Feuilleton
Ecke-Künstler stellen aus
Die Vernissage war ein voller Erfolg, erzählt Ulo Florack in der Ecke Galerie. Gemeinsam mit Günther Baumann hat er eine Gruppenausstellung mit Ecke-Künstlern zusammengestellt. Als die Schau eröffnet wurde, war die Galerie nicht nur sehr gut besucht, es habe auch viele Gespräche zwischen den Beteiligten gegeben, sagt Florack. Denn so oft und intensiv wie vielleicht früher einmal nehmen sich die einzelnen Künstler auch nicht mehr wahr. Schließlich kennen sich alle schon ziemlich lange. „Alle rennen in der Kunst der Jugend hinterher, wir setzen einen Kontrapunkt“, sagt Florack. In der Ausstellung mit dem Titel „Stainless, vol. 1, 25/50“sind Künstler ausgewählt, die zwischen
1925 und 1950 geboren wurden.
15 Ecke-Künstler sind von Florack und Baumann ausgewählt worden. Schnell kann ein solch weit gespannter Zugriff dazu führen, dass die Bilder in den Räumen für sich genommen Qualität bieten, die Räume als Ganzes aber nicht harmonieren, weil die einzelnen Arbeiten nicht zusammenpassen. Da ist dem Duo Florack/Baumann sowohl bei der Auswahl als auch bei der Präsentation ein kleines Kunststück gelungen. Alles harmoniert miteinander, die Arbeiten führen nicht Krieg gegeneinander. Es hat sich ausgezahlt, dass die beiden Galeristen alle
Technik trifft auf uralte Kulturtechnik
Künstler in ihren Ateliers aufgesucht und dort ihre Wunscharbeiten ausgesucht haben.
Zu sehen gibt es deshalb auch ein paar Überraschungen, Werkgruppen, die so noch nicht ausgestellt waren oder nicht ganz so typisch und stilbildend für die Künstler sind – zum Beispiel diese irgendwie irrwitzigen Bilder von Zaven Peter Hanbeck, in denen er indianisch und archaisch anmutende Muster mit Platinenschaltkreisen verwebt. Technik trifft auf uralte Kulturtechnik.
Als Betrachter macht es Spaß, von dort hinüber zu einem BavariaPanorama von Hubert Balze zu gleiten. Vordergründig ist es plakativ, durch seine groben Formen entlarvt es sich auch wieder selbst. An der gegenüberliegenden Wand scheinen Hansjürgen Gartners GegenlichtBilder förmlich zu glühen – als ob Eisenteile gerade den Blick ins Innere des Hochofens verstellen.
Ingrid Olga Fischer ist mit zwei großen Hinterglas-Bildern zu sehen, Klaus Konze nicht mit Malerei, sondern mit Monotypien und Pinselzeichnungen. Im hinteren Raum stehen sich Doris Schilffarth und Karl Hacker gegenüber, die beiden Augsburger Künstler, die immer wieder für Ballett-Compagnien und Theaterhäuser gearbeitet haben. Die Arbeiten konkurrieren in dem Raum nicht gegeneinander, im Gegenteil. Dazwischen sind Skulpturen von Ingeborg Prein – ein Hingucker ihre stilisierten Gärten aus Terrakotta.
Man kann den Zeichner Wilhelm Eger mit seinen gezackten Linien entdecken – auch mit einem Porträt des bereits gestorbenen Bassisten Detlef Kubaczyk. Ranne Köhl, die älteste Künstlerin, ist mit Zeichnungen und Malerei vertreten. Peter Schlichtherle mit einem großen ÖlTableu und der heimliche Ideegeber dieser Schau, der Bildhauer Horst Langer, der mit der Frage nach einer Gruppenausstellung alles ins Rollen brachte, zeigt Stahl-Bauklötze. Ebenfalls zu sehen: Wolfgang Reichert, der ehemalige Ecke-Galerist mit Tischskulpturen und 120 kleinen Zeichnungen aus einer sehr viel umfangreicheren Serie.
Mit Reichert geht es in diesem Rundgang von der Ecke Galerie in die Maxgalerie. Denn dort, in den neuen Räumen von Wolfgang Reichert und Anette Urban, hat es auch einen Ausstellungswechsel gegeben. Zu sehen sind dort großformatige Tulpen des in Bibertal bei Günzburg lebenden Malers Franz Meckl. Geboren im Jahr 1948 würde er auch noch den Kriterien für die Ecke-Ausstellungen entsprechen. Seine Tulpen führt er in der Farbigkeit und in den Farbverläufen an Punkte, an denen es nicht mehr um die Blume, sondern nur noch um Malerei geht. Und doch sind einem die Blüten in der Winterzeit als Abwechslung und als gleichzeitige Erinnerung an wärmere Tage höchst willkommen.
Ein wenig abseits von den üblichen Wegen durch Augsburgs Innenstadt liegt die Dependance der Rinnenthaler Galeristin Claudia Weil. In der Bergstraße in Göggingen hat sie ihre Außenstelle eröffnet. Und: Es gibt auch dort Blumen zu sehen, digitale Blumen, die der tschechische Künstler Stanislav Vajce geschaffen hat. Die ursprüngliche Pracht des barocken Irrgartens in Kremsier, die Vajce einmal auf Fotografien festgehalten hat, ist allerdings nur noch zu erahnen. Er hat die Bilder so bearbeitet und reduziert, dass sie auf 16 mal 16 Pixel großen Modulen ausgespielt werden. Manchmal schaut das so aus, als ob die Pflanzen durch eine Wärmekamera zu sehen sind.