Koenigsbrunner Zeitung

Tim Mälzer über das Kochen und seinen heimlichen Traumberuf

Tim Mälzer gerät in der Kochshow „Kitchen Impossible“jeden Sonntag an seine Grenzen – und er liebt es. Doch er könnte sich noch einen anderen Beruf wunderbar vorstellen

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Herr Mälzer, was unterschei­det „Kitchen Impossible“von anderen Kochshows im deutschen Fernsehen, und was macht Ihrer Meinung nach den besonderen Reiz dieser Sendung aus? Tim Mälzer: „Kitchen Impossible“ist keine klassische Kochsendun­g, sondern eine gesalzene, äußerst gewagte Koch-Competitio­n. Zwei Köche schicken sich gegenseiti­g auf eine hinterhält­ige Erlebnisre­ise und liefern sich dabei auf Augenhöhe einen Wettbewerb, der es in sich hat. Inhaltlich ist „Kitchen Impossible“ein sehr ehrliches, direktes und unverfälsc­htes Format, in dem Emotionen eine wesentlich­e Rolle spielen. Und auch handwerkli­ch bieten wir, meiner Meinung nach, die bestgemach­te Kochsendun­g im deutschen Fernsehen.

Das klingt nicht gerade bescheiden … Mälzer: So ist es aber. Wir haben über 30 Drehtage, unheimlich viele Schnitttag­e, und alles ist liebevoll erzählt. Wir lassen uns auf die jeweilige Situation wirklich ein. Bis auf die Ankunft des jeweiligen Kochs und das Schlussint­erview ist im Sendeablau­f nichts festgelegt. Es steckt einfach viel Herzblut vom ganzen Team in dem Format.

Auch in dieser Staffel begeben Sie sich in Extremsitu­ationen. Warum tun Sie sich das an?

Mälzer: Das frage ich mich auch immer wieder: Warum tue ich mir das an? (lacht) Also, erstens macht es wahnsinnig Spaß, und zweitens liebe ich Herausford­erungen. Vor allem, wenn sie mich an mein persönlich­es Limit bringen. Auch diesmal gab es wieder Situatione­n, in denen ich physisch und psychisch sehr schmerzhaf­t meine Grenzen fühlen durfte.

Sie treten als Null-Sterne-Koch gegen Konkurrent­en an, die höher stehen als Sie. Kratzt das nicht an Ihrem Ego, und was setzen Sie dem entgegen? Mälzer: Klar tut das manchmal weh. Aber ich habe eine starke Waffe: Emotionen. Ich möchte das Essen nicht nur technisch analysiere­n, sondern die emotionale Komponente niemals verlieren. Ein Drei-SterneEsse­n ist ein Drei-Sterne-Essen. Zu Recht. Aber es ist nicht vergleichb­ar mit einem Kartoffels­alat. Warum denn das?

Mälzer: Manchmal ist ein Kartoffels­alat so viel tiefer, schöner, besser und passender als ein Drei-SterneGeri­cht. Das Leben ist doch immer dann besonders schön, wenn es nicht perfekt ist. So ist das auch beim Kochen.

Ihre Mutter war alleinerzi­ehend. Blieb da überhaupt Zeit für das gemeinsame Kochen?

Mälzer: Wir haben in einem Hochhaus gelebt und mittags gab es Essen auf Rädern. Aber abends hat meine Mutter immer noch eine Mahlzeit für uns zubereitet. Oft auch nur Abendbrot oder ein einfaches Gericht. Ich war dabei aber immer mit ihr in der Küche, weil ich meine Hausaufgab­en unter ihrer Kontrolle machen musste. Dann haben wir dort gemeinsam gegessen. Deshalb war diese Küche das emotionale Zentrum in unserer kleinen Wohnung.

Hat Ihr rasanter Aufstieg Sie irgendwie verändert?

Mälzer: Nicht wirklich. Ich fahre ein größeres Auto – weil ich es mir leisten kann. Solche Errungensc­haften genieße ich, sie sind für mich aber kein Antriebsmo­tor. Ich brauche das nicht, um Gas zu geben. Meine Motivation ist, dass ich stolz und zufrieden bin. Und das war ich genauso in Zeiten, wo ich notorisch pleite war. Da war ich auch happy mit einem kleinen Auto, bin abends mit zehn Euro um die Häuser gezogen und hatte trotzdem eine tolle Zeit.

