Jetzt sind die Profis an der Reihe
Der TSV Schwabmünchen und seine schwierige Aufgabe, einen Vorsitzenden zu finden
Schwabmünchen
Mehr als 24 Jahre lang war Hans Nebauer Vorsitzender des zweitgrößten Sportvereins im Landkreis, dem TSV Schwabmünchen. In wenigen Monaten geht seine Ära auf eigenen Wunsch zu Ende. Es war noch nie einfach, für einen Großverein einen Nachfolger zu finden. Zurzeit ist es aber aus den verschiedensten Gründen wohl besonders schwierig. Und doch ist der TSV Schwabmünchen wohl fündig geworden.
Um das Ehrenamt ist es schon seit Längerem nicht gut bestellt, Nachfolger für verantwortliche Ämter zu finden gestaltet sich schwierig. Deshalb geht man dazu über, für unterschiedliche Aufgaben bezahlte Kräfte zu engagieren, um Vorstandskandidaten finden zu können. Die Verwaltungsaufgaben sind beispielsweise inzwischen so umfangreich geworden, dass diese einem Ehreamtlichen nicht mehr zuzumuten sind. Durch bezahlte Kräfte finden die Vorsitzenden natürlich Entlastung. Doch an anderen Stellen wachsen die Aufgaben weiter.
Große Verantwortung schreckt mögliche Nachfolger ab
Schon lange hatte TSV-Vorsitzender Hans Nebauer angekündigt, dass er sich am Ende dieser Wahlperiode vom Amt des Vorsitzenden des TSV Schwabmünchen zurückziehen wird. Frühzeitig beschäftigte er sich auch mit der Suche nach einem Nachfolger. Doch die gestaltete sich schwierig. „Zuerst suchte ich nach einer ehrenamtlichen Besetzung. Doch das schminkte ich mir bald ab. Zu umfangreich sind die Aufgaben, die ein Vorsitzender eines Großvereins auszufüllen hat. Alle Angesprochenen lehnten ab, weil sie zu wenig Zeit hätten und die große Verantwortung nicht tragen möchten.“
Nebauer fand immer Zeit, um viele Jahre neben seinem Beruf auch noch mehrere Ehrenämter auszuüben. „Damals hatte man es als Vorsitzender auch nicht viel einfacher als heute. Aber ich habe die Aufgabe immer als Hobby betrachtet. Und sie hat mir über weite Strecken auch wirklich Spaß gemacht“, sagt Nebauer.
Einige Punkte haben sich seiner Ansicht nach am Verein aber doch verändert: „Das Geld spielt eine viel wichtigere Rolle als früher, der Egoismus und das Anspruchsdenken der Mitglieder wird immer größer, die Haltungen werden immer extremer, die rechtlichen, steuerlichen und personellen Bedingungen immer schwieriger. Und der Verein wird mehr und mehr zu einem Dienstleistungsunternehmen, das hohe Anforderungen an das benötigte Wissen stellt.“
Beispielsweise sei es heute zwingend notwendig, dass der Vorsitzende verschiedene Ausbildungen zum Vereinsmanager absolviert. „Wer keine genauen Sachkenntnisse hat, steht immer mit einem Bein im Gefängnis“, so Nebauer, der auch weiß, dass zum Beispiel von den Finanzämtern und den Sozialversicherungen viel genauer als früher auf Vereine geschaut wird.
Wer ist der nächste Vorsitzende?
All diese Dinge müsse man dann einem Kandidaten für die Position eines Vorsitzenden auch mitteilen, und nicht nur dessen Aufgaben umreißen. Trotzdem: Der TSV Schwabmünchen ist bei seiner Nachfolgesuche inzwischen wohl fündig geworden, allerdings nicht auf ehrenamtlicher Basis.
„Die Lösung, in Zukunft einen Vorsitzenden und auch einen professionellen Geschäftsführer gefunden zu haben, hat für mich auch einen gewissen Charme. Wichtig ist, dass mein Nachfolger langfristig plant. Denn die ersten drei Jahre gehen ins Land, bis er sich richtig reingefunden hat.“
Nebauer erscheint es wichtig, dass der Verein bei den Neuwahlen am 9. April auch für die zukünftigen Aufgaben fit gemacht wird. Ein ganz wichtiges Element ist die zu bauende Sportwelt, die einerseits Fitnessstudio und mehr vor allem auch für Ältere sein, andererseits aber eine große gesellschaftliche Komponente haben soll. „Die Sehnsucht nach Gemeinschaft ist groß, auch wenn anscheinend die Bindungsbereitschaft der Menschen an einen Verein immer geringer wird. Deshalb müssen wir mit der Sportwelt neue Wege gehen, wo wir auch auf Trends reagieren können.“
3350 Mitglieder hat der TSV Schwabmünchen zurzeit. Und er soll dank seiner Innovationskraft durch die Sportwelt und den neuen Vorsitzenden weiter wachsen. Nebauer nimmt sich vor, im zukünftigen Verein keine Rolle mehr zu spielen: „Ich will nicht dreinreden. Sonst sagen alle, der kann nicht loslassen. Aber ich kann.“