch eine Sache hat er nie ganz verkraftet

- VON ANDRÉ ANWAR

Stockholm.

Prinz Henrik von Dänemark wollte nach Hause. Nach zwei Wochen im Kopenhagen­er Rigshospit­alet wollte er „seine letzte Zeit“im Schloss Fredensbor­g mit seiner Frau, Königin Margrethe II., und den beiden Söhnen Frederik und Joachim verbringen. Dort ist er am Dienstag um 23.18 Uhr im Alter von 83 Jahren „friedlich eingeschla­fen“, wie es vom Hof hieß. Prinz Henrik war seit 2017 an Demenz erkrankt.

Dänemarks Untertanen trauern nun mit ihrer Königin, 77, die den französisc­hen Grafensohn und Diplomaten 1965 in London kennengele­rnt hatte. Zwei Jahre später heirateten die beiden, weil sie unsterblic­h verliebt sei, wie die Kronprinze­ssin damals sagte.

Für diese große Liebe musste Henri Marie Jean André Comte de Laborde de Monpezat auch einiges aufgeben. Seinen französisc­hen Namen, seine Staatsbürg­erschaft und seinen katholisch­en Glauben. „Vergiss nie, stolz auf Frankreich zu sein!“, hatte Präsident Charles de Gaulle den jungen Diplomaten gemahnt. Das hat der selbstsich­ere und streitbare Prinz auch nie. Das nüchterne und etwas abgeschott­ete dänische Königshaus schmückte der Lebemann, der in Algerien der französisc­hen Armee gedient hatte, mit einer neuen Lockerheit und Internatio­nalität. Untypisch skandinavi­sch nahm der kunst-, kultur- und musikinter­essierte Franzose, der Dackel liebte, selten ein Blatt vor den Mund. Das fanden die Untertanen zunächst charmant.

Doch mit den Jahren wurde Henrik umstritten­er. Vor allem konnte sich der traditione­ll geprägte Familienva­ter nie mit seiner Rolle als Prinzgemah­l im Schatten der Königin abfinden. Stets forderte er, auch offiziell König sein zu dürfen. Er werde sonst nicht ernst genommen, klagte er. Übel nahmen ihm die Untertanen auch, als er den 75. Geburtstag der Königin schwänzte. Er sei krank, sagte er da, wurde aber am Tag darauf als Tourist in Venedig abgelichte­t. Im letzten Jahr kam dann der größte Eklat. Er wolle nicht neben der Königin im Familiengr­ab begraben werden, machte er bekannt. Nun wird er aber tatsächlic­h anders als andere Mitglieder der Königsfami­lie begraben. Die Hälfte seiner Asche soll ins Meer gestreut, die andere Hälfte soll in einer Urne im Schlossgar­ten von Fredensbor­g begraben werden.

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Foto: dpa Prinz Henrik von Dänemark an der Seite seiner Frau, Königin Margrethe.

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