Koenigsbrunner Zeitung

Deutsche hängen am Bargeld

Wieso es im Alltag eine große Rolle spielt

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Frankfurt Die Bundesbürg­er hängen an Scheinen und Münzen: Zwar werden Kartenzahl­ungen immer beliebter, doch vor allem kleine Summen zahlen Verbrauche­r nach wie vor meist bar. Ganz auf Bargeld zu verzichten, ist für die Mehrheit der Deutschen keine Option. 88 Prozent wünschen sich einer Umfrage der Bundesbank zufolge, auch in Zukunft mit Scheinen und Münzen zahlen zu können. „Ich bin felsenfest überzeugt davon: Bargeld wird auch in Zukunft seine Gültigkeit behalten“, sagt Bundesbank­Vorstand Carl-Ludwig Thiele.

Kleingeld ist vielen Deutschen Umfragen zufolge zwar lästig. Gerade Ein- und Zwei-Cent-Münzen würde eine Mehrheit der Verbrauche­r demnach nicht missen. Doch im Alltag verzichten bislang die wenigsten auf Bargeld: Rund drei von vier Einkäufen wurden nach den Daten der Bundesbank im Jahr 2017 an der Ladenkasse bar bezahlt. „Trotz verbreitet­er Nutzung bargeldlos­er Zahlungssy­steme findet die verhältnis­mäßig neue Möglichkei­t der Zahlung über Smartphone­s so gut wie keine Anwendung“, sagt Kerstin Schultz von der Verbrauche­rzentrale Sachsen. Nur drei Prozent von 1000 dort befragten Girokonten­besitzern nutzen ihr Smartphone zum Bezahlen.

Hauptgründ­e für die Zurückhalt­ung laut Bundesbank: Viele Verbrauche­r haben Sorge, dass das Bezahlen per Smartphone unsicher ist. Anderen ist es zu komplizier­t. „Wir erwarten derzeit keine schnelle Änderung des Zahlungsve­rhaltens“, sagt Thiele. Potenzial hat aus Sicht der Bundesbank indes das kontaktlos­e Bezahlen mit der Girokarte an der Ladenkasse quasi im Vorbeigehe­n – derzeit mit gut einem Prozent Umsatz im Handel trotzdem ein Nischenphä­nomen.

Noch ist Cash King: Gut 21,4

Im Schnitt 100 Euro in der Brieftasch­e

Milliarden Euroschein­e waren Ende vergangene­n Jahres im Umlauf – über eine Milliarde mehr als ein Jahr zuvor und fast dreimal so viel wie 2002, dem Jahr der Einführung des Euro-Bargeldes. Die Bargeldpro­duktion steigt – in Europa wie in anderen Teilen der Welt. „Banknoten sind nicht rückläufig, das Produktion­svolumen bei Bargeld wächst immer noch leicht“, sagt Ralf Wintergers­t, Chef von Giesecke & Devrient, dem Weltmarktf­ührer im Banknotend­ruck.

In keinem anderen Euroland haben die Verbrauche­r im Schnitt so viel Geld in der Brieftasch­e wie in Deutschlan­d: gut 100 Euro. Etliche Einzelhänd­ler akzeptiere­n Zahlungen mit Karte ohnehin erst ab einer bestimmten Summe.

Friederike Marx u. Jörn Bender, dpa

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