Lederhosentraining soll nach Augsburg kommen
In einigen bayerischen Städten gibt es das kostenlose Sportkonzept in öffentlichen Parkanlagen längst. In der Fuggerstadt stieß der Veranstalter bislang bei den Behörden auf Granit. Doch jetzt stehen die Zeichen gut
Über zwei Jahre hinweg hat der Münchner Fitnesscoach Klaus Reithmeier versucht, das sogenannte „Lederhosentraining“nach Augsburg zu bringen. Doch bislang scheiterte das ungewöhnliche Sportkonzept an der Zustimmung der städtischen Behörden. Inzwischen stehen die Zeichen offenbar gut für die kostenlose Sportstunde in einer Grünanlage im Herzen der Stadt.
Jeden Montagabend kommen in den Frühjahr- und Sommermonaten ein paar Hundert Münchner zum Lederhosentraining in den Englischen Garten. Dann gibt ein Trainer in Trachtenhose eine Stunde lang Fitnessübungen vor und die Menge macht sie nach. Es ist bald sieben Jahre her, dass Klaus Reithmeier in München die kostenlose Sportstunde für jedermann ins Leben gerufen hat. Was klein startete, ist inzwischen ein bayernweites Projekt. In einigen Städten wird das Lederhosentraining in öffentlichen Parks oder anderen Grünanlagen angeboten. Ingolstadt, Rosenheim, Deggendorf und Traunstein sind dabei, um ein paar Beispiele zu nennen. Oder auch Landsberg am Lech. In Augsburg allerdings stieß der Veranstalter vorerst auf Granit statt auf Begeisterung.
Mit seinen Anfragen sei er von Amt zu Amt weiterverwiesen und teilweise im Kreis herumgeschickt worden. Eine nächste Anfrage wurde gleich abgebügelt, erzählte Reithmeier vergangenes Jahr noch gegenüber unserer Redaktion. Nun stehen die Zeichen auf Änderung. Offenbar hat der Artikel unserer Zeitung die Geschichte ins Rollen gebracht, so der 34-Jährige.
„Vom Amt für Grünordnung bekam ich signalisiert, dass die RoteTorwall-Anlage zur Verfügung steht. Ich musste jetzt nur noch einen Sondernutzungsantrag stellen.“Noch fehle die offizielle Zusage der Stadt. Aber laut Reithmeier handelt es sich lediglich um eine Formalität. Er freut sich, dass es mit dem Lederhosentraining in Augsburg ab diesem Jahr klappt. Es soll von April bis September immer montagabends von 19 bis 20 Uhr stattfinden. Bei jedem Wetter. Die Rote Torwall-Anlage selbst habe er sich vor Ort noch nicht angeschaut. „Aber ich habe es auf Google-Maps gesehen.“Der Münchner ist mit dem zentralen Standort sehr zufrieden. Wie auch mit seinem Partner.
Das Lederhosentraining soll nämlich in Kooperation mit dem Turnverein Augsburg (TVA) stattfinden. Der Fitnesscoach erklärt, wie das zustande kam. „Der Bayerische Landessportverband hat das Lederhosentraining beobachtet und kam jetzt auf uns zu. Dort denkt man, dass es der Vereinslandschaft guttun würde, wenn Vereine das aufnehmen.“Beim TVA, der mit 5000 Mitgliedern der größte Sport-und Fitnessverein in Augsburg ist, rannte Reithmeier offene Türen ein. Der Vertrag soll in diesen Tagen unterschrieben werden.
„Wir waren gleich begeistert von der Idee, für jedermann, für jedes Alter und für jedes Fitnesslevel eine kostenlose Sportstunde anzubieten“, erzählt Christian Butz, Leiter für Organisation beim TVA. Der Verein hat sich bereit erklärt, seine eigenen Trainer für das Lederhosentraining in der Rote-TorwallAnlage zu stellen. „Zwar rechnet sich das für uns als Verein anfangs nicht. Wir müssen die Übungsleiter ja bezahlen und das Training ist schließlich kostenlos“, sagt Butz. Aber es sei eine tolle Werbung. Man verspreche sich davon auch neue Kunden oder Mitglieder. „Außerdem sind wir ein gemeinnütziger Verein. Wir sehen es als Aufgabe, etwas für die Bevölkerung zu tun.“
Für den Münchner Sportveranstalter Klaus Reithmeier selbst bedeutet Augsburg eine weitere Etablierung seiner Marke „Lederhosentraining“. Sein Ziel ist es, die öffentliche Sportstunde in Zukunft ordentlich zu vermarkten. Es gebe schon Gespräche mit Sponsoren, verrät er. Darunter seien ein beLederhosentraining kannter Wäschehersteller und eine große Krankenkasse. Zu der Entstehung des Lederhosentrainings gibt es übrigens eine Geschichte.
Als Klaus Reithmeier vor einigen Jahren auf dem Oktoberfest war, dehnte sich der Volksfestbesuch weiter aus, als geplant. Er erschien direkt nach der Wiesn bei einem Kunden in seiner Krachledernen. Zum Umziehen war keine Zeit mehr. „Der war amüsiert und fand, dass ich in der Lederhose dem Training ein besonders gutes Konzept verpasst hatte.“Das Konzept, bei dem die Freude an der Bewegung an frischer Luft im Vordergrund steht, war damit geboren.