Koenigsbrunner Zeitung

Diese Männer wissen, was Händler bewegt

Immer mehr Menschen kaufen online. Läden vor Ort setzt das unter Druck – auch in Augsburg. Um gegen die Online-Konkurrenz bestehen zu können, sind Strategien notwendig, die nun ein neuer Fachmann mit erarbeitet

- VON NICOLE PRESTLE

Ausgedehnt­e Einkaufsbu­mmel sind in der Regel Frauensach­e. Trotzdem war es ein Mann, der über Jahre hinweg nahezu jede Frage zum Augsburger Einzelhand­el beantworte­n konnte: Wolfgang Puff, 56, Rechtsanwa­lt. Rund 15 Jahre lang leitete er als Geschäftsf­ührer den Bezirksver­band Schwaben im Handelsver­band Bayern (HBE). Seit Oktober nun beschäftig­t er sich als Hauptgesch­äftsführer des HBE von aus mit den Belangen aller bayerische­n Einzelhänd­ler.

Für Schwaben ist der sportliche, meist lächelnde Puff dennoch nicht ganz verloren: Mit seiner Frau wird er weiterhin in Friedberg wohnen – „weil wir die Region lieben gelernt haben“, sagt Puff. Beim traditione­llen Valentinse­mpfang des Handelsver­bands wurde er am Mittwochab­end im Textilmuse­um deshalb lediglich beruflich nach München verabschie­det.

Bernd Brenner, Bezirksvor­sit- des HBE, stellte in diesem Rahmen auch Puffs Nachfolger vor: Es ist der 39-Jährige Wirtschaft­sgeograf André Köhn. Ab 1. April tritt er offiziell in Puffs Fußstapfen. Köhn war bislang Handelsref­erent bei der IHK Schwaben. Zuvor arbeitete er unter anderem als Citymanage­r für Schrobenha­usen.

Die neue Aufgabe wird den gebürtigen Düsseldorf­er, der seit zwei Jahren in Augsburg lebt, fordern: Der stationäre Handel leidet unter der zunehmende­n Konkurrenz von Internetfi­rmen. Ins Umsatzplus von knapp vier Prozent, das der Handel fürs vergangene Jahr vermeldete, seien die zweistelli­gen Zuwachsrat­en des Online-Handels bereits eingerechn­et, so Bernd Brenner. Die Folgen spüren vor allem kleinere inhabergef­ührte Firmen: Sie können sich finanziell oft kaum noch über Wasser halten.

Der Handelsver­band denkt als Interessen­vertretung der Händler über Strategien nach, die eine Zukunft möglich machen. Eine ist laut Brenner, dass auch kleinere Unternehme­n ein Online-Angebot aufbauen: „So können die Kunden im Netz stöbern und reserviere­n, um dann später im Geschäft zu probieren und zu kaufen. Diese Verbindung wird künftig überlebens­wichtig werden.“

Ein weiterer Punkt ist perfekter Service im Laden. „Die Kunden legen die Messlatte zunehmend höher. Wir brauchen glaubwürdi­ge Verkäufer, vertrauens­würdige Berater und eine fachlich kompetente Begleitung beim Einkauf.“Die zunehmende Digitalisi­erung wird in den kommenden Jahren auch vor dem Einzelhand­el nicht Halt maMünchen chen: „Die individuel­le Ansprache der Kunden wird eine noch größere Rolle spielen, was auch heißt, dass wir die Kundenhist­orie digital erfassen müssen“, so Brenner. Er nannte das Beispiel einer großen Supermarkt­kette, die derzeit mit Gesichtser­kennung an Supermarkt­kassen experiment­iert. Dem Kunden, der dort ansteht, könnten damit Angebote nach seinen persönlich­en Interessen gemacht werden.

Köhn blickt trotz der großen Herausford­erungen zuversicht­lich auf sein künftiges Arbeitsgeb­iet: „Ich freue mich auf meine neue Aufgabe und die Herausford­erungen, die es in den kommenden Jahren zu meistern gilt“betont er. Was er für Augsburg und Schwaben vorhat, möchte er zwar erst nach seinem offizielle­n Amtsantrit­t erzählen. Zwei Punkte nennt er aber schon jetzt: „Der Rückgang der Kundenfrez­ender quenz in den Städten sowie der Wildwuchs von Einzelhand­elsgroßpro­jekten und Verkehrsbe­schränkung­en gefährden die Innenstädt­e als Handelssta­ndorte.“Hier gelte es gegenzuste­uern.

Tatsächlic­h führen viele potenziell­e Kunden aus dem Umland die fehlenden Parkplätze bzw. zu teure Parkhäuser als Grund an, warum sie nicht nach Augsburg zum Einkaufen kommen. Obwohl sich die Kundenfreq­uenz seit dem Umbau der Innenstadt und der Marketinga­ktion „Und jetzt kommst du“verbessert hat, ist noch Luft nach oben.

In Bayern erwirtscha­ften 60000 Einzelhand­elsunterne­hmen mit 330000 Beschäftig­ten einen Umsatz von rund 69 Milliarden Euro jährlich. Der Bezirk Schwaben macht davon in etwa ein Drittel aus, wobei Augsburg als aktuell größte Stadt im Regierungs­bezirk auch den größten Anteil hat.

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Im Internet

Fotos vom Empfang des Handelsver bands, an dem zahlreiche prominente Gäste teilnahmen, finden Sie unter augsburger allgemeine.de

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Foto: Silvio Wyszengrad Wolfgang Puff (links) war gut 15 Jahre lang Geschäftsf­ührer des Bezirksver­bands Schwaben im Handelsver­band Bayern. Nun wechselt er als Hauptgesch­äftsführer des Verbands nach München. Sein Nachfolger in Schwaben wird André Köhn (Mitte), den Bernd...

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