Was hat Sie in Ihrer Vergangenh­eit am stärksten geprägt?

Mälzer: Ganz brutal geprägt hat mich meine Zeit im Ausland, als ich aufgrund von Sprachbarr­ieren oft einsam war. Trotzdem habe ich auch diese Zeit genossen. Deshalb gibt es immer wieder Momente, in denen ich denke: Das sind die falschen Sehnsüchte, die wir heute haben. Manchmal ist es schöner, sich etwas zu wünschen, als es zu bekommen. Zufriedenh­eit bedeutet für mich, dass ich morgens gerne aufstehe und abends, wenn ich in den Spiegel blicke, feststelle: „So schlecht hast du das gar nicht gemacht.“

Sie hatten auch schon mal ein Burnout. Wie haben Sie es geschafft, aus dem Tief herauszufi­nden und wieder ganz nach oben zu kommen?

Mälzer: Wie schon gesagt: Schlechte Erfahrunge­n sind gute Erfahrunge­n. Ich bin verlassen worden, ich habe verlassen. Auch die Schattense­iten sind Teile meines Lebens. Und ich habe gelernt, mich so anzunehmen, wie ich bin: Ich bin zwar nicht der bescheiden­ste und bestausseh­ende aller deutschen Fernsehköc­he, dafür aber der Rockstar mit den besten und treusten Fans.

Also lieber als Enfant terrible die Küche rocken, als die Menschen mit Haute Cuisine langweilen?

Mälzer: Auch Haute Cuisine kann spannend sein (lacht). Ich weiß, dass ich polarisier­e. Man hat mir schon oft Großmäulig­keit, Überheblic­hkeit und Arroganz nachgesagt, aber auch Genialität (grinst). Oder: „Der gehört in den Knast und nicht ins Fernsehen.“Ich bin schon so oft angeeckt im Leben. Das ist mir egal.

Sie haben schon fast alles in Ihrem Leben erreicht. Konnten Sie sich noch einen Traum bewahren?

Mälzer: Sogar mehrere. Zum Beispiel würde ich gerne eine Tischlerle­hre machen – und es fühlt sich so an, als ob ich das tatsächlic­h irgendwann realisiere­n werde. Tischler ist einer der schönsten Berufe, die ich kenne. Interview: Claudia Pless O

Tim Mälzer, 47, hat es von seinem Heimatort Elmshorn in Schleswig Hol stein über eine Kochausbil­dung im Ham burger Hotel InterConti­nental ins Fernse hen geschafft. Sein Restaurant Bullerei ist in Hamburg. Sonntags um 20.15 Uhr läuft seine Show „Kitchen Impossible“auf Vox. wie durch die des Kinos. Hauptkommi­ssar Robert Karow (Mark Waschke) ist hin und weg von dem Film, der in vielen Parallelen die Mordgeschi­chte aufgreift und sogar real weitererzä­hlt. Wie kann das sein? Wobei der Drehbuchau­tor des Berlinale-Films, Peter Koteas (Simon Schwarz), die Zwanghafti­gkeit des Geschehens in Verbindung mit seinen Rachegelüs­ten bringt. Dass noch eine Geheimdien­st-Geschichte sein muss, überfracht­et diesen „Tatort“glückliche­rweise nicht.

In suggestive­n Bildern, die man selten in Sonntagskr­imis findet, und mit einem Duo, das, physisch schwer angeknacks­t, sich im selben Berliner Klinikzimm­er wiederfind­et, ist ein „Tatort“entstanden, den auch Zuschauer verstehen werden, die mit dem mehrfach zitierten Film „Taxi Driver“von Martin Scorsese nicht vertraut sind. Darin tötet der von Robert De Niro gespielte Einzelgäng­er den Zuhälter eines minderjähr­igen Straßenmäd­chens. Für den gestörten Koteas ist De Niro ein Held. Mit fatalen Folgen. Rupert Huber

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Foto: MG RTL D, Georg Wendt Tim Mälzer, Autor des Bestseller­s „Heimat“, muss am Sonntag in „Kitchen Impossible“in England und Italien Gerichte möglichst perfekt nachkochen.
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Foto: Reiner Bajo, rbb Kommissar Robert Karow (Mark Wasch ke) sieht seinen eigenen Fall auf der Ki noleinwand.

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