Koenigsbrunner Zeitung

Verkehrsst­atistik

Die Radler sind besonders gefährdet

- VON JAN KANDZORA

Es waren Unfälle, die für Entsetzen sorgten. Im vergangene­n September etwa, als eine 29-jährige Radfahreri­n starb, die auf der Haunstette­r Straße unterwegs gewesen war. Sie radelte Richtung Innenstadt, als ein Lkw-Fahrer offenbar nach rechts in die Stauffenbe­rgstraße einbiegen wollte und die Frau erfasste, die gerade die Straße querte. Die 29-Jährige erlag noch an der Unfallstel­le ihren Verletzung­en.

Oder der Fall aus dem Juni, als in der Stadtbachs­traße zwei Radfahrer aus bis heute ungeklärte­r Ursache kollidiert­en. Einer von ihnen, ein

69-jähriger Mann, stürzte auf die Straße und geriet unter ein fahrendes Auto. Der Mann starb im Klinikum, nachdem Ärzte vergeblich um sein Leben gekämpft hatten.

Man konnte im vergangene­n Jahr zumindest den Eindruck gewinnen, dass sich Verkehrsun­fälle mit tödlichem Ausgang für Radfahrer in der Stadt häuften. Es war nicht nur ein Eindruck, wie die nun veröffentl­ichte Unfallstat­istik des Polizeiprä­sidiums Schwaben Nord belegt. Demnach kamen 2017 in Augsburg fünf Fahrradfah­rer bei Verkehrsun­fällen ums Leben. 2016 war es kein Einziger gewesen, und auch in den Jahren zuvor hatte die Zahl nicht so hoch gelegen. Wie hoch sie 2017 tatsächlic­h im Vergleich war, verdeutlic­ht ein Blick auf die Anzahl aller Menschen, die nach der Polizeista­tistik im vergangene­n Jahr infolge von Verkehrsun­fällen in Augsburg gestorben sind. Es waren sieben. Radfahrer, so viel lässt sich sagen, waren zuletzt die deutlich gefährdets­ten Verkehrste­ilnehmer.

Unfälle dieser Art gebe es vor allem in Ballungsrä­umen, sagt Ralf Bührle, im Polizeiprä­sidium zuständig für den Bereich Verkehr. Dementspre­chend sieht auch die Statistik des Polizeiprä­sidiums aus: Neben den fünf tödlichen Fällen in Augsburg verzeichne­ten die Ermittler nur drei weitere Radunfälle mit tödlichem Ausgang im gesamten Präsidiums­bereich, der neben dem Großraum Augsburg auch die Landkreise Dillingen und Donau-Ries umfasst. Und zwei davon, sagt Bührle, passierten quasi noch im Speckgürte­l der Großstadt.

Auffallend sei auch das ver- hohe Alter der Verstorben­en. Vier der acht ums Leben gekommenen Radfahrer im Präsidiums­bereich waren über 80 Jahre alt. Sechs dieser acht Unfälle sind nach Polizeiang­aben von den Radlern selbst verursacht worden.

Insgesamt zeigt die Statistik trotz der tragischen Beispiele eine durchaus positive Tendenz: Die Zahl der Verkehrsto­ten, in Augsburg so hoch wie zuletzt 2013 und 2008, ist im gesamten Präsidiums­bereich in zehn Jahren um mehr als 50 Prozent gesunken. Es kommt vor allem zu deutlich weniger Toten durch Alkohol am Steuer. In Augsburg gab es 2017 zwar geringfügi­g mehr Unfälle im Straßenver­kehr als im Vorjahr, 10 660 zu 10 621, dafür aber rund 60 Menschen weniger, die sich bei den Karambolag­en verletzten.

Die Polizei erfasst zugleich nicht nur die Anzahl der Unfälle, der Verletzten, der Getöteten, sie analysiert die Ursachen der Karambolag­en. Hauptursac­he für Verkehrsun­fälle in der Stadt ist laut Statistik fehlender Sicherheit­sabstand – zu 42 Prozent aller Unfälle kam es deswegen. 27 Prozent aller Fälle passierten, als Verkehrste­ilnehmer abbiegleic­hsweise gen, wenden oder rückwärtsf­ahren wollten. 14 Prozent, weil die Vorfahrt missachtet wurde. Vergleichs­weise selten krachte es in Augsburg, weil Verkehrste­ilnehmer mit zu hoher Geschwindi­gkeit fuhren, beim Überholen nicht aufpassten oder alauch koholisier­t unterwegs waren. Auch das sind Merkmale einer Großstadt mit teils engen Straßen und viel Verkehr, der hohes Tempo oft gar nicht erst zulässt. In ländlicher­en Gebieten in Schwaben liegt der Anteil der Unfälle, die aufgrund zu hoher Geschwindi­gkeit verursacht wurden, weit über dem Augsburger Wert.

Insgesamt betrachtet steigt die Zahl der Unfälle in der Stadt seit Jahren an. Waren es 2008 lediglich rund 8300, erfassten die Polizeibea­mten 2017 die angesproch­enen 10660. Der Grund dafür ist offenkundi­g ziemlich banal. Zum einen wächst die Bevölkerun­g in der Stadt seit Jahren – um mehr als zehn Prozent seit 2008. Zum anderen steigt die Zahl der angemeldet­en Kraftfahrz­euge – und das sogar deutlich stärker als die Bevölkerun­g. Waren es 2008 noch 131000, sind es inzwischen derzeit rund 156 500 Fahrzeuge.

Alkohol am Steuer ist seltener ein Thema

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 ?? Archivfoto: Annette Zoepf ?? Im September 2017 endete ein Verkehrsun­fall in der Stauffenbe­rgstraße für eine junge Frau tödlich. Es war nicht das einzige Mal, dass Radler im vergangene­n Jahr infolge ei nes Verkehrsun­falles starben.
Archivfoto: Annette Zoepf Im September 2017 endete ein Verkehrsun­fall in der Stauffenbe­rgstraße für eine junge Frau tödlich. Es war nicht das einzige Mal, dass Radler im vergangene­n Jahr infolge ei nes Verkehrsun­falles starben.

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