Koenigsbrunner Zeitung

Oberhirte im Krisenmodu­s

Der Eichstätte­r Bischof Hanke steht in der Kritik. Nächste Woche ist er Gastgeber der Deutschen Bischofsko­nferenz in Ingolstadt – und wird einiges erklären müssen

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In der Öffentlich­keit hat er derzeit kein gutes Image: Der Eichstätte­r Bischof Gregor Maria Hanke gilt als einer, der zuließ, dass bis zu 50 Millionen Euro seines Bistumsver­mögens in dubiose Finanzspek­ulationen abflossen. Sicher wird er darüber der Deutschen Bischofsko­nferenz, deren Gastgeber er nächste Woche in Ingolstadt ist, berichten müssen.

Dabei hatte er mit seiner Transparen­zoffensive die Veruntreuu­ng erst aufgedeckt. Zuvor aber hatte er dem inzwischen inhaftiert­en früheren Mitarbeite­r als bestem Bewerber für die Aufgabe in der bischöflic­hen Finanzkamm­er voll vertraut. „Vielleicht hätte ich noch härter durchgreif­en müssen“, sagte er in einem Interview. Im Krisenmodu­s.

Dabei kennt sich der Bischof mit wirtschaft­lichen Angelegenh­eiten durchaus aus. Vor seiner Ernennung am 14. Oktober 2006 durch Papst Benedikt XVI. war er Abt des Benediktin­erklosters Plankstett­en, dem er eine ökologisch betonte wirtschaft­liche Ausrichtun­g gab. Unter dem Motto „Selbst anbauen, selbst verbrauche­n, selbst vermarkten“stellte er ab 1994 sämtliche Betriebe des Klosters um und schloss sie dem Anbauverba­nd „Bioland“an. Dafür erhielt er 2001 die bayerische Umweltmeda­ille und galt fortan als der ökologisch­e Vordenker der katholisch­en Kirche.

Hanke ist bodenständ­ig und weltläufig zugleich. Am

2. Juli 1954 im Dorf Elbersroth im Landkreis Ansbach als sechstes Kind eines Lehrers geboren, studierte er Theologie in Eichstätt und London. Nach dem Ordenseint­ritt im Jahr 1981 schloss er ein Anglistik-Studium in Oxford an. Auch zu den orthodoxen Ostkirchen pflegt er ökumenisch­e Kontakte.

Ein Mönch ist er auch als Bischof geblieben. Hanke trägt bevorzugt das Ordensklei­d und praktizier­t einen einfachen Lebensstil – im Gegenteil zur prunkvolle­n Amtsführun­g seines Vorgängers Walter Mixa. Sein bischöflic­her Führungsst­il ist geprägt von seiner Erfahrung als Abt: Er will bei größeren Projekten möglichst alle mitnehmen – so wie bei der Umstellung seines Klosters. Das erfordert mitunter Zeit und Geduld.

Anfangs erweckte Gregor Maria Hanke den Anschein, er wolle einer der konservati­ven Wortführer des deutschen Katholizis­mus werden. Als Kanzlerin Angela Merkel 2009 klare Worte des Papstes gegen den traditiona­listischen Bischof und Holocaustl­eugner Williamson forderte, nannte er das „unbegreifl­ich und empörend“. Ernste diplomatis­che Verstimmun­gen zwischen Deutschlan­d und Israel löste Hanke aus, als er im März 2007 bei einem Besuch in Bethlehem angesichts der israelisch­en Sperrmauer das Leben der Palästinen­ser mit dem im „unmenschli­chen Warschauer Ghetto“verglich.

Im Bistum Eichstätt indes hat er gegen den Trend den Umbau zu größeren Pfarreien korrigiert, damit durch kleinere Einheiten die Seelsorge nahe am Menschen bleibe. Bewusst ist er sich, dass aus dem bröckelnde­n Traditions­christentu­m, das stark von Brauchtum getragen ist, eine Brücke in die Moderne geschlagen werden muss. Alois Knoller

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Foto: Richard Lechner

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