Mehr Pietät für Trauergespräche
Die Räume des städtischen Bestattungsdienstes im Westfriedhof gelten aus vielen Gründen als problematisch. Deshalb steht ein Umzug an. Auch der Wettbewerb mit der privaten Konkurrenz spielt eine Rolle
Immer wieder klingelt das Telefon. Weil ständig Leute kommen und gehen, herrscht Lärm. In einer solchen Umgebung sind Gespräche über sensible Themen wie eine Beerdigung schwierig. Beim städtischen Bestattungsdienst auf dem Westfriedhof gibt es seit Jahren Probleme mit einem pietätvollen Umfeld. Deshalb soll er in neue Räume umziehen.
Wie viele Schwierigkeiten es gibt, hat die SPD-Fraktion im vergangenen Jahr in einem Antrag an die Stadtspitze zusammengefasst. Danach teilen sich vier Mitarbeiter in der Verwaltung des Bestattungsdienstes zwei kleine Büros mit vergitterten Fenstern. Der Lärmpegel dort sei extrem hoch, weil den ganzen Tag über Parteiverkehr stattfindet, heißt es. Viele Bürger kommen, um etwas zu erledigen, einige auch, um Beschwerden loszuwerden. Dazu kommt, dass die Bestatter immer mehr Trauergespräche in den Diensträumen führen müssen, denn viele Familienangehörige von Verstorbenen wollen nicht mehr zu Hause besucht werden.
Wegen der engen Räumlichkeiten können auch nicht mehrere Gespräche gleichzeitig stattfinden. Das sei datenschutzrechtlich nicht möglich. Trauernde müssen deshalb am Eingang oder teilweise auch im Freien warten.
Die SPD bemängelt, dass es in den Räumen nicht nur an einer pietätvollen Umgebung fehlt, um Trauernde zu begleiten und Formalitäten rund um ein Begräbnis würdevoll vorzubereiten. Auch für die Mitarbeiter des städtischen Bestattungsdienstes seien die Büros problematisch – die Folge seien schlechte Arbeitsbedingungen und Krankmeldungen. Deshalb seien neue Räume dringend nötig.
Nun sollen sich alle diese Probleme in absehbarer Zeit bessern. Die Stadtverwaltung hat inzwischen nach neuen Räume gesucht. Im Ausschuss für Friedhofswesen wurde kürzlich ein Umzug einstimmig befürwortet. Geplant ist, besser geeignete Büros im Antonsviertel an- zumieten. Der Mietvertrag soll zum 1. Mai abgeschlossen werden. Für die Miete werden jährlich 52 000 Euro veranschlagt, inklusive Nebenkosten.
Um diese Kosten zu finanzieren, wurden allerdings seit 1. Januar dieses Jahres die Preise für Bestattungen angehoben. Fahrtkosten und Bestattungsabwicklung pro Fall sind um 15 bis 25 Euro gestiegen. Die Fahrtentgelte des Bestattungsdienstes im Stadtgebiet liegen damit nun bei rund 106 Euro, die Bestattungsabwicklung kostet 121 Euro. Dazu kommen noch verschiedene Pauschalen. Die Stadträte befürworten den Umzug des städtischen Bestattungsdienstes aber nicht nur, um die Beratung und den Ablauf der Verwaltung zu verbessern. Es gibt auch noch andere Gründe, die eine wichtige Rolle spielen.
Der städtische Dienst steht im Wettbewerb zu privaten Bestattungsunternehmen. Die räumliche Situation sei im Vergleich mit der privaten Konkurrenz derzeit fast nicht tragbar, hieß es. Am Standort
Bislang fehlt auch ein Ausstellungsraum für Särge
Westfriedhof gibt es nicht einmal einen Ausstellungsraum, in dem Familienangehörige von Verstorbenen gängige Sargmodelle anschauen können. Mit einem solchen Raum gebe es jedoch die Chance, auch „höherwertige Sargmodelle“zu verkaufen, so die Einschätzung im Amt für Friedhofswesen.
Anette Vedder, Amtsleiterin für Grünordnung, Naturschutz und Friedhofswesen hatte im vergangenen Jahr im Zusammenhang mit dem Beschluss zu den Preiserhöhungen für Bestattungen betont, dass der Dienst wirtschaftlich arbeiten müsse. Die Stadt sehe sich aber auch in der sozialen Verantwortung, jedem Bürger, unabhängig von seiner finanziellen Situation, eine würdige Bestattung zu ermöglichen.
Allerdings führt der städtische Dienst schon jetzt einen großen Anteil der Bestattungen in Augsburg durch. 2016 hat er alleine 2030 Bestattungsfälle übernommen. Das sind nach Angaben der Stadt rund zwei Drittel aller erfassten Sterbefälle in Augsburg. Nach Angaben der Amtsleiterin konnte der städtische Bestattungsdienst in den vergangenen Jahren seinen „Marktanteil“steigern.