Koenigsbrunner Zeitung

„Du wirst frei“

- VON EVANG. LUTH. DEKAN ARMIN DIENER, OETTINGEN

„Mach dich frei!“, hallt die Stimme aus dem Radio und ein gewaltiges Echo wiederholt den Satz. Nein, keine Aufforderu­ng zum Ausziehen. Es ist bloß die Werbung für ein Halsbonbon. Einfach die Kräuterpas­tille einwerfen, und schon bist du frei.

Frei sein – das ist der große Wunsch aller Menschen. Vielleicht so wie es die Reklame suggeriert: einfach irgendwo in Bergen, die Arme ausbreiten und rufen: „Ich bin frei!“

Wir sind aber nicht frei. Zu viele „Sachzwänge“engen uns ein. Der ungeliebte Job, die schwierige Beziehung, die Grenzen unserer Gesundheit, Sorgen, Angst, Geldnot. Es gibt tausend Dinge, die uns fesseln, einschränk­en, die Luft zum Atmen rauben, die wir als Schlingen um unsere zum Tanzen geborenen Füße empfinden. Gut gemeinte Ratschläge, Yoga, Wellness oder die viel gepriesene „Achtsamkei­t“können nicht darüber hinweg täuschen, dass Freiheit ein Gut ist, das schwer zu erringen ist.

Piet van Breemen, ein niederländ­ischer Priester (geboren 1927), hat sich intensiv mit der Freiheit befasst. Er kommt zu dem Schluss, dass man zur persönlich­en Freiheit durch Entscheidu­ng gelangen kann. Der Jesuit versucht in seiner Lehrtätigk­eit und durch seine Bücher zur inneren Freiheit zu führen. Zu einer Freiheit unabhängig von allen „Sachzwänge­n“. Van Breemen hat die so genannten „Zehn Gebote für mich“formuliert: Du wirst frei sein, wenn du nichts Gott gleichsetz­t und ihm vertraust. Du wirst frei sein,…

…wenn dir Leistung und Erfolg nicht alles bedeuten, ...wenn du dein und anderer Leben als Geschenk annehmen kannst, ...wenn du Menschen nur um ihrer selbst willen liebst, …wenn du neidlos bist, ...wenn du wahrhaftig bist ...wenn du zufrieden und dankbar bist, …wenn du bestehende Beziehunge­n akzeptiere­n kannst, dich aber niemanden aufdrängst, denn Freundscha­ft ist ein Geschenk.

Entscheide dich noch heute, frei zu sein. Und dann kannst du wieder tanzen.

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