Koenigsbrunner Zeitung

Mehr Pietät für Trauergesp­räche

Die Räume des städtische­n Bestattung­sdienstes im Westfriedh­of gelten aus vielen Gründen als problemati­sch. Deshalb steht ein Umzug an. Auch der Wettbewerb mit der privaten Konkurrenz spielt eine Rolle

- VON EVA MARIA KNAB

Immer wieder klingelt das Telefon. Weil ständig Leute kommen und gehen, herrscht Lärm. In einer solchen Umgebung sind Gespräche über sensible Themen wie eine Beerdigung schwierig. Beim städtische­n Bestattung­sdienst auf dem Westfriedh­of gibt es seit Jahren Probleme mit einem pietätvoll­en Umfeld. Deshalb soll er in neue Räume umziehen.

Wie viele Schwierigk­eiten es gibt, hat die SPD-Fraktion im vergangene­n Jahr in einem Antrag an die Stadtspitz­e zusammenge­fasst. Danach teilen sich vier Mitarbeite­r in der Verwaltung des Bestattung­sdienstes zwei kleine Büros mit vergittert­en Fenstern. Der Lärmpegel dort sei extrem hoch, weil den ganzen Tag über Parteiverk­ehr stattfinde­t, heißt es. Viele Bürger kommen, um etwas zu erledigen, einige auch, um Beschwerde­n loszuwerde­n. Dazu kommt, dass die Bestatter immer mehr Trauergesp­räche in den Diensträum­en führen müssen, denn viele Familienan­gehörige von Verstorben­en wollen nicht mehr zu Hause besucht werden.

Wegen der engen Räumlichke­iten können auch nicht mehrere Gespräche gleichzeit­ig stattfinde­n. Das sei datenschut­zrechtlich nicht möglich. Trauernde müssen deshalb am Eingang oder teilweise auch im Freien warten.

Die SPD bemängelt, dass es in den Räumen nicht nur an einer pietätvoll­en Umgebung fehlt, um Trauernde zu begleiten und Formalität­en rund um ein Begräbnis würdevoll vorzuberei­ten. Auch für die Mitarbeite­r des städtische­n Bestattung­sdienstes seien die Büros problemati­sch – die Folge seien schlechte Arbeitsbed­ingungen und Krankmeldu­ngen. Deshalb seien neue Räume dringend nötig.

Nun sollen sich alle diese Probleme in absehbarer Zeit bessern. Die Stadtverwa­ltung hat inzwischen nach neuen Räume gesucht. Im Ausschuss für Friedhofsw­esen wurde kürzlich ein Umzug einstimmig befürworte­t. Geplant ist, besser geeignete Büros im Antonsvier­tel an- zumieten. Der Mietvertra­g soll zum 1. Mai abgeschlos­sen werden. Für die Miete werden jährlich 52 000 Euro veranschla­gt, inklusive Nebenkoste­n.

Um diese Kosten zu finanziere­n, wurden allerdings seit 1. Januar dieses Jahres die Preise für Bestattung­en angehoben. Fahrtkoste­n und Bestattung­sabwicklun­g pro Fall sind um 15 bis 25 Euro gestiegen. Die Fahrtentge­lte des Bestattung­sdienstes im Stadtgebie­t liegen damit nun bei rund 106 Euro, die Bestattung­sabwicklun­g kostet 121 Euro. Dazu kommen noch verschiede­ne Pauschalen. Die Stadträte befürworte­n den Umzug des städtische­n Bestattung­sdienstes aber nicht nur, um die Beratung und den Ablauf der Verwaltung zu verbessern. Es gibt auch noch andere Gründe, die eine wichtige Rolle spielen.

Der städtische Dienst steht im Wettbewerb zu privaten Bestattung­sunternehm­en. Die räumliche Situation sei im Vergleich mit der privaten Konkurrenz derzeit fast nicht tragbar, hieß es. Am Standort

Bislang fehlt auch ein Ausstellun­gsraum für Särge

Westfriedh­of gibt es nicht einmal einen Ausstellun­gsraum, in dem Familienan­gehörige von Verstorben­en gängige Sargmodell­e anschauen können. Mit einem solchen Raum gebe es jedoch die Chance, auch „höherwerti­ge Sargmodell­e“zu verkaufen, so die Einschätzu­ng im Amt für Friedhofsw­esen.

Anette Vedder, Amtsleiter­in für Grünordnun­g, Naturschut­z und Friedhofsw­esen hatte im vergangene­n Jahr im Zusammenha­ng mit dem Beschluss zu den Preiserhöh­ungen für Bestattung­en betont, dass der Dienst wirtschaft­lich arbeiten müsse. Die Stadt sehe sich aber auch in der sozialen Verantwort­ung, jedem Bürger, unabhängig von seiner finanziell­en Situation, eine würdige Bestattung zu ermögliche­n.

Allerdings führt der städtische Dienst schon jetzt einen großen Anteil der Bestattung­en in Augsburg durch. 2016 hat er alleine 2030 Bestattung­sfälle übernommen. Das sind nach Angaben der Stadt rund zwei Drittel aller erfassten Sterbefäll­e in Augsburg. Nach Angaben der Amtsleiter­in konnte der städtische Bestattung­sdienst in den vergangene­n Jahren seinen „Marktantei­l“steigern.

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Fotos: Silvio Wyszengrad Der Bestattung­sdienst der Stadt, aktuell am Westfriedh­of, soll umziehen. Die Räume gelten aus mehreren Gründen als problemati­sch.
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Voraussich­tlich ab Mai wird ein neuer Mietvertra­g abgeschlos­sen.

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