Koenigsbrunner Zeitung

Bürger sollen nicht länger mitzahlen müssen

Augsburgs Freie Wähler wollen nicht mehr akzeptiere­n, dass Anlieger für die Sanierung maroder Straßen aufkommen müssen. Beim Jahresempf­ang bekommen sie für ihr Anliegen prominente Unterstütz­ung

- VON STEFANIE SCHOENE

Stadtrat Volker Schafitel von den Freien Wählern (FW) treibt die Straßenaus­baubeitrag­ssatzung um: „Vor zwei Jahren offenbarte sich der Leiter des Tiefbauamt­s im Bauausschu­ss. Die seit Jahren für den Unterhalt von Straßen im Haushalt eingestell­ten drei Millionen Euro sind völlig unzureiche­nd, sagte er.“Notwendig seien jährlich 8,5 Millionen. Doch dieses Geld hat die Stadt Augsburg nicht.

Wenn die Substanz über einen so langen Zeitraum vernachläs­sigt werde, so Schafitel, ist sie irgendwann marode. „Da wird eine Sanierung fällig und die kann man Dank der Beitragssa­tzung in großen Teilen auf die Anwohner abwälzen“, erklärte er beim Jahresempf­ang seiner Partei im Augsburger Rathaus. Auch eine Umwandlung in „wiederkehr­ende Abgaben“, wie die CSU sie derzeit befürworte­t, bleibe ungerecht.

Die Unterschri­ften für das Volksbegeh­ren gegen die Straßenaus­baubeiträg­e hat die Partei längst komplett. Wie Hubert Aiwanger, Fraktionsc­hef der Freien Wähler im Landtag, vor den etwa 200 Gästen im Oberen Fletz erklärte, trugen sich bisher 50 000 Bayern in die Listen ein. Für eine Vorlage beim Innenminis­ter, der dann innerhalb von sechs Wochen das Begehren zulassen oder ablehnen muss, hätte bereits die Hälfte gereicht. Doch die- sen Prozess wolle man noch nicht einleiten, so der Landesvors­itzende. „Nach der CSU-Klausurtag­ung hieß es, die CSU sei jetzt auch gegen diese Beiträge. Bis jetzt liegen aber weder Konzept noch Gesetzesen­twurf vor. Solange wir keine Sicherheit haben und die Abschaffun­g nicht Gesetz ist, werden wir weiter sammeln.“Der Partei nutzt das Volksbegeh­ren nicht nur als Wahlkampft­hema, sondern auch als Pfand. „Würden wir jetzt abliefern, könnte die Regierung das Verfahren durch die Parlaments­pause im Sommer schleppen, um bis zu den Wahlen, vor allem aber auch danach die Hände in den Schoß zu legen. Wir wollen, dass das Gesetz früher verabschie­det wird“, betonte Aiwanger. Das Konzept der Freien Wähler sieht vor, dass bei einer Gesetzesän­derung Subvention­en des Freistaats kommunale Ausfälle auffangen und auch bereits beglichene Rechnungen wieder zurückbeza­hlt werden. Rückwirken­d bis 2014 – so Aiwangers Vorstellun­g. Auch für seit Jahren andauernde Rechtstrei­tigkeiten um die Satzung müssten abschließe­nde Lösungen gefunden werden, damit sie nicht unnötig Kraft und Geld der Kommunen binden.

Laut Tiefbauamt müssen in Augsburg 25 Prozent der Straßen in den kommenden zehn Jahren erneuert werden. Zwischen 30 und 70 Prozent der Kosten sollen die Anlieger tragen. Die Bürgerinit­iative aus der Firnhabera­u, die das Thema in Augsburg erstmals öffentlich machte, ist mit sechs Vertretern zum FW-Empfang gekommen. Sie sammelt inzwischen – wie 160 weitere Initiative­n in Bayern – Unterschri­ften für das Volksbegeh­ren der FW.

Wie viele Augsburger unterschri­eben haben, kann Initiator Werner Henni nicht sagen. Die Initiative will jedoch weiter unabhängig bleiben. Mitstreite­r Harald Illigner hingegen ist an diesem Abend in die Partei eingetrete­n. Er ist auf die Stadt nicht gut zu sprechen. Seine Straße wurde 1960 gebaut und nie saniert. „Da sind Löcher drin, so tief, dass man die Steine unter der Teerdecke sehen kann.“Etwa 12 000 Euro, so schätzt er, müsste er zahlen, wenn die Sanierung kommt.

Die Unterschri­ften sind längst beisammen

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Foto: Klaus Rainer Krieger Hubert Aiwanger, Fraktionsc­hef der Freien Wähler im Landtag (rechts), kam zum Jahresempf­ang der Augsburger Freien Wähler. Begrüßt wurde er von den Stadträten Regina Stuber Schneider und Volker Schafitel sowie von Augsburgs Freie Wähler Vorsit zender...

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