Koenigsbrunner Zeitung

„Dosenfutte­r“zum Jahr des goldenen Hunds

- VON THOMAS WEISS weiss@azv.de

Mea culpa. Wir haben uns wieder mal nicht richtig vorbereite­t. Stapelweis­e alte Ergebnisli­sten stopften wir in den Koffer, anstatt sich mal ordentlich über das Land zu informiere­n, in das man reist. Dann hätten wir gewusst, dass in Korea Mitte Februar Neujahr gefeiert wird. Wir dachten erst, in der Wohnsiedlu­ng nahe des Deutschen Hauses würde irgend so ein stinkreich­er Manager in seinem Vorgarten ein kleines Geburtstag­sfeuerwerk zünden.

Wir dachten auch, wir müssten uns künftig nicht nur gegen das Norovirus, sondern auch gegen Fußpilz schützen, als das Zimmermädc­hen nach der üblichen – uns allerdings bis heute schleierha­ften – Begrüßungs­formel noch ein freundlich­es Saehae Bok Manhi Badeuseyo nachschob. Jetzt wissen wir, sie hat uns nur viel Glück im neuen Jahr gewünscht. Draußen auf der Straße wird ersichtlic­h: zum Seollal, dem Neujahrsta­g, putzt sich der Koreaner raus.

Er trägt Tracht, verbreitet noch den Duft von Räucher- und Bambusstäb­chen vom Vorabend und ist deutlich weniger wuselig als in den vorangegan­genen Tagen. Am wichtigste­n kulturelle­n Feiertag ist arbeitsfre­i, die Koreaner unternehme­n etwas zusammen und essen angeblich was Gutes. Umso mehr wundern wir uns, dass das Neujahrsme­nü im Pressezent­rum so aussieht wie immer. Ein Nudeltopf in den Varianten gelb (scharf), blau (sehr scharf) und rot (nur für Feuerschlu­cker).

Heißes Wasser drauf, in fünf Minuten tischt man auf … Just, als wir die Stäbchen in den Becher stecken wollen, ruft der Kollege aus Frankfurt: „Ihr wisst schon, dass heute das Jahr des goldenen Hundes losgeht?“Ähhh, irgendwie schmeckt’s heut’ anders…

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Foto: Thomas Weiß Scharf, schärfer, am schärfsten: Korea nische Fertignude­ln.
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