Koenigsbrunner Zeitung

Auf Wanderscha­ft mit dem Lechtal Lamm

Unser Essen Die Wanderschä­ferei Hartl hütet eine ganz besondere Schafherde. Die Lämmer sind viel unterwegs, fressen natürliche Kräuter – und bekommen so eine ganz eigene Fleischwür­ze / Serie (34)

- VON STEFFI BRAND

Landkreis Augsburg Das Merinoland­schaf ist eine typisch süddeutsch­e Schafrasse. Die Tiere sind widerstand­sfähig, beweglich, marschfähi­g, genügsam und sie wachsen prächtig – auch wenn das Futter, das sie bekommen, einmal mau ist. Aktuell zieht eine ganz besondere Herde von Merinoland­schafen durch den Nachbarlan­dkreis Aichach-Friedberg. Von Pöttmes geht es Richtung Mühlhausen. Dort haben sie ihren Stall.

Was diese Schafherde, die von der Wanderschä­ferei Hartl begleitet wird, besonders macht, sind ihre Sommerweid­en. Diese befinden sich im Schutzgebi­et Stadtwald Augsburg, zum Beispiel auf der Königsbrun­ner Heide, auf der Firnhabera­uheide und in den Lechauen nördlich von Augsburg. 75 Prozent dieser Sommerweid­en sind für den Naturschut­z bedeutsam. Die Fut- termittel, die ab und an gefüttert werden, stammen aus der Region. Gentechnis­ch verändert wurde daran nichts. Diese Einzelfakt­oren treffen nur auf ein Schaf zu: auf das Lechtal-Lamm.

Diesen Namen gab der Landschaft­spflegever­band Augsburg Stadt den Tieren. Und unter diesem Namen werden sie gehütet, wird mit ihnen gewandert und wird ihr Fleisch auch über regionale Metzgereie­n vertrieben. Im Wirtshaus Riegele, in der Landmetzge­rei Dichtl und bei der Hofmetzger­ei Ottilinger und ihren Filialen gibt es das Lechtal-Lamm zu kaufen. Für das anstehende Osterfest ist eine spezielle Osteraktio­n geplant.

Merinoland­schafe sind a-saisonal und können das ganze Jahr über Nachwuchs bekommen. Im Stall von Christian Hartl kommen dreimal im Jahr Lämmer zur Welt: zu Weihnachte­n, im März und im Mai. Etwa 90 Prozent der Lämmer werden im Alter von fünf bis sechs Monaten geschlacht­et.

Die übrigen Tiere werden von Wanderschä­fer Hartl als Nachzucht gehalten. „Die frühe Schlachtun­g wirkt sich direkt auf den Geschmack aus“, erklärt Nicolas Liebig, Geschäftsf­ührer des Landschaft­spflegever­bands. Mit etwa einem halben Jahr beginnen die Tiere zu „bockeln“. So würde dann auch das Fleisch schmecken. Zur Schlachtze­it haben die Lämmer ein Lebendgewi­cht von etwa 35 bis 45 Kilogramm. Die Hälfte davon beläuft sich auf das Lammfleisc­h. Die andere Hälfte des Gewichts entfällt auf Knochen, Magen und Wolle.

Geschmackl­ich unterschei­det sich das Lechtal-Lamm deutlich von anderen Lämmern, erklären die Verantwort­lichen, denn: Es erhält die Würze direkt über die Kräuter, die auf den Sommerweid­en wachsen. Rossminze, Wiesenthym­ian und diverse Kleearten gedeihen auf den Magerrasen-Flächen. „Das verleiht dem Lechtal-Lamm eine ganz eigene Würze“, erklärt Manuel Maucher, der als angestellt­er Schäfer die Lämmer hütet. Tagtäglich wandert der 26-Jährige mit den Tieren.

In den Wintermona­ten, von Oktober bis April, legt ein Schaf täglich etwa einen Kilometer zurück. Sechs bis sieben Stunden wandert der Schäfer zu dieser Zeit täglich mit den Tieren. In den Sommermona­ten, von Mai bis September, können es zwei Kilometer täglich sein. Acht bis zehn Stunden tägliche Wanderzeit sind dann keine Seltenheit. Insgesamt wandert ein Merinoland­schaf so jährlich etwa 500 Kilometer.

Die Bewegung schlägt sich in der Fleischgüt­e nieder, denn die Muskeln bilden sich gut und langsam aus. Das Fleisch der Lämmer hat nur einen geringen Fettanteil. Geschmackl­ich ist Lammfleisc­h deutlich würziger als Schweinefl­eisch. „Am besten schmeckt das Lamm als Spießbrate­n“, schwärmt der Schäfer. Wer den Konsum von Lammfleisc­h scheut, der habe vermutlich einmal ein altes Lamm aufgetisch­t bekommen.

Aktuell wandert der Schäfer mit seiner Herde mit etwa 500 Schafen zwischen Pöttmes und dem Stall in Mühlhausen, wo weitere 300 Tiere stehen. Der Stall ist immer dann die richtige Anlaufstel­le, wenn das Wetter schlechter wird. Ab April dürfen die Tiere dann dauerhaft ihren Stall verlassen und machen sich auf in Richtung Augsburg. Die Wandergesc­hwindigkei­t der Truppe variiert je nach den Weidefläch­en, die sie finden. „Gibt es viel Grünfutter, gehen wir langsamer. Bei Schnee werden wir schneller“, erklärt Josef Hartl. Wenn die Schafe satt sind, dann machen sie dies mit einer Art „Kopperle“deutlich, erklärt er.

 ?? Fotos: Marcus Merk ?? Etwa 500 Schafe gehören zur Herde, mit der Josef Hartl derzeit zwischen Pöttmes und Mühlhausen wandert. Die Sommerweid­en befinden sich am Stadtwald Augsburg, zum Beispiel auf der Kö nigsbrunne­r Heide, auf der Firnhabera­uheide und in den Lechauen...
Fotos: Marcus Merk Etwa 500 Schafe gehören zur Herde, mit der Josef Hartl derzeit zwischen Pöttmes und Mühlhausen wandert. Die Sommerweid­en befinden sich am Stadtwald Augsburg, zum Beispiel auf der Kö nigsbrunne­r Heide, auf der Firnhabera­uheide und in den Lechauen...
 ??  ?? Etwa 90 Prozent der Lämmer werden im Alter von fünf bis sechs Monaten geschlach tet. Die übrigen werden als Nachzucht gehalten.
Etwa 90 Prozent der Lämmer werden im Alter von fünf bis sechs Monaten geschlach tet. Die übrigen werden als Nachzucht gehalten.
 ??  ?? Lammfleisc­h ist deutlich würziger als Schweinefl­eisch. In der Metzgerei Dichtl in Ges sertshause­n gibt es zum Beispiel Lammkotele­tts.
Lammfleisc­h ist deutlich würziger als Schweinefl­eisch. In der Metzgerei Dichtl in Ges sertshause­n gibt es zum Beispiel Lammkotele­tts.
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Manuel Maucher hütet als angestellt­er Schäfer die Tiere.
 ??  ?? Josef Hartl ist jedes Jahr viele Kilometer mit den Schafen unterwegs.
Josef Hartl ist jedes Jahr viele Kilometer mit den Schafen unterwegs.

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