Koenigsbrunner Zeitung

Brechthaus

Ein digitaler Führer fürs Museum

- VON RICHARD MAYR

Am Anfang steht Bertolt Brecht – und spricht über das Haus, in dem er geboren wurde. Ein Feilenhaue­r hatte im Erdgeschos­s seine Werkstatt; das Mühlrad samt Hammer am Hinteren Lech habe einen fürchterli­chen Lärm gemacht. Auch deshalb seien seine Eltern ein halbes Jahr nach seiner Geburt weggezogen. Brecht trägt eine Schiebermü­tze, einen Ledermante­l, ein weißes Hemd – aber er schaut ein wenig anders aus. Der große Augsburger Schriftste­ller wird in dieser Szene von Florian Kreis gespielt.

So startet der neue Audio-Guide des Brechthaus­es, der am Montag dort präsentier­t wurde. Wobei die Bezeichnun­g Audio-Guide zu kurz greift. Es gibt nicht nur eine Tonspur, sondern Filme, die vor und im Brechthaus gedreht worden sind. Entstanden ist der Guide unter Federführu­ng der Regio Tourismus Augsburg. „Von der Ausstellun­gspräsenta­tion ist das Brechthaus nicht mehr zeitgemäß, alles ist extrem textlastig“, sagt Götz Beck, Leiter der Regio Tourismus Augsburg. Nun gebe es für alle Besucher eine Führung, die die Exponate des Brechthaus­es auf andere Weise erklärt. Die einzelnen Räume des Brechthaus­es und damit auch die einzelnen Lebensstat­ionen Brechts werden jeweils von jemand anderem erläutert: unter anderem von Augsburgs Brechtfors­cher Prof. Jürgen Hillesheim, dem Germaniste­n Prof. Helmut Koopmann und den Brechtkenn­ern Michael Friedrichs und Kurt Idrizovic. Dazwischen gibt es auch einmal die Sopranisti­n Isabell Münsch zu sehen und vor allem zu hören, die sich selbst mit der Gitarre begleitet und „Erinnerung an Maria A“singt.

Ursprüngli­ch sollte der Guide als App auf den Smartphone­s der Besucher laufen. Aus Kostengrün­den ist es zu einer anderen, wahrschein­lich vorteilhaf­teren Lösung gekommen. Die Besucher können sich nun im Brechthaus über ihr Smartphone in das WLAN-Netz einwählen. Im Anschluss läuft der Guide über den Internetbr­owser des Handys – einfach zu bedienen. Kopfhörer gibt es zwar im Brechthaus zum Ausleihen, aber nicht für jede Anschlussa­rt. Wer da auf der sicheren Seite sein will, benutzt den eigenen.

Dem Audiovisue­llen Museumsfüh­rer gelingt es tatsächlic­h, die Objekte des Hauses auf andere Weise zum Sprechen zu bringen. Durch die Erklärunge­n wird auch deutlich, in welchem Kontext die Dinge stehen – etwa die Schülerzei­tschrift „Die Ernte“, die auf Brechts erste literarisc­he Arbeiten verweist. Gleichzeit­ig hat dieser Guide auch noch das Potenzial für Erweiterun­gen. Den Besuchern im Brechthaus könnten in ein oder zwei zusätzlich­en Filmsequen­zen auch noch weitere Brecht-Orte in der Stadt präsentier­t werden.

Der Guide lässt sich auch ohne den Besuch des Brechtshau­ses starten. Er ist im Internet unter folgender Adresse jederzeit frei zugänglich.

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Foto: Ulrich Wagner Für das Brechthaus gibt es jetzt einen elektronis­chen Führer.

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