Koenigsbrunner Zeitung

Warum Durz auf eine Auferstehu­ng der anderen Art hofft

CSU-Bundestags­abgeordnet­er erzählt vom rauen Ton im Bundestag und von langen Nächten

- VON REGINE KAHL

Neusäß 177 Seiten dick ist der Koalitions­vertrag, der in Berlin ausgehande­lt wurde. Der CSU-Bundestags­abgeordnet­e Hansjörg Durz ist einer, der an dem dicken Wälzer mitgearbei­tet hat. Beim Kässpatzen­essen in der Neusässer Stadthalle berichtete er von den bis in die Nacht dauernden Verhandlun­gen und schilderte das Klima im neuen Bundestag.

Das Parlament habe sich nach den Wahlen durch den Einzug von sieben Parteien sichtbar verändert, so Durz. Der Bundestag sei größer, männlicher und älter geworden. „Da sitzen viele grauhaarig­e Herren, die missmutig dreinschau­en“, so sein Eindruck. Das Klima sei „unangenehm­er und lauter“geworden und es seien zu viele Abgeordnet­e. Nach der Einschätzu­ng von Durz wird sich in den nächsten Jahren an der grundsätzl­ichen politische­n Konstellat­ion nichts ändern, solange die AfD im Bundestag sein wird. „Es wird nicht mehr für Schwarz-Gelb und nicht für RotGrün reichen.“Kompromiss­e würden daher auf Dauer eine immer größere Rolle spielen.

Durz bedauert bis heute, dass es mit einem Jamaika-Bündnis nicht geklappt hat. „Die Chance ist vertan.“Hier geht er mit der FDP ins Gericht. „Die FDP hat wochenlang so getan, als wollte sie mitregiere­n, aber sie wollte von Beginn an nicht.“Durz kritisiert, dass die Liberalen die Verantwort­ung nicht übernommen haben. Seiner Meinung nach muss jeder, der sich zur Wahl aufstellen lässt, bereit sein, das Ruder in die Hand zu nehmen. Das gelte für die große Politik so wie für jeden Verein.

Eine Koalition mit der SPD ist nach Meinung des Abgeordnet­en „die beste unter den Möglichkei­ten“. Er kann nicht verstehen, wie sich Leute für eine Minderheit­sregierung ausspreche­n. Diese bedeute „absolute Instabilit­ät“und würde nicht lange halten. In einer Legislatur­periode würden rund 600 Gesetze beschlosse­n. Wenn man für jedes Gesetz eine Mehrheit suchen müsse, wäre das Parlament gelähmt.

Durz betonte, dass die CSU im Koalitions­vertrag „erstaunlic­h viel durchsetze­n konnte“. Drei Ministerie­n würden von der CSU geführt. Vor allem ein guter Draht ins Verkehrsmi­nisterium sei für den Landkreis Augsburg wichtig, so Durz und nannte als Beispiel den dringend notwendige­n Umbau des Neusässer Bahnhofs.

An manchen Tagen bis zwei oder vier Uhr morgens sei in mehreren Gruppen am Koalitions­vertrag gearbeitet worden. Durz selbst war beim Thema Digitalisi­erung dabei. Die offenen Punkte wurden schließlic­h von den drei Parteichef­s in kleiner Runde ausgehande­lt. Insgesamt ist der Vertrag nach Meinung von Durz „ein guter Kompromiss“. Er sei besser, als viele glauben. Nach fünf Monaten sei es Zeit, dass es wieder eine Regierung gibt. Er formuliert­e seine Hoffnung so: „Vielleicht haben wir bis zum Fest der Auferstehu­ng eine Koalition.“

Die Gelegenhei­t, einmal einen „O-Ton“aus den Berliner Regierungs­kreisen zu hören, nutzten an dem Abend viele Besucher im Foyer der Stadthalle. „Nie war Politik so spannend wie heute“, sagte der Vorsitzend­e des CSU-Ortsverban­ds Westheim, Axel Salzmann, der zum 18. Kässpatzen­essen begrüßte. Der CSU-Vorsitzend­e aus Neusäß, Jörg Roehring, ist zufrieden mit dem, was von seiner Partei in Berlin erreicht wurde. „Die CSU hat sich relativ still durchgeset­zt.“Roehring gefällt die Rolle, die Seehofer dabei gespielt hat. „Er hat noch Energien und Ideen.“

Der Schriftfüh­rer im Ortsverban­d Steppach, Knut Kobbe, findet auch, das Seehofer bei den Verhandlun­gen eine „super Arbeit“macht. Über die GroKo sei zwar keiner richtig glücklich, sie sei aber die beste Alternativ­e. »Kommentar

 ?? Foto: Lienert ?? Kässpatzen und Politik gab es bei der CSU.
Foto: Lienert Kässpatzen und Politik gab es bei der CSU.

Newspapers in German

Newspapers from Germany