Brechthaus
Ein digitaler Führer fürs Museum
Am Anfang steht Bertolt Brecht – und spricht über das Haus, in dem er geboren wurde. Ein Feilenhauer hatte im Erdgeschoss seine Werkstatt; das Mühlrad samt Hammer am Hinteren Lech habe einen fürchterlichen Lärm gemacht. Auch deshalb seien seine Eltern ein halbes Jahr nach seiner Geburt weggezogen. Brecht trägt eine Schiebermütze, einen Ledermantel, ein weißes Hemd – aber er schaut ein wenig anders aus. Der große Augsburger Schriftsteller wird in dieser Szene von Florian Kreis gespielt.
So startet der neue Audio-Guide des Brechthauses, der am Montag dort präsentiert wurde. Wobei die Bezeichnung Audio-Guide zu kurz greift. Es gibt nicht nur eine Tonspur, sondern Filme, die vor und im Brechthaus gedreht worden sind. Entstanden ist der Guide unter Federführung der Regio Tourismus Augsburg. „Von der Ausstellungspräsentation ist das Brechthaus nicht mehr zeitgemäß, alles ist extrem textlastig“, sagt Götz Beck, Leiter der Regio Tourismus Augsburg. Nun gebe es für alle Besucher eine Führung, die die Exponate des Brechthauses auf andere Weise erklärt. Die einzelnen Räume des Brechthauses und damit auch die einzelnen Lebensstationen Brechts werden jeweils von jemand anderem erläutert: unter anderem von Augsburgs Brechtforscher Prof. Jürgen Hillesheim, dem Germanisten Prof. Helmut Koopmann und den Brechtkennern Michael Friedrichs und Kurt Idrizovic. Dazwischen gibt es auch einmal die Sopranistin Isabell Münsch zu sehen und vor allem zu hören, die sich selbst mit der Gitarre begleitet und „Erinnerung an Maria A“singt.
Ursprünglich sollte der Guide als App auf den Smartphones der Besucher laufen. Aus Kostengründen ist es zu einer anderen, wahrscheinlich vorteilhafteren Lösung gekommen. Die Besucher können sich nun im Brechthaus über ihr Smartphone in das WLAN-Netz einwählen. Im Anschluss läuft der Guide über den Internetbrowser des Handys – einfach zu bedienen. Kopfhörer gibt es zwar im Brechthaus zum Ausleihen, aber nicht für jede Anschlussart. Wer da auf der sicheren Seite sein will, benutzt den eigenen.
Dem Audiovisuellen Museumsführer gelingt es tatsächlich, die Objekte des Hauses auf andere Weise zum Sprechen zu bringen. Durch die Erklärungen wird auch deutlich, in welchem Kontext die Dinge stehen – etwa die Schülerzeitschrift „Die Ernte“, die auf Brechts erste literarische Arbeiten verweist. Gleichzeitig hat dieser Guide auch noch das Potenzial für Erweiterungen. Den Besuchern im Brechthaus könnten in ein oder zwei zusätzlichen Filmsequenzen auch noch weitere Brecht-Orte in der Stadt präsentiert werden.
Der Guide lässt sich auch ohne den Besuch des Brechtshauses starten. Er ist im Internet unter folgender Adresse jederzeit frei zugänglich